Angesichts der jüngsten Gewaltausbrüche zwischen Syrern und Libanesen im Ruhrgebiet warnen Wissenschaftler davor, dies allein mit kriminellen Clan-Strukturen zu begründen. „Dieser Begriff stigmatisiert und erklärt nicht den Konflikt“, sagte der Soziologe Salah El-Kahil von der Universität Duisburg-Essen. Die weitaus meisten Mitglieder der Familien seien nicht Mitglied krimineller Strukturen.
Die Gewalt durch angebliche patriarchalische Großstrukturen mit einheitlich krimineller Zielrichtung und einer verbreiteten Ablehnung des Staats zu erklären, greife zu kurz, sagte El-Kahil. „Dafür gibt es keine ausreichenden Belege in der Forschung.“
In Castrop-Rauxel waren nach einem privaten syrisch-libanesischen Familienstreit vor mehr als einer Woche zwei größere Gruppen beider Nationen unter anderem mit Dachlatten, Baseballschlägern und Messern aufeinander losgegangen. Mehrere Menschen wurden verletzt. Einen Tag später gab es in Essen einen Marsch zahlreicher Libanesen durch die Innenstadt und eine erneute Schlägerei mit Syrern.
Der Duisburger Migrationsforscher Thorsten Schlee forderte eine deutliche Vereinfachung des Aufenthaltsrechts in Deutschland. Das bisherige äußerst komplizierte Recht „produziert Ausschlüsse und ist weder von den Schutzsuchenden zu verstehen noch von den Verwaltungen zu handhaben“, sagte er der dpa. Nötig sei ein leichterer Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Integrationskursen.
dpa
Partei fordert Dreifach-Strategie nach Massenschlägerei: „KOD muss personell gestärkt werden“
Liveblog zum Clan-Krieg in Castrop-Rauxel: Ruhe in Essen eingekehrt – Film zeigt „Friedensgipfel“