Update, 6.01., 7.45 Uhr: Nach dem schweren Erdbeben an der Westküste Japans am Neujahrstag werden noch immer mehr als 200 Menschen vermisst. Die Zahl der Todesopfer auf 100 gestiegen. Das gaben die Behörden heute bekannt.
In der schwer betroffenen Küstenstadt Wajima, wo nach dem Beben ein riesiges Feuer ausgebrochen war, gebe es rund 100 berichtete Fälle von Menschen, die noch unter den Trümmern zerstörter Häuser vermutet werden, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den Bürgermeister. Trümmerberge, beschädigte Straßen, Erdrutsche und Nachbeben erschwerten den Einsatz der Such- und Rettungstrupps.
Update, 5.01., 7 Uhr: Die Zahl der Vermissten nach dem schweren Erdbeben an der Westküste Japans am Neujahrstag ist auf mehr als 240 gestiegen. Wie japanische Medien weiter berichteten, verdoppelte die Regierung die Zahl der in das Katastrophengebiet entsandten Soldaten auf 4600, um die Einsatzkräfte zu unterstützen. Bei der Suche nach Überlebenden sind die ersten 72 Stunden entscheidend. Wer in der Zeit nicht geborgen wird, dessen Überlebenschancen sinken drastisch.
Es gebe Dutzende von Berichten, wonach noch Menschen unter eingestürzten Häusern liegen sollen, hieß es weiter. Die Trümmerberge, beschädigte Straßen, Erdrutsche und Nachbeben behinderten weiterhin den Einsatz der Such- und Rettungstrupps.
In der am schwersten betroffenen Präfektur Ishikawa seien mindestens 700 Menschen noch immer von der Außenwelt abgeschnitten, hieß es. In etwa 30.000 Haushalten sei die Stromversorgung und in 80.000 Haushalten die Wasserversorgung unterbrochen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Nach Angaben der örtlichen Behörden müssen rund 33.000 Menschen weiter in Hunderten Notunterkünften ausharren. Seit dem Erdbeben am Neujahrstag mit einer Stärke von 7,6 ist die Region am Japan-Meer von mehr als 150 Nachbeben erschüttert worden.
Erstmeldung, 2.01., 8.20 Uhr: Die Zahl der Todesopfer nach einer Serie starker Erdbeben an der Westküste Japans ist weiter gestiegen. In der schwer betroffenen Präfektur Ishikawa seien mindestens 48 Menschen ums Leben gekommen, berichteten die Behörden. Mindestens 137 Menschen erlitten in Folge eines ersten besonders heftigen Bebens der Stärke 7,6 am Neujahrstag im Raum der Halbinsel Noto am Japan-Meer Verletzungen, wie die Tageszeitung „Mainichi Shimbun“ berichtete.
Zahlreiche Häuser wurden zerstört, einige fielen Bränden zum Opfer. Straßen wurden aufgerissen oder teils durch Erdrutsche blockiert, Bäume stürzten um. Eine für Japans gesamte Westküste ausgegebene Warnung vor Tsunami-Flutwellen hob die nationale meteorologische Behörde am Dienstag wieder auf.
Ein erstes besonders heftiges Erdbeben hatte am Montagnachmittag kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Stärke von 7,6 erreicht. Das Epizentrum lag im Gebiet der Halbinsel Noto in Ishikawa. Bei Tagesanbruch bemühten sich die Einsatzkräfte, das ganze Ausmaß der Zerstörungen zu erfassen und nach Überlebenden zu suchen. „Die Suche und Rettung der vom Beben betroffenen Menschen ist ein Kampf gegen die Zeit“, sagte Ministerpräsident Fumio Kishida am Dienstag auf einer Sitzung des Krisenstabes. Mehr als 46.000 Menschen in den Präfekturen und Toyama waren am Dienstag weiterhin evakuiert.
Schäden erschweren Arbeit der Einsatzkräfte
Tausende Armeeangehörige, Feuerwehrleute und Polizeibeamte aus dem ganzen Land wurden in das am stärksten betroffene Gebiet auf der relativ abgelegenen Halbinsel Noto entsandt. Die Rettungsarbeiten wurden jedoch durch stark beschädigte und blockierte Straßen behindert. Einer der Flughäfen in der Region musste aufgrund von Rissen in der Start- und Landebahn geschlossen werden. Zahlreiche Häuser sind eingestürzt oder fielen Bränden zum Opfer, Straßen sind aufgerissen, in Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus.
Mehrere Menschen erlitten Verletzungen. In der schwer betroffenen Stadt Wajima in Ishikawa gerieten am Vortag mehr als 200 Wohnhäuser und Geschäfte in Brand, wie örtliche Medien berichteten. Stellenweise loderten am Dienstagmorgen noch niedrige Flammen, Feuerwehrleute waren weiter im Einsatz. Dichter Rauch hing über der Gegend. Rund 1000 Menschen wurden auf einem Luftwaffenstützpunkt in Wajima untergebracht und mit Decken, Wasser und Lebensmitteln versorgt, wie die Regierung bekanntgab. Aufnahmen des Fernsehsenders NHK zeigten ein siebenstöckiges Gebäude, in Wajima, das auf der Seite lag.
Beben dauern an
Während die Einsatzkräfte das ganze Ausmaß der Zerstörungen erfassten und erste Aufräumarbeiten begannen, ging die Serie an Beben weiter. Die Wetterbehörde hatte für Ishikawa am Vortag eine starke Warnung vor einem möglichen fünf Meter hohen Tsunami ausgegeben, die später wieder aufgehoben wurde. Für alle übrigen Küstenregionen im Westen galten zunächst weiter geringere Tsunami-Warnungen. Mehrere Flutwellen von rund einem Meter Höhe trafen auf die Küste. Bei Tagesanbruch lagen am Dienstag mancherorts dicke braune Schlammschichten auf den Straßen.
Die Erschütterungen lösten Erdrutsche aus, Bäume stürzten auf Straßen. Mehrere Boote lagen kieloben in Hafenbecken. Es gab Berichte über geplatzte Wasserleitungen. Die Regierung in Tokio richtete einen Krisenstab ein, die Streitkräfte wurden zur Katastrophenhilfe in Ishikawa angefordert. Die meteorologische Behörde warnte für die Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den ersten zwei, drei Tagen nach der besonders schweren Erschütterung vom Neujahrstag.
Im März 2011 hatte ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Nordosten des Landes verwüstete und rund 20.000 Menschen in den Tod riss. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zu einem Super-Gau. Das fernöstliche Inselreich Japan ist eines der stärksten von Beben gefährdeten Länder der Welt.
dpa
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