Eine Sportart zwischen Euphorie und Doping-Krise

Darts

Die Begeisterung fürs Pfeilewerfen in Deutschland steigt, doch beim Deutschen Dart Verband schlägt sie sich nicht nieder: Es kriselt. Schuld daran sind auch Doping-Fälle und das, obwohl die körperliche Beanspruchung bei dieser Sportart nicht sonderlich hoch ist.

Dortmund

, 12.01.2018, 12:13 Uhr / Lesedauer: 3 min
Kevin Münch sorgt für Darts-Euphorie in Deutschland: Er hat die außergewöhnliche Atmosphäre im Londoner „Ally Pally“ bei der Darts-WM aufgesogen und das Publikum begeistert.

Kevin Münch sorgt für Darts-Euphorie in Deutschland: Er hat die außergewöhnliche Atmosphäre im Londoner „Ally Pally“ bei der Darts-WM aufgesogen und das Publikum begeistert. © dpa

Als der entscheidende Pfeil in der Doppel-Acht steckt, reckt Kevin Münch die Faust in der Höhe - und gemeinsam mit ihm freuen sich zahlreiche Deutsche vor ihren Fernsehern. Als absoluter Außenseiter siegt Münch gegen den zweimaligen Weltmeister Adrian Lewis in der ersten Runde des größten Turniers der Darts-Welt.

Überraschender Erstrundensieg

„Ich bin aus dem Häuschen. Ich kann einfach nicht glauben, was da gerade passiert ist“, sagt Münch nach seinem überraschenden Sieg. Genau so euphorisch wie Münch war auch das deutsche Publikum. 2,15 Millionen Zuschauer schauten sich das WM-Finale im Fernsehen an - absoluter Rekordwert, obwohl Münch in Runde zwei ausschied.

Wie positiv die Reaktionen sind, geht auch an der Professional Darts Corporation (PDC) nicht vorbei, die unter anderem die Darts-WM veranstaltet. „Der Sport hat in Deutschland ein unglaubliches Wachstum erfahren“, sagt der PDC-Vorsitzende Barry Hearn. Genau deshalb veranstaltet die PDC hierzulande 2018 gleich zwei Darts-Großveranstaltungen - unter anderem das größte Darts-Event der Welt. Dafür soll sich die Veltins-Arena am 25. Mai in eine Darts-Musikarena verwandeln.

Darts-EM in Dortmund

„Wir werden diesem faszinierenden und mitreißenden Sport eine Bühne bieten, die es so noch nicht gegeben hat“, sagt Zeljko Karajica, Geschäftsführer der veranstaltenden MMP Event GmbH. Genau drei Monate später startet die Darts-EM in der Dortmunder Westfalenhalle - mit Kevin Münch: „Die Turniere in Deutschland sind schon etwas Besonderes für mich, weil es Heimspiele sind.“ Deshalb nehme er auch an allen Events in Deutschland teil. „Aber ich versuche auch, dass ich dieses Jahr bei allen Veranstaltungen in England dabei bin.“

Der gelernte Landschaftsgärtner möchte dafür seinen bisherigen Job ruhen lassen und als Darts-Profi durchstarten. Nach seinem Erstrunden-Sieg bei der WM steht Münch auf Rang 93 der PDC-Weltrangliste. Die Umstände, um weitere Plätze gutzumachen und eine Profi-Karriere zu starten, empfindet er in Deutschland besser als jemals zuvor.

Gestiegene Aufmerksamkeit

Jeder Athlet werde so gefördert, wie er es sich erarbeite. „Ich kann mich da persönlich nicht beschweren“, so Münch. Besonders lobt der 29-jährige Bochumer das Interesse der Fans am Sport und die gestiegene Aufmerksamkeit. Doch der Deutsche Dart Verband (DDV) steckt in einer sportlichen Krise - trotz des großen Zuschauerzuspruchs.

Der DDV, der nicht zur PDC gehört, sondern zum zweiten Profi-Dartverband, der British Darts Organisation (BDO), verstärkt den Kampf gegen Doping im Sport. Bei den German Masters in Kirchheim, der höchstdatierten deutschen Darts-Veranstaltung, hatte die nationale Anti-Doping Agentur (NADA) beide Finalisten bei den Männern positiv auf im Sport unerlaubte Substanzen getestet, dabei betrug das Sieger-Preisgeld gerade mal 1000 Euro.

Enorme mentale Voraussetzungen

Doping beim Darts? Klingt zunächst abwegig, denn die körperlichen Voraussetzungen sind in vielen anderen Sportarten wichtiger. Die mentalen Voraussetzungen sind für die Darts-Profis hingegen enorm, bestätigt der beste deutsche Profi-Spieler Max Hopp: „Darts ist hohe Konzentration, Millimeter-Arbeit, ein sehr mentales Spiel, Aktion und Reaktion, auch mit den Gegnern, dem Publikum, den Kameras.“

Was genau die beiden Sportler zu sich genommen haben, ist nicht bekannt. Gerade deshalb warnt Münch vor einer Hysterie: „Verbotene Substanz ist immer gut gesagt. Viele wissen gar nicht, dass schon Aspirin dazu zählt.“ Das, so Münch, solle keine Verteidigung für die überführten Spieler sein, er selbst habe damit „nichts am Hut“.

Strengere Auflagen

Trotzdem: „Es wird ein Fass aufgemacht in Deutschland wegen zwei Fällen in sechs Jahren“. Strengere Auflagen gibt es trotzdem. Eine neue Anti-Doping-Ordnung und eine Expertenkommission sollen für bessere Kontrollen sorgen - und Vorfälle wie beim Finale der German Masters in Zukunft vermeiden.

Mit dpa-Material

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