Eiszeit in Dortmund: Kader vor Umbruch: Kritik an Götze
Schmach statt Aufholjagd - für den BVB geht eine missratene internationale Saison sang- und klanglos zu Ende. Das peinliche Aus gegen Salzburg ist ein Tiefpunkt in der langen Europacup-Geschichte des Clubs. Stöger geht vor allem mit Weltmeister Götze ins Gericht.

Dortmunds Manager Michael Zorc und Cheftrainer Peter Stöger (r.). Foto: Krugfoto/APA
Peter Stöger war mächtig geladen, verkniff sich aber eine spontane Standpauke für sein Team. „Ich habe in der Kabine kaum noch Worte gefunden. Es kann sein, dass man sich dann im Ton vergreift“, verriet der Dortmunder Trainer. Gleichwohl verspürte er wenig Lust, seine Profis nach dem blamablen Achtelfinal-Aus in der Europa League gegen Außenseiter Salzburg in Schutz zu nehmen.
Vor allem Weltmeister Mario Götze hatte mit einer wenig engagierten Vorstellung den Trainer in Wallung gebracht. „Mit Mario waren wir überhaupt nicht einverstanden“, beklagte Stöger. „Wenn gar nicht das umgesetzt wird, was wir machen wollten, müssen wir versuchen, anderen Jungs eine Möglichkeit zu geben.“ Die Reaktion des Edeltechnikers fiel am Tag danach ungewöhnlich devot aus: „Ich bin dem Trainer dankbar, dass er mich auf meine Defizite hingewiesen hat und ich werde stark daran arbeiten“, sagte er „Sport Bild“.
Aber auch die anderen Spieler des hoch bezahlten Teams bekamen den Unmut von Stöger zu spüren. „Wenn du nur Hacke, Spitze spielst, kannst du nicht gewinnen. Wer so behäbig spielt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er keine Chancen hat.“
Das vollmundige Versprechen der Spieler nach dem 1:2 eine Woche zuvor in Dortmund, sich mit allen Mitteln gegen den drohenden Knockout zu wehren, wurde beim 0:0 im zweiten Duell mit den Österreichern über weite Strecken ad absurdum geführt. Stattdessen sorgten sie für eine der größten Peinlichkeiten in der langen Europacup-Geschichte des BVB. Der erste Schuss auf das gegnerische Tor gelang erst in der 51. Minute. „Ein Maß an Überwindung wäre nötig gewesen, aber das haben wir einfach nicht drauf“, polterte Stöger.
Am Ende einer völlig missratenen Europacup-Saison mit nur einem Sieg in zehn Spielen dämmerte es allen Beteiligten, dass der Kader dringend eine Generalüberholung benötigt. „Möglicherweise verlässt man sich zu sehr, was auf dem Papier steht, nämlich, dass da viel Qualität ist. Aber die müsste man dann halt auch sehen“, kommentierte Stöger schon fast sarkastisch.
Ähnlich verärgert reagierte Michael Zorc: „Ich hatte erst ab der 65. Minute das Gefühl, dass realisiert wurde, was eigentlich auf dem Spiel steht.“ Kaum aus Salzburg zurück drohte er dem ein oder anderen Profi mit Konsequenzen: „Wir halten die Augen sehr geöffnet und beobachten ganz genau, was hier in den letzten Monaten passiert ist und was in den kommenden Monaten auf dem Platz passieren wird.“
Die Reaktion von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke fiel etwas moderater aus, ging aber in eine ähnliche Richtung: „In dieser für uns schwierigen Situation müssen wir versuchen, die richtigen Schlüsse zu ziehen.“
Mit der Auswechslung seiner wohl größten Stars Marco Reus und Mario Götze zur Halbzeit sorgte Stöger für Aufsehen. Die Herausnahme von Reus begründete er mit dessen „Problemen im Adduktorenbereich“. Deshalb ist der Einsatz des Angreifers am Sonntag gegen Hannover 96 gefährdet.
Auch innerhalb des Teams kam niemand auf die Idee, den unwürdigen Auftritt schönzureden. André Schürrle wählte ähnliche Worte wie sein Coach: „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Am Anfang steht im Fußball immer der Kampf, Topspieler hin oder her.“
Die aufkommende Dortmunder Eiszeit verschlechterte die Position von Stöger für die in Kürze anstehenden Gespräche mit der Clubspitze über die Fortsetzung der nur bis Sommer fixierten Zusammenarbeit. Der Einzug in die Champions League wird für den Coach mehr denn je zur Pflicht. Einfach wird das angesichts des schweren Restprogramms jedoch nicht. Stöger hofft, dass sein verunsichertes Team zumindest in der Bundesliga Kurs hält: „Man kann jetzt nicht sagen, dass wir total wegkippen werden.“
Ein Sieg im Heimspiel gegen Hannover könnte helfen, den Frust zumindest ein wenig zu vertreiben. Kapitän Marcel Schmelzer gab die Richtung vor: „Von nun an gibt es für uns keine Ausreden mehr, dass wir alle drei Tage ein Spiel haben.“
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