Ermittlungen nach Säureangriff gehen weiter Bekannte trauen Bergkamener die Tat nicht zu

Ermittlungen nach Säureangriff: Bekannte trauen Mann die Tat nicht zu
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Seit Montagnachmittag (1. Juli) sitzt ein 43-jähriger Bergkamener in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, am Sonntag in einem Café in Bochum einen Säureangriff auf einen Mann verübt zu haben, bei dem mehrere Menschen verletzt wurden, darunter auch Polizisten und Rettungskräfte. Insgesamt 14 Menschen wären von dem Vorfall betroffen, heißt es. In der Nacht zu Montag hatten Polizeikräfte unter großen Sicherheitsvorkehrungen die Wohnung des Mannes an der Hochstraße in Bergkamen-Mitte durchsucht und mehrere verdächtige Behälter sichergestellt.

Inzwischen ermittelt die Mordkommission wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Denn der Mann setzte bei seinem Angriff hoch konzentrierte Schwefelsäure ein. „Der Tatverdächtige bestreitet die Tat und sagt sonst nichts weiter“, erklärte Frank Lemanis, ein Sprecher der Bochumer Polizei, auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft Bochum leite die Ermittlungen und die Befragung der zahlreichen Zeugen dauere noch an. Zudem gäbe es noch offene Fragen zu Motiv und Hintergründen.

Ein Flur, durch den der Tatverdächtige mehrfach gegangen sein dürfte.
An keiner der Wohnungstüren in dem Haus befindet sich nach der Durchsuchung ein Polizeisiegel. © Stefan Milk

Die vermuten Bekannte des Bergkameners im Drogenmilieu. Der Mann sei aufgrund seiner vielen Tatöwierungen stadtbekannt, heißt es. Der Polizei bekannt ist er in jedem Fall, das bestätigt die Behörde. Nach Aussage von Menschen, die den Bergkamener kennen, soll er sowohl in Haft gewesen als auch in einer forensischen Einrichtung behandelt worden sein. Vor Jahren sei es mal um Brandstiftung gegangen, wird erzählt.

Doch hätte man dem Mann auch einen Säureangriff zugetraut? Das verneint ein Bekannter vehement. „Einen gezielten Angriff kann ich mir nicht vorstellen“, sagte ein Mann. „Schon gar nicht, dass der so viele Menschen schädigen wollte.“ Doch der Täter war von Zeugen verfolgt worden und dann von Polizeibeamten in der Nähe des Tatortes festgenommen worden.

Das könne nur ein schrecklicher Zufall gewesen sein, aber bestimmt nicht gewollt, so ein Bekannter. Die Schwefelsäure, so dessen Vermutung, habe der Tatverdächtige für die Herstellung von Amphetamin benötigt. „Eventuell ist da beim Kauf etwas schiefgegangen.“

Nachbarn, die im selben Haus wie der 43-Jährige wohnen, hätten in der Nacht zu Montag zwar den Polizeieinsatz mitbekommen, der sich mit einem Großaufgebot an Rettungs- und Feuerwehrkräften unmittelbar vor der Tür abspielte, aber sonst nichts weiter bemerkt.

Im Haus selbst sieht man keine Spuren des Einsatzes mehr. Keine der Wohnungstüren weist ein Polizeisiegel auf. Einzig: Das Mehrfamilienhaus, dessen Klingelschild völlig gewöhnliche Nachnahmen aufweist, wirkt etwas vernachlässigt.