Lynn Schneiders Tochter Lea (3) wird im Awo-Familienzentrum Wühlmäuse betreut. Kitas auf oder zu: Die 33-Jährige hat kein Verständnis für das Hin und Her der Politik bei der Kinderbetreuung.

© Greis

Wirrwarr um Kita-Notbetreuung: „Als Mutter fühle ich mich wie eine Figur auf einem Spielbrett“

rnKinderbetreuung

Bis Freitagabend war nicht klar, wie es im Kreis Unna ab Montag mit der Kinderbetreuung in Kitas weitergeht. Eine Holzwickeder Mutter sieht die Grenzen der Zumutbarkeit erreicht.

Holzwickede

, 16.04.2021, 18:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Geht es nach dem Kreis Unna, dann wechseln die Kindertagesstätten ab Montag geschlossen in die Notbetreuung und dürfen nur noch Kinder von Eltern betreut werden, die in systemrelevanten Berufen arbeiten.

Eine entsprechende Allgemeinverfügung stand am Freitagabend aus. Das NRW-Familienministerium schob auf Landesebene dem Vorhaben einen Riegel vor.

Schon die Ankündigung des Kreises am Donnerstag, dass Notbetreuung ein Teil strengerer Regeln im Umgang mit dem Coronavirus werden soll, sorgte unter Eltern für Aufregung. „Erzieher sind geimpft, werden zwei Mal pro Woche auf Corona getestet. Das ist doch der große Unterschied zum Vorjahr. Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagt Lynn Schneider.

Jetzt lesen

Die Holzwickederin ist Mitglied im Elternbeirat des Awo-Familienzentrums Wühlmäuse an der Friedhofstraße. Ihre dreijährige Tochter Lea wurde hier zuletzt in vermindertem Umfang 35 statt 45 Stunden pro Woche betreut. Nicht nur die angekündigte Notbetreuung, auch die Entscheidungsfindung samt Kommunikation auf politischer Ebene macht sie fassungslos. „Als Mutter fühle ich mich wie eine Figur auf einem Spielbrett und dann würfelt jemand.“

Hin und Her bei den Corona-Regeln kaum noch zumutbar

Die Notbetreuung an Kitas wertet die 33-Jährige als Rückschritt und gar kontraproduktiv: „Das sorgt doch für mehr Kontakte. Jetzt organisieren Eltern wieder Betreuung bei Großeltern, Tanten oder Freunden, die das eigene Kind mit betreuen.“

Mit Blick auf das aktuelle Hin und Her würde sie sich zudem wünschen, dass Entscheidungen auf politischer Ebene auch stehen und nicht kommuniziert werden, um von anderer Stelle wieder gekippt zu werden. „Ich denke, da spreche ich für viele Eltern, wenn ich sage, dass das enorm anstrengend ist und der Akzeptanz gegenüber der Situation schadet.“

Mittlerweile komme man an einen Punkt des Unzumutbaren. „Ich konnte das vor einem Jahr verstehen, die Situation war für alle neu. Aber wir leben seit 14 Monaten in einer Pandemie und es ist noch immer keine Strategie erkennbar“, sagt Schneider nicht nur mit Blick auf Kinderbetreuung.

Jetzt lesen

Sie hat das Glück eines verständnisvollen Arbeitgebers und arbeitet zudem in einer systemrelevanten Branche als Disponentin. Wie alle anderen Eltern kleiner „Wühlmäuse“ wird sie aber über das Wochenende ihr Emails im Blick behalten. „Darauf hat uns die Kita hingewiesen, dass darüber aktuelle Informationen kommen können.“