Ex-Football-Profi Kuhn: NFL ist ein kurzlebiges Geschäft

Footballer Markus Kuhn wäre fast bei einem der Super-Bowl-Teilnehmer gelandet. Den Sprung in den Kader der Patriots verpasste er knapp. Nun erklärt er, wer im NFL-Finale Favorit ist.

Houston (dpa)

von Interview: Nikolai Huland

, 04.02.2017, 08:40 Uhr / Lesedauer: 3 min

Markus Kuhn hat sich kürzlich aus dem professionellen American Football zurückgezogen. Foto: Manny Flores

Markus Kuhn hat sich kürzlich aus dem professionellen American Football zurückgezogen. Foto: Manny Flores

Der ehemalige American-Football-Spieler Markus Kuhn kennt den Super-Teilnehmer New England Patriots genau. Bis kurz vor der Saison stand er einige Monate im Kader der "Pats". Kürzlich verkündete der Defensive Tackle sein Karriereende.

Was Kuhn vom Super Bowl zwischen den Atlanta Falcons und New England in Houston in der Nacht zum Montag erwartet, erklärt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Was für ein Spiel wird der Super Bowl?

Markus Kuhn: Wir können uns auf jeden Fall auf ein spannendes Spiel freuen. Die Patriots mit ihren hochklassigen Spielern und die Falcons, die mit ihrem Quarterback Matt Ryan eine tolle Saison hinlegen, sind ein super Matchup. Es spielt die beste Offensive, die der Falcons, gegen die Patriots, die die beste Defensive haben. Dazu sage ich: "Defense wins championships". Gegen die beste Defensive zu wetten, gerade wenn sie trotzdem eine Topoffensive mit Quarterback Tom Brady im Rücken hat, fällt mir schwer. Ich sehe die Patriots vorne.

Sie kennen die Patriots besonders gut, weil Sie in der Saisonvorbereitung für sie gespielt haben. Was kann deren Defensive denn so gut?

Kuhn: Ganz klar: Es fängt mit Bill Belichick an. Der Headcoach ist ein altes Defensivgenie. Sein Zögling, Matt Patricia, ist meiner Meinung nach der beste Defense-Koordinator der Liga. Er bereitet seine Spieler extrem gut auf den jeweiligen Gegner vor. Und er kann unter unglaublich guten Spielern auswählen. Seine Hauptbezugsperson ist der Middel Linebacker Dont?a Hightower. Er ist auf seiner Position einer der besten der Liga. Und auch sonst haben sie ein starkes Gerüst: Sie sind auf jeder Position tief besetzt. Das ist ihnen die ganze Saison über zugute gekommen, und das wird ihnen auch im Super Bowl zugute kommen.

Sie haben gesagt, dass Sie nicht traurig darüber sind, es nicht in den Kader der Patriots geschafft zu haben. Woran hat es gelegen, dass es nicht geklappt hat?

Kuhn: Ich habe mich damals für die Patriots entschieden, weil ich mir sicher war, dass sie wieder eine Chance haben, im Super Bowl zu stehen. Ich wusste nicht, wie lange meine Karriere noch dauert. Ich habe viel mehr erreicht, als ich jemals gedacht habe. Ich weiß, dass die Entscheidungen immer sehr knapp waren, es bei den Giants die letzten vier Jahre ins Team geschafft zu haben. Die NFL ist ein sehr kurzlebiges Geschäft. Deshalb sage ich, dass ich froh bin, es im fünften Jahr noch mal ganz oben versucht zu haben und dort knapp gescheitert zu sein.

Sie planen, in New York einen Masterstudiengang zu absolvieren, um herauszufinden, was Sie in Zukunft machen möchten. Wie geht es Ihnen denn körperlich nach ihrer Football-Karriere? 

Kuhn: Ich habe vier NFL-Saisons gespielt und habe nach diesen vier Jahren drei Operationen gehabt. Football ist eine der brutalsten Mannschaftssportarten, die es überhaupt gibt. Verletzungen können da nicht außen vor bleiben. Ich habe Glück gehabt, ich bin von Gehirnerschütterungen verschont geblieben, der Birne geht es also relativ gut (lacht). Bei Spielern meiner Position ist es wichtig, dass man etwas abspeckt und im Alltag nicht mit 140 Kilo rumläuft. Das tut dem Körper gut. Ansonsten bin ich sehr fit. Mir geht es wirklich gut. Ob ich jetzt, wenn ich 50, 60 bin, in meinen Knien schneller Arthritis bekomme, dann ist es so.

Was ist der Reiz daran, eine der brutalsten Mannschaftssportarten auszuüben?

Kuhn: Die NFL ist das Messen der weltbesten Athleten. Ich glaube, es gibt keine Sportart, in der größere, stärkere, schnellere und athletischere Spieler aufeinander treffen. Zudem ist jede Position ganz unterschiedlich. Ein Receiver wie Odell Beckham könnte meine Position nicht spielen, egal wie gut er auf seiner ist. Und ich könnte seine nicht spielen. Die Vielfalt reizt extrem.

ZUR PERSON: Markus Kuhn kommt aus Weinheim bei Heidelberg. Beim Super Bowl ist der 30-Jährige als Experte für Sat1 in Houston. Von 2012 bis 2015 bestritt er vier NFL-Saisons für die New York Giants. Davor spielte er für die North Carolina State University.

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