E-Rezept: Wie man es in NRW bekommt und wo man es einlöst
Digitales Rezept
Am Donnerstag sind Arztpraxen in Westfalen-Lippe mit der Einführung des E-Rezeptes gestartet – auf Papier. Was dahinter steckt, wo man das Rezept bekommt und wie man es einlöst.
In Westfalen-Lippe hat am Donnerstag (2.9.) die schrittweise Einführung des E-Rezepts. Zum Start sind rund 250 Praxen dabei. Das E-Rezept startet in Westfalen-Lippe allerdings mit angezogener Handbremse. „In den ersten Wochen werden die Rollout-Praxen lediglich einen Papierausdruck erstellen können“, sagte Thomas Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Die KVWL erwartet, dass das E-Rezept spätestens in drei Monaten mit der elektronischen Gesundheitskarte übertragen und eingelöst werden könne.
In der Region sind die Meinungen von Apothekern zum E-Rezept-Start nüchtern. Vorbereitet sind jedoch viele Apotheken. „Wir sind natürlich dabei", sagt Karin Kötters von der Burg-Apotheke in Schermbeck. Viel Verbesserungspotenzial sehen die Apotheken, so etwa in Selm und Castrop-Rauxel, jedoch nicht in der Umstellung. Im Gegenteil. Dr. Dirk Müller von der Nordapotheke in Castrop-Rauxel zeigt sich skeptisch und befürchtet Probleme mit der Abrechnung der Krankenkassen. Er kritisiert, dass die Neuerungen noch nicht ausgereift seien: „Es wird versucht ein System zu implementieren, das von vorne hinein schlecht durchdacht ist.“
Das ist das E-Rezept
Beim E-Rezept bekommen gesetzlich Versicherte kein rosa Zettelchen mehr, sondern einen Code auf ihr Smartphone bzw. einen Papier-Ausdruck, mit dem sie das gewünschte Medikament bei der Apotheke einlösen können.
So funktioniert das E-Rezept Für Patientinnen und Patienten gibt es verschiedene Möglichkeiten, das E-Rezept zu nutzen. Der einfachste Weg ist digital über die E-Rezept App.
Voraussetzung für die Anmeldung in der App ist ein NFC-fähiges Smartphone und eine NFC-fähige Gesundheitskarte (eGK) mit PIN.
Ob Patienten eine elektronische Gesundheitskarte besitzen, erkennen sie an dem Kontaktlos-Logo am oberen Rand sowie an den sechs Ziffern unter den Deutschlandfarben der Gesundheitskarte. Seit 2019 müssen alle Krankenkassen in Deutschland Gesundheitskarten mit NFC-Chips ausgeben.
So ist der Ablauf
Der behandelnde Arzt kann das E-Rezept direkt über das Praxisverwaltungssystem ausstellen, digital unterschreiben und der Patient erhält das Rezept automatisch in seine App. Dabei ist es egal, ob die Behandlung vor Ort oder per Video-Sprechstunde stattfindet oder das Rezept per Telefon beantragt wird. In jedem Fall erhält der Patient einen Rezeptcode, ähnlich wie ein QR-Code, auf sein Smartphone, der alle Verordnungsdaten in digitaler Form enthält.
Was können Patienten ohne Smartphone tun?
Patienten ohne Smartphone bekommen den Code ausgedruckt auf einen Zettel. Durch die digitale Unterschrift ist der Ausdruck sofort gültig.

Die Nutzung des E-Rezeptes über die elektronische Gesundheitskarte soll ab 2023 zur Verfügung stehen. © kvwl
Wie wird das E-Rezept eingelöst?
Eingelöst werden kann das Rezept weiterhin persönlich in der Apotheke. Dort wird der Code entweder vom Papier oder Smartphone gescannt. In Versandapotheken kann das E-Rezept ebenfalls eingelöst werden. Auch kann bereits unmittelbar nach dem Arztbesuch in der App nachgeschaut werden, ob das verschriebene Medikament in der Wunschapotheke vorrätig ist oder eine Lieferung nach Hause beantragt werden.
Wie auch das Papier-Rezept geht das bis 28 Tage nach Ausstellung. Ab 2023 soll es auch rein über das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte in Apotheken möglich sein, E-Rezepte einzulösen und Medikamente zu erhalten.
Schleswig-Holstein aus Rollout-Test ausgestiegen
Wenige Tage vor dem Start des geplanten Rollouts hatte sich die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) vorläufig aus der Einführung des E-Rezepts zurückgezogen. Ursprünglich sollte das Pilotprojekt am 1. September gleichzeitig in Westfalen-Lippe und in Schleswig-Holstein starten.
Die KVSH begründete ihren Ausstieg mit datenschutzrechtlichen Bedenken. Digitale Lösungen, die Praxen und Patienten gleichermaßen nutzten, seien momentan nicht umsetzbar. Die KV Westfalen-Lippe hingegen hielt weiterhin am E-Rezept-Rollout fest.
mit dpa