Hartmut Rauer steht vor dem futuristisch wirkenden Energiespeicher in seinem Altbaukeller und legt die Hand darauf, als würde er die Energie spüren, die dort hinein und wieder herausströmt. Beim 66-jährigen Pensionär, der früher für die Deutsche Post Briefzentren plante und entwickelte, geht in seinem Zuhause nun auch energietechnisch die Post ab.
Auf dem von Grund auf modernisierten Zechenhaus aus dem Jahr 1952 liegen 31 Solarpaneele auf dem Dach, 19 davon auf der einen, 12 auf der anderen Schräge. Sie versorgen den Haushalt direkt mit Strom oder speisen diesen in die kühlschrankgroße Batterie ein. „Seit März beziehen wir so gut wie keinen Strom mehr“, sagt Hartmut Rauer zufrieden.

Große Solaranlage seit vorigem Jahr
Mit dem „Wir“ meint er seine Ehefrau Andrea und sich. Vor vier Jahren ist das Ehepaar in das Doppelhaus einer ruhigen Wohnstraße in Heeren-Werve gezogen – und hat alles von Grund auf neu gemacht. Einen schönen Akzent setzt ein lichtdurchfluteter Wintergarten, der den Blick direkt ins satte Gartengrün lenkt. Dort sagt Helmut Rauer, als er den Blick nach oben richtet: „Voriges Jahr haben wir uns für Solar entschieden.“
Eine Investition einerseits wegen der Energiekrise, die Strom kostspielig machte. Anderseits, um in der Klimawende einen Beitrag zu leisten. „Wir sparen zwar erheblich an Stromkosten ein, aber wir wollen kein Geld rausziehen“, spielt Hartmut Rauer auf die Einspeisevergütung durch die GSW an. Die liegt bei ca. 8 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Die Kilowattstunde Strom kostet aus dem Netz gezogen aktuell etwa 35 Cent und war auch schon einmal deutlich teurer.

Bereits 5800 Kilowattstunden produziert in diesem Jahr
Die Leistung, die durch die Solaranlage geliefert wird, ist durchaus beachtlich. „5800 Kilowattstunden haben wir bereits dieses Jahr produziert“, sagt Andrea Rauer (61) zufrieden. Obwohl es ziemlich bewölkt ist, fließen gerade 1700 Watt (1,7 kW) vom Dach herab. Wenn die Sonne scheint, ist es ein Vielfaches. Damit können die Heeren-Werver tagsüber alles abdecken, was im Haus Strom frisst, egal ob Spülmaschine oder Waschmaschine.
„Und der Speicher ist gerade auch zu Hundert Prozent gefüllt“, sagt Andrea Rauer, die öfter mal einen Blick auf die Solar-App wirft, die anzeigt, wie viel Strom produziert wird, wie viel im Haus verbraucht wird und zu wie viel Prozent der Speicher gefüllt ist. Der Speicher stellt vor allem über Nacht den Strom, bevor morgens wieder neue Energie erzeugt wird. Allein im Juni erzeugte die Anlage 1520 Kilowattstunden. Das ist allein in einem Monat die Hälfte von dem, was das Ehepaar früher im ganzen Jahr verbrauchte.
Trotz Solar keine Wärmpumpe und kein E-Auto erwünscht
Hartmut Rauer weiß, dass solche Investitionen nicht jedermanns Sache sind. „Das muss jeder für sich entscheiden. Was kann ich investieren, was ist überhaupt möglich?“ Solarpaneele fand er für das Haus passend, eine Wärmepumpe allerdings nicht. „Die würde ich hier auch nicht einbauen wollen – wenn man im Winter den Strom dafür benötigt, scheint keine Sonne. Und wenn im Sommer die Sonne scheint, dann braucht man keine Wärme.“
Auch ein E-Auto, so Hartmut Rauer, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht passend. „Aber wer weiß, was später wird.“ Über die Umstellung auf Solar und gespeicherten Batteriestrom, zuverlässig installiert von einer Kamener Solarfirma am Buschweg, freuen sich Andrea und Hartmut aber jetzt jeden Tag – vor allem, wenn durch die Stromleitungen im Haus die Post abgeht.