"Es ist unfassbar und bleibt es für immer"

Halterner Opfer wieder zu Hause

Zweieinhalb Monate nach der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen sind die ersten Opfer zu ihren Angehörigen nach Deutschland zurückgebracht worden. In Haltern rückten die Menschen am Mittwoch zusammen, als der Konvoi aus weißen und schwarzen Bestattungswagen die Stadt erreichte. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen waren bei dem Absturz ums Leben gekommen.

Haltern/Düsseldorf

, 11.06.2015, 00:41 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein Konvoi aus Leichenwagen mit Opfern des Germanwings-Absturzes fährt über die Autobahn A3 bei Mülheim an der Ruhr in Richtung Haltern.

Ein Konvoi aus Leichenwagen mit Opfern des Germanwings-Absturzes fährt über die Autobahn A3 bei Mülheim an der Ruhr in Richtung Haltern.

Es ist der Schulleiter des Halterner Joseph-König-Gymnasiums, der wie schon kurz nach dem Absturz auch am Mittwoch vielen aus der Seele spricht: "Der Tag war grausam und brutal", sagt ein sichtlich mitgenommener Ulrich Wessel. "Weitere grausame Augenblicke werden in den nächsten vierzehn Tagen folgen, aber die Eltern sind erleichtert, dass sie nun ihre Kinder beerdigen können."

"Ein positiver Tag"

Die Bilder des Konvois gehen am Mittwoch um die Welt. Leichenwagen an Leichenwagen rollt erst über die Autobahn von Düsseldorf in Richtung Haltern, dann, von der Autobahnausfahrt am Annaberg durch die Seestadt. Die Bilder machen betroffen. Und helfen, zu verarbeiten. "Trotz aller Dramatik war es ein positiver Tag, weil die Eltern nach den vielen Wochen des Wartens endlich ihre Kinder wieder in Haltern haben", sagt Bürgermeister Bodo Klimpel später nach dem Eintreffen in der Heimatstadt. 

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

Germanwings-Absturzopfer nach Haltern überführt

10.06.2015
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Vor dem Schulzentrum warten Hunderte Menschen auf den Konvoi, der um 16.52 Uhr dort eintraf.© Foto: Benjamin Glöckner
Auf dem Schulhof vor dem Gymnasium wurden vor einigen Wochen 18 Bäume als Andenken an die 16 Schülerinnen und Schüler und die beiden verstorbenen Lehrerinnen gepflanzt. Gestern lag vor jedem Baum eine Grabkerze und eine weiße Rose.© Foto: Benjamin Glöckner
Hunderte Menschen warteten vor dem Schulzentrum auf den Konvoi.© Foto: Benjamin Glöckner
Zahlreiche Medienvertreter berichteten von dem Geschehen vor der Schule.© Foto: Daniel Winkelkotte
Vorbei am Bahnhof ging es weiter zu einem Bestattungshaus.© Foto: Daniel Winkelkotte
Einige Menschen hielten sich währen der Vorbeifahrt des Konvois an den Händen.© Foto: Benjamin Glöckner
In der katholischen Kirche St. Sixtus ist das Halterner Gabelkreuz wieder in den Altarraum versetzt, vor dem Altar brennt die Osterkerze. Dazwischen stehen für jedes verstorbene Kind Anthurien mit Namensschleifen, am Fuße des Kreuzes liegen Bilder der Gymnasiasten.© Foto: Elisabeth Schrief
Die Sondermaschine der Lufthansa war am Dienstagabend in Düsseldorf gelandet.© dpa
Die Lufthansa setzt die Überführung der Germanwings-Todesopfer am kommenden Montag (15. Juni) fort. Dann werde eine Sondermaschine von Marseille nach Barcelona starten, sagte ein Sprecher der Airline am Mittwoch in Frankfurt.© dpa
Die Leichenwagen brachen am frühen Nachmittag am Düsseldorfer Flughafen auf.© dpa
Elf Wochen nach der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen sind die ersten Opfer nach Deutschland gebracht worden.© dpa
Die Polizei sorgte dafür, dass den Konvoi kein anderes Fahrzeug überholen konnte.© dpa
Der Bus mit den Angehörigen begleitet den Konvoi.© dpa
In einem Hangar auf dem Flughafen Düsseldorf hatte zuvor ein würdevolles Gedenken stattgefunden.© dpa
Ein Konvoi aus Leichenwagen mit Opfern des Germanwings-Absturzes fährt über die Autobahn A3 bei Mülheim an der Ruhr in Richtung Haltern.© dpa
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Die Eltern der Opfer sehen an diesem Tag noch einmal, dass sie nicht alleine sind. "Die Halterner rücken in dieser neuen Trauerphase wieder enger zusammen. Das zu spüren, tut den Angehörigen gut", sagt Klimpel. Tatsächlich sind die Straßen gesäumt mit Menschen, die stumm auf den Bürgersteigen stehen, viele halten weiße Rosen oder Kerzen in den Händen. Tränen fließen.

Zeremonie auf dem Flughafen

Zuvor hatte es auf dem Flughafen in Düsseldorf eine Zeremonie gegeben, an deren Ende die Särge mit den sterblichen Überresten übergeben wurden. Angehörige der insgesamt 44 zurückgebrachten Toten gingen von Sarg zu Sarg, um sich von den toten Kindern zu verneigen. "Bemerkenswert war, wie die Angehörigen sich gegenseitig getröstet haben", sagt Klimpel.

45 Minuten später als geplant setzt sich der Konvoi dann in Bewegung. Zwei der beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Schüler sind nicht dabei. Die Familien haben eine andere Form der Rückkehr gewünscht.

Die Bestattungen in den nächsten zwei Wochen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wer trauern möchte, kann dies in der Halterner Sixtuskirche tun. Vor dem Altar dort liegt ein Kondolenzbuch. Jemand hat hineingeschrieben: "Es ist unfassbar und bleibt es für immer."

Rückführung hat begonnen
Am Dienstag war auch international die Rückführung der 150 Leichen aus Frankreich gestartet worden, wie die Fluggesellschaft Germanwings bekannt gab. Die Särge werden teils in Linienflügen in die jeweiligen Heimatländer gebracht. Am kommenden Montag soll noch eine Sondermaschine Särge nach Spanien bringen. 51 Opfer stammen aus Spanien, 72 aus Deutschland – darunter auch fünf aus Dortmund und ein Opfer aus Lünen.

Mit Material der dpa