"Es ist unfassbar und bleibt es für immer"
Halterner Opfer wieder zu Hause
Zweieinhalb Monate nach der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen sind die ersten Opfer zu ihren Angehörigen nach Deutschland zurückgebracht worden. In Haltern rückten die Menschen am Mittwoch zusammen, als der Konvoi aus weißen und schwarzen Bestattungswagen die Stadt erreichte. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen waren bei dem Absturz ums Leben gekommen.

Ein Konvoi aus Leichenwagen mit Opfern des Germanwings-Absturzes fährt über die Autobahn A3 bei Mülheim an der Ruhr in Richtung Haltern.
Es ist der Schulleiter des Halterner Joseph-König-Gymnasiums, der wie schon kurz nach dem Absturz auch am Mittwoch vielen aus der Seele spricht: "Der Tag war grausam und brutal", sagt ein sichtlich mitgenommener Ulrich Wessel. "Weitere grausame Augenblicke werden in den nächsten vierzehn Tagen folgen, aber die Eltern sind erleichtert, dass sie nun ihre Kinder beerdigen können."
"Ein positiver Tag"
Die Bilder des Konvois gehen am Mittwoch um die Welt. Leichenwagen an Leichenwagen rollt erst über die Autobahn von Düsseldorf in Richtung Haltern, dann, von der Autobahnausfahrt am Annaberg durch die Seestadt. Die Bilder machen betroffen. Und helfen, zu verarbeiten. "Trotz aller Dramatik war es ein positiver Tag, weil die Eltern nach den vielen Wochen des Wartens endlich ihre Kinder wieder in Haltern haben", sagt Bürgermeister Bodo Klimpel später nach dem Eintreffen in der Heimatstadt.
Die Eltern der Opfer sehen an diesem Tag noch einmal, dass sie nicht alleine sind. "Die Halterner rücken in dieser neuen Trauerphase wieder enger zusammen. Das zu spüren, tut den Angehörigen gut", sagt Klimpel. Tatsächlich sind die Straßen gesäumt mit Menschen, die stumm auf den Bürgersteigen stehen, viele halten weiße Rosen oder Kerzen in den Händen. Tränen fließen.
Zeremonie auf dem Flughafen
Zuvor hatte es auf dem Flughafen in Düsseldorf eine Zeremonie gegeben, an deren Ende die Särge mit den sterblichen Überresten übergeben wurden. Angehörige der insgesamt 44 zurückgebrachten Toten gingen von Sarg zu Sarg, um sich von den toten Kindern zu verneigen. "Bemerkenswert war, wie die Angehörigen sich gegenseitig getröstet haben", sagt Klimpel.
45 Minuten später als geplant setzt sich der Konvoi dann in Bewegung. Zwei der beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Schüler sind nicht dabei. Die Familien haben eine andere Form der Rückkehr gewünscht.
Die Bestattungen in den nächsten zwei Wochen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wer trauern möchte, kann dies in der Halterner Sixtuskirche tun. Vor dem Altar dort liegt ein Kondolenzbuch. Jemand hat hineingeschrieben: "Es ist unfassbar und bleibt es für immer."
Am Dienstag war auch international die Rückführung der 150 Leichen aus Frankreich gestartet worden, wie die Fluggesellschaft Germanwings bekannt gab. Die Särge werden teils in Linienflügen in die jeweiligen Heimatländer gebracht. Am kommenden Montag soll noch eine Sondermaschine Särge nach Spanien bringen. 51 Opfer stammen aus Spanien, 72 aus Deutschland – darunter auch fünf aus Dortmund und ein Opfer aus Lünen.
Mit Material der dpa