Ein Mann fasst sich an das Herz. Er hat ein schmerzverzerrtes Gesicht.

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Erhöht eine Corona-Infektion das Herzinfarktrisiko?

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Wie viele Virusinfektionen kann auch Covid-19 zu Herzproblemen führen. Lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzinfarkte können noch Monate nach überstandener Krankheit auftreten.

von Ben Kendal

12.04.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Herz gilt als zentrales Organ des Menschen: Täglich schlägt es etwa 100.000 Mal und pumpt dabei bis zu 10.000 Liter Blut durch den Körper. Gerade weil es so wichtige Funktionen übernimmt, können Störungen des Herzens gravierende Auswirkungen auf den Körper haben – und mitunter auch lebensbedrohlich sein.

Über potentiell gefährliche Herzerkrankungen wie Herzmuskelentzündungen wurde im Zuge der Corona-Pandemie oft berichtet. So wurden sie etwa schon mehrfach im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna nachgewiesen. Sie können aber auch Folge einer Corona-Infektion sein, wie zahlreiche Studien zeigen. Zudem belegen weitere Berichte und Untersuchungen mittlerweile, dass nach einer Infektion ebenfalls das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht ist.

Risiko für Herzinfarkt auch ein Jahr nach Corona-Infektion noch erhöht

Beunruhigend ist dabei, wie lange das Herzinfarktrisiko nach einer Infektion noch deutlich erhöht ist. In einer Anfang Februar in der in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlichten Untersuchung haben Forschende das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten im Jahr nach einer Corona-Infektion untersucht. Das Ergebnis: 45 von 1000 Corona-Infizierten erkrankten an Herzkomplikationen, gut die Hälfte davon an schweren Erkrankungen wie Herzinfarkte.

Für die Untersuchung analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von 153.760 US-Veteraninnen und -Veteranen, die eine Covid-19-Infektion überstanden haben und in einer Langzeitbeobachtung mit nicht infizierten Veteraninnen und Veteranen verglichen wurden.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam zuvor auch eine im Dezember 2021 im Preprint-Server „Medrxiv“ veröffentlichte Studie, in der Forschende Daten von 1355 Covid-Patientinnen und -Patienten analysierten. Die Studienautorin Larisa Tereshchenko vom Department of Quantitative Health Sciences am Lerner Research Institute der Cleveland Clinic in Ohio schrieb hierzu: „Sowohl eine symptomatische als auch asymptomatische Sars-CoV-2-Infektion ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Spätfolgen verbunden [...].“

Auch Jüngere ohne Vorerkrankungen betroffen

Tereshchenko betont in der Studie, deren Ergebnisse noch von unabhängigen Expertinnen und Experten überprüft werden müssen, auch: Dieses Risiko habe jede und jeder Corona-Genesene – nicht nur die Alten und Vorerkrankten. Auch diese Erkenntnis ist nicht neu: So berichten Ärztinnen und Ärzte in der Fachzeitschrift „Annals“ der Academy of Medicine Singapore von drei Herzinfarktopfern, die im Herbst 2020 gestorben sind. Alle drei waren männlich, mit einem Alter von 36 bis 50 Jahre vergleichsweise jung und hatten keine Vorerkrankungen.

Doch während der ersten Corona-Welle in Singapur waren die Männer an Covid-19 erkrankt. Die Autorinnen und Autoren warnten in ihrem im Mai 2021 veröffentlichten Bericht daher vor den Folgen des Coronavirus für das Herz: „Unsere Fallserie legt nahe, dass ein lebensbedrohlicher Herzinfarkt bei ansonsten gesunden Patienten nach einer asymptomatischen Covid-19-Infektion unerwartet auftreten kann“, schrieben sie in ihrem Artikel.

Bei den Studien muss jedoch beachtet werden, dass die Datenerhebungen meist zu einem Zeitpunkt stattgefunden haben, als noch wenige Menschen geimpft waren und Corona-Varianten wie Alpha, Beta oder Delta das Infektionsgeschehen dominierten. Welchen Einfluss die Impfungen gegen Covid-19 oder die derzeit stark verbreitete Omikron-Variante, die zu weniger schweren Covid-Krankheitsverlaufen führt, auf das Risiko für Herzerkrankungen wie Herzinfarkte haben, ist also noch unklar.

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