Explosionen, Schüsse, Winnetou: Festspiele starten
Mit Fotos und Video
10 000 Liter Lava fließen, 16 Techniker sorgen dafür, dass es ordentlich knallt und alles glatt läuft auf der Naturbühne in Elspe. „Im Tal des Todes“ geht es in diesem Jahr bei den Karl-May-Festspielen zur Sache. Eine Darstellerin ist schon 35 Jahre dabei und 2016 sogar zu Zweit auf der Bühne.
Es knallt und raucht, lodert und blitzt. Das muss so sein in Elspe, Generationen von Besuchern der Karl-May-Festspiele kennen es so. Natürlich hat sich viel getan in den letzten Jahrzehnten, nur eines hat sich nicht geändert: „Die Faszination Winnetou bleibt“, sagt Jochen Bludau, Gründer und Chef der Sauerländer Kultbühne.
Mehr als 200 000 Besucher werden dieses Jahr wieder kommen, der Kartenverkauf läuft gut: „Hier riecht man den Pulverdampf und spürt die Hitze des Feuers. Das alles geht auf dem Bildschirm nicht. Inzwischen kommen Eltern und Großeltern, um dem Nachwuchs die Geschichten von Karl May näherzubringen. Auch wenn viele Karl May gar nicht gelesen haben. Aber was er geschrieben hat, ist zeitlos“, erklärt Bludau, warum er sich um die Zukunft der Show keine Sorgen machen muss.
Seit 35 Jahren ist sie dabei
Auch wegen Menschen wie Tina Mester nicht. Seit 35 Jahren steht für sie fest, was der Sommer bringt: Einen Auftritt als Akteurin eines der vielen Stücke um Winnetou und Old Shatterhand, die Männer mit Silberbüchse und harter Faust. Tina Mester selbst ist 36 Jahre jung. Und ganz schön schwanger. Das allerdings hält sie nicht davon ab, sich bis zum Entbindungstermin im Juli als Siedlerin im „Tal des Todes“ den Gangstern um den Ober-Bösewicht Leflor entgegenzustellen.
Premiere ist an diesem Samstag. „Die Festspiele sind Familienangelegenheit und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.“ Ebenso wie für viele andere Hobby-Darsteller aus der Umgebung. Mesters Vater war Angestellter der Naturbühne und brauchte sie nicht lange zu überreden, nach den ersten Auftritten im Babyalter auch als Heranwachsende weiter im Ensemble mitzumachen. Mit dabei sind auch Sohn und Tochter. Die neunjährige Cecilia hatte nur eine Sorge, als sie von der erneuten Schwangerschaft ihrer Mutter hörte: „Kann ich dann nicht mehr mitmachen?“ Doch, kann sie. Weil Papa Holger statt der Mama zu den Siedlern stößt.
Besuchsmagnet
Auf große Namen aus der Schauspielbranche verzichtet Jochen Bludau, einst selbst als Winnetou auf der Bühne aktiv und inzwischen nur noch Geschäftsführer, auch 2016 wieder. Große Zuschauermagneten seien sie in den letzten Jahren sowieso nicht gewesen. Also schlüpfen in die Rollen von Winnetou und Old Shatterhand wieder die Herren Jean-Marc Birkholz (seit 2008 Apachenhäuptling) und Kai Noll (kehrte im letzten Jahr als Mann mit der Schmetterhand zuück, den er schon von 2005 bis 2007 gab).
Allerdings: Ganz ohne Neuerungen kommt auch Elspe nicht aus. Und so wurde der viel bewunderte Mississippi-Dampfer, der vor einigen Jahren schon erstmals über die Bühne dampfte, durch eine große Segelyacht ersetzt, auf der Lord David Lindsay (Detlef Heydorn) die Bühne entert. Ihn hat es auf der Suche nach archäologischen Schätzen in den Wilden Westen verschlagen, wo er unglücklicherweise auf die Ganovenbande trifft. Natürlich sind die Blutsbrüder rechtzeitig zur Stelle, um den schrulligen Wissenschaftler vor dem Tod am Galgen zu retten. So viel sei verraten, ohne die Spannung zu nehmen.