Eklat bei WM: IHF fordert Rücktritt von Kritiker
ZAGREB Der Abschluss der Handball-WM in Kroatien wird von einem Eklat überschattet: Wegen seiner Kritik an Missständen innerhalb des Weltverbandes IHF sowie an der Führung von Präsident Hassan Moustafa ist Generalsekretär Peter Mühlematter zum Rücktritt aufgefordert worden.
«Das habe ich abgelehnt. Grund für die Einladung zum Rücktritt war Beschädigung des Rufes des Handballs während der WM», sagte der Schweizer in Zagreb. Mühlematter hatte in Kroatien staatsanwaltliche Ermittlungen gegen die IHF bekanntgemacht und Probleme im Verband kritisiert. Am Vortag hatte sich der 15-köpfige Rat, dem auch Mühlematter angehört, trotz der Vorwürfe mehrheitlich hinter den ägyptischen Präsidenten und seinen Schatzmeister Miguel Roca aus Spanien gestellt.
«Das Council hat dem Präsidenten und dem Schatzmeister das Vertrauen ausgesprochen. Es werden alle Aktivitäten und Maßnahmen unterstützt. Ich will nicht weiter auf Details eingehen», sagte Moustafa. Mühlematter hatte auf der Ratstagung Beweise für seine Vorwürfe vorgelegt. Diese wurden mehrheitlich als zu dürftig eingeschätzt. «Jedes Ratsmitglied hat von mir ein unvollständiges Dossier bekommen. Ich hatte zu wenig Chancen, alle Fakten auf den Tisch zu legen. Es gibt Beweise, die ich nicht bringen durfte. Sobald ein Puzzlestein etwas mit Untersuchungen der Behörden zu tun hat, kann ich es nicht vorlegen», sagte der Schweizer.
Mühlematter lässt sich nicht kaltstellen Damit bezog er sich auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt im Zusammenhang mit der IHF und ihrem Präsidenten wegen des «Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung». Aufgeklärt werden soll nach einem Bericht von Spiegel-Online vom Freitag der Verbleib von Zuschüssen in Höhe von damals 1,6 Millionen Schweizer Franken, die die IHF 1999 an den WM-Ausrichter Ägypten gezahlt hat. Chef des Organisationskomitees und des Ägyptischen Handball-Verbandes war in Personal-Union der jetzige IHF-Präsident Moustafa.
Trotz der Rücktrittsforderung will sich Mühlematter nicht kaltstellen lassen. «Es gibt keinen Grund, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Dies umso mehr, als noch längst nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen», sagte der Berner. Er will nun beim IHF- Kongress Anfang Juni in Ägypten vollständige Transparenz schaffen. Auch die Anti-Doping-Politik der IHF monierte der Schweizer wegen Verstößen gegen den Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).
Unter der Verantwortung von Francois Gnamian (Elfenbeinküste) wurden bei der WM in Kroatien bis 54 von 60 geplanten Doping-Kontrollen durchgeführt, die alle negativ waren. «Das heißt, wir arbeiten mit der WADA zusammen und nach dem WADA-Code. Alle von uns kämpfen gegen Doping», verkündete Hassan Moustafa.