Experten-Talk: Rettung oder Risiko? 8 Fragen und Antworten rund um die Corona-Impfung

Wie sicher ist das Impfen?

In unserem Live-Talk haben sich Experten Ihren Fragen rund ums Thema Impfen gestellt - gibt es allergische Reaktionen? Muss ich die Impfung jedes Jahr wiederholen? Fragen und Antworten.

von Randolf Leyk

, 05.03.2021, 21:12 Uhr / Lesedauer: 3 min
„Rettung oder Risiko: Wie sicher ist das Impfen?“ - Unter diesem Motto stand unser Live-Talk mit vier Experten.

„Rettung oder Risiko: Wie sicher ist das Impfen?“ - Unter diesem Motto stand unser Live-Talk mit vier Experten. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Zunächst war nicht genügend Impfstoff da, dann gab es Chaos bei der Anmeldung zu den Impfterminen. Anschließend wurde über die Reihenfolge gestritten, Geschichten über Impfvordrängler machten die Runde. Und jetzt ist plötzlich reichlich Impfstoff vorhanden, wird aber zu großen Teilen gar nicht verimpft. Moderator Ulrich Breulmann brachte es gleich zu Beginn unseres Live-Talks auf den Punkt: „Es gibt so viele Unklarheiten, Gerüchte über ganz üble Nebenwirkungen bei diesem oder jenem Impfstoff, Kritik am Thema und Fragen zur Wirksamkeit.“

Auch Sportler kann das Virus treffen

Deshalb war es Zeit zu reden, zum zweiten Mal zum Thema Impfen – mit Gesa Gosing-Heyden, Christian Thomé, Prof. Dr. Carsten Watzl und Dr. Hermann Geldmann haben sich eine Expertin und drei Experten in unserem Live-Talk Ihren Fragen gestellt und sind gemeinsam mit Ulrich Breulmann tief in die Thematik eingestiegen.

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Gesa Gosing-Heyden kam als Betroffene direkt auf den Punkt, als sie durch eine Corona-Infektion im vergangenen Jahr regelrecht von den Beinen geholt wurde. „Ich habe mich auf der Arbeit bei einer Patientin angesteckt. Ich treibe viel Sport, trinke nicht, lebe gesund. An dem Tag, als es losging, war ich noch joggen, danach arbeiten. Und zu Hause lag ich dann mit Fieber danieder und hatte richtig schlimme Hautschmerzen, vom Geschmackssinn abgesehen“, sagte sie.

Gesa Gosing-Heyden musste das Atmen wieder neu lernen, leidet aber immer noch an Spätfolgen. Sie kann nur vor allzu viel Leichtsinn warnen und würde sich sofort impfen lassen. Wer in dem Zusammenhang einen Einzelfall vermutet, der liegt falsch. „Wir haben sehr viele Fälle mit solch schlimmen Verläufen“, versicherte Dr. Hermann Geldmann. Dagegen hielten sich Impfreaktionen in Grenzen, wie auch Prof. Watzl betonte, Nebenwirkungen seien sogar keine bekannt. Allerdings gab Christian Thomé zu bedenken, dass Bekannte als Rettungssanitäter bei den Impfreaktionen beschleunigten Herzschlag und Fieber beobachtet hätten.

Hier einige Fragen, die uns erreichten:

Angeblich soll Astrazeneca Krebs auslösen. Stimmt das?

Das ist völliger Quatsch. Wissenschaftlich ist das zu verneinen.

Könnte es zu Problemen für Schwangere oder ein ungeborenes Kind kommen? Und sind die Impfungen für Menschen, die Blutverdünner nehmen, ein Risiko?

Davon ist nicht auszugehen. Bei beiden dürften keine Probleme auftreten.

Darf ich bei bestimmten Krankheiten bzw. Einnahme von bestimmten Medikamenten Astrazeneca einnehmen?

Ja. Denn Astrazeneca ist ein sogenannter Totimpfstoff. Die Impfung birgt keine zusätzliche Gefahr. Lediglich die Wirksamkeit könnte geringer sein.

Wie komme ich an eine Bescheinigung für einen Härtefall?

Da hilft ein Blick in die Verordnung. Man benötigt ein Attest des Arztes, der fachlich autorisiert ist. Damit muss man sich an die Kreisverwaltung oder kreisfreien Städte wenden. Hilfe gibt es auch unter den jeweiligen Hotlines, von Kreis zu Kreis oder Stadt zu Stadt ist die aber unterschiedlich.

Bekomme ich in Impfgruppe 2 auch schriftlich Bescheid, wann ich einen Termin ausmachen kann?

Es gibt noch keine landesweit einheitliche Lösung. Da lohnt ein Blick in die Tageszeitung oder/und auf die Webseiten der Kreise und Städte.

Muss ich die Impfung zukünftig jedes Jahr wiederholen, um immun zu sein?

Die Zahl der Antikörper, die bei der Impfung erzeugt werden, ist sehr hoch. Deshalb gehen unsere Experten davon aus, dass die Wirkung mehrere Jahre anhält, allerdings nicht lebenslang.

Kann ich bedenkenlos geimpft werden, wenn ich unter Allergien leide, oder scheiden bestimmte Impfstoffe aus?

Aktuell gibt es noch keine negativen Erkenntnisse. Allerdings muss man aufpassen, wenn man gegen Bestandteile eines Impfstoffes allergisch ist. Dann sollte auf ein alternatives Präparat ausgewichen werden.

Kann ich bei einer laufenden Chemotherapie geimpft werden?

Der Impfstoff würde keine schweren Nebenwirkungen mit sich bringen. Doch da das Immunsystem geschwächt ist, sollte das mit dem zuständigen Onkologen besprochen werden.

Muss ich mich auch nach einer überstandenen Corona-Erkrankung impfen lassen, um immun zu bleiben?

Ja, man sollte rund sechs Monate warten und sich dann impfen lassen. Dann wird auch nur noch eine Impfung benötigt.

Unsere Experten: Prof. Dr. Carsten Watzl: Er ist Direktor am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund und leitet dort den Fachbereich Immunologie. Dr. Hermann Geldmann: Er hat als Hausarzt in Waltrop praktiziert. Jetzt hat er sich aus dem Rentnerdasein zurückholen lassen und leitet aktuell den medizinischen das Impfzentrum in Recklinghausen am Konrad-Adenauer-Platz. Gesa Gosing-Heyden: Sie ist Physiotherapeutin. Im Frühjahr 2020 erkrankte die durchtrainierte Frau selbst an Covid-19. Sie konnte aus eigener Erfahrung berichten, welche Folgen eine Corona-Infektion auch für junge Menschen haben kann. Christian Thomé: Er ist als Techniker für Bank- und Kassensysteme viel unterwegs und arbeitet ehrenamtlich als Rettungssanitäter. Er zählt nicht zu den radikalen Impfgegnern, aber er blickte kritisch aufs Thema Impfen.
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