Es muss nicht immer Verdis „Falstaff“ sein Opernstudio NRW mit „Un giorno di regno“

Es muss nicht immer Verdis „Falstaff“ sein
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Eine komische Oper von Verdi – wer denkt da nicht an seinen „Falstaff“? Auch die neue Produktion des Opernstudios NRW, die am Freitag im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier Premiere feierte, verspricht laut Banner auf dem Vorhang einen „Falstaff“.

Doch als die ersten Töne im Orchester erklingen, erhebt der Komponist selbst – gespielt und gesungen (!) von Georg Hansen – Einspruch. Statt seines letzten Meisterwerks werde er seine zweite Oper „Un giorno di regno“ aufführen.

Verdi verteidigt sein Werk

„Nie gehört“, wendet eine Stimme aus dem Orchestergraben ein. „Großartig“ entgegnet der alte Verdi in schwarzem Anzug samt Zylinder und weißem Schal, der – wie alle – italienisch spricht. Dass sein Frühwerk 1840 bei der Mailänder Uraufführung total durchgefallen war, behält er selbstredend für sich.

Geistreich-witzig wie dieser Prolog gibt sich auch die weitere Inszenierung der in der Tat so gut wie unbekannten, auf Deutsch „König für einen Tag“ betitelten Opern-Komödie. Roman Hovenbitzer lässt den Zweiakter in der Mailänder „Casa di riposo“ spielen, die Verdi als Altersresidenz für verarmte vormalige Musiker gestiftet hat.

Verdi selbst (Georg Hansen) leitet die Aufführung
Verdi selbst (Georg Hansen) leitet die Aufführung. © Isabel Machado Rios

Der Komponist, also der Tenor Georg Hansen, ist dabei als „Mädchen für alles“ ständig mit von der Partie: Mal hilft er den Sängern beim Einkleiden, mal treibt er sie auf die Bühne, spielt selbst mit oder setzt sich ans Klavier, um so tun, als würde er die Rezitative begleiten.

Verdis noch ganz im Stil der komischen Opern Rossinis gehaltene Musik wird von Giuliano Betta am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen spritzig umgesetzt. Das junge, spielfreudige Ensemble führt Oleh Lebedyev an. Der ukrainische Bariton gibt den Cavaliere Belfiore, der den polnischen König einen Tag lang wegen dessen Abwesenheit vertritt und dafür sorgt, dass zwei junge Paare, die sich lieben, auch zusammenkommen.

Publikumsliebling Kim

Er selbst hat es mit nobler, kerniger Stimme auf die Marchesa del Poggio abgesehen, die von Publikumsliebling Heejin Kim gesungen wird. Die resolute Lina Hoffmann und der lyrisch weiche Tenor Benjamin Lee bilden das zweite Pärchen.

Termine: 18. 6.; Wiederaufnahme 23. 3. 2024; Karten: Tel. (0209) 409 72 00.

www.musiktheater-im-revier.de

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