
© UDO HENNES
Eine fremde Muttersprache als Chance für die Zukunft
Förderprogramm in Unna
Wenn Eltern ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen, lernen sie nicht selten selbst dazu. Das gilt besonders für Eltern, die selbst noch eine neue Sprache lernen müssen. Ein seit 2007 erfolgreiches Projekt bringt Mütter und Väter in die Schule. Deren Muttersprache hat dabei einen hohen Stellenwert.
Sechs Elternteile von Kindern der Grilloschule werden in die zweite Klasse versetzt. Sie haben am Montag ihre Zeugnisse bekommen. Es sind Nachweise für die Teilnahme an einem besonderen Sprachförderprojekt. Mit dem Programm „Rucksack Schule“ werden Eltern und Kinder, die zweisprachig leben, parallel gefördert. Die Mütter lernen zwei Stunden pro Woche in der Schule. Sie setzen sich mit den Themen und den dazu gehörenden Begriffen auseinander, die während dieser Zeit auch ihre Kinder in der Schule beschäftigen. „So werden Eltern in die Lage versetzt, ihre Kinder beim Lernen zu begleiten“, sagt Anne Nikbin, stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums (KI) Kreis Unna. Gleichzeitig bekommen auf diese Weise die Eltern die Möglichkeit, ihren deutschen Wortschaft zu erweitern.
Die Verkehrssprache während des Unterrichts ist für Eltern wie Kinder Deutsch. Aber die Eltern erhalten auch Material in ihrer jeweiligen Muttersprache, im Fall der Grilloschule mit einer recht heterogenen Lerngruppe also auf Syrisch, Englisch oder Türkisch. „Deutsch und die Muttersprache werden gleichwertig gefördert“, sagt Nikbin. In der globalisierten Arbeitswelt sei es sicher von Vorteil, neben Deutsch eine weitere Sprache zu beherrschen, sagt Nikbin.
Für den Kreis Unna wird „Rucksack Schule“ derzeit von Forschern der Uni Hamburg evaluiert. Laut Nikbin liegt ein erstes Zwischenergebnis vor: Das Programm bedeute eine gute Förderung für Kinder aus benachteiligten Familien. Die Schüler erhielten verbesserte Startchancen für ihren Weg in der weiterführenden Schule.
An der Schule am Friedrichsborn gibt es das Programm schon länger, an der Grilloschule seit diesem Jahr. Möglich ist diese Sprachförderung in Unna dank des Engagements der Bürgerstiftung Unna. Mit einer Spende in Höhe von 11.000 Euro sichert die Bürgerstiftung die Finanzierung des Programms für die nächsten vier Schuljahre.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
