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Ermittler mussten sich durch über 30.000 Fotos und Videos kämpfen
Missbrauchsprozess fortgesetzt
In Dortmund ist der Missbrauchsprozess gegen einen 39-jährigen Mann aus Fröndenberg fortgesetzt worden. Weil der Angeklagte weiter nicht aussagen will, machen die Richter Nägel mit Köpfen.
Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte seinem 14-jährigen Sohn in den Jahren 2018 und 2019 immer wieder sexualisierte Gewalt angetan haben. Obwohl der Junge deutlich gemacht habe, dass er keinen intimen Kontakt mit dem Erwachsenen wolle, soll der Fröndenberger immer wieder in das Kinderzimmer geschlichen sein und seinen Sohn ausgezogen haben.
Angeklagter schweigt weiter
Schon am ersten Verhandlungstag hatte der Angeklagte über seinen Verteidiger erklärt, dass er zu den Vorwürfen nichts sagen wolle. Auch die klare Ansage des Vorsitzenden Richters Ulf Pennig, dass ein Geständnis sich nur dann wirklich strafmildernd auswirkt, wenn es frühzeitig abgelegt wird, änderte an dieser Entscheidung nichts.
So bleibt der 31. Jugendschutzkammer nichts anderes übrig, als zum nächsten Verhandlungstag Mitte Mai den Jungen als Zeugen zu laden. Der inzwischen 16-Jährige lebt derzeit in einer betreuten Jugendeinrichtung und hat keinerlei Kontakt mehr zu seinem leiblichen Vater.
Junge kommt als Zeuge
Üblicherweise bleibt am Gericht nichts unversucht, einem mutmaßlichen Opfer sexualisierter Gewalt die Aussage zu ersparen. Dafür wäre allerdings ein Geständnis erforderlich gewesen.
Im Rahmen der Vernehmung des Jugendlichen werden die Richter ihn vor allem auch zum Zustandekommen von zahlreichen Bild- und Videodateien befragen, die bei dem Angeklagten sichergestellt wurden.
Am Dienstag wurden am Dortmunder Landgericht die Durchsuchungsprotokolle verlesen, die die Polizei im Mai 2019 verfasst hatte. Zur damaligen Zeit lebte der 39-Jährige noch in Kamen. Erst unmittelbar nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe zog er alleine nach Fröndenberg.
Büro-Ecke mit Computer
Aus den Protokollen geht hervor, dass der Angeklagte in seiner Wohnung eine kleine Büro-Ecke eingerichtet hatte, in der ein Computer und mehrere externe Speichermedien gefunden wurden. Am gleichen Tag nahmen die Beamten dem Mann auch sein Smartphone ab, um es auszuwerten.
Und das dauerte offenbar ziemlich lange. Monate später heißt es in einem Zwischenbericht, dass auf dem Handy mehr als 30.000 Fotos und fast 400 Videodateien gespeichert waren, die alle angesehen werden mussten.
Auf einigen Bildern soll der Sohn des Angeklagten mit entblößten Genitalien zu sehen gewesen sein. Andere hatte der Fröndenberger offenbar von seinem eigenen Intimbereich angefertigt.
Der Prozess wird fortgesetzt.