Toter Arbeiter bei Thyssenkrupp: Bulgaren in Duisburg glauben an eine Vertuschung

Polizei

Ein 26-jähriger Arbeiter stirbt auf dem Gelände von Thyssenkrupp in Duisburg auf grausame Weise. Trauernde Menschen zogen am Sonntag (23.10.) durch Duisburg. Einige glauben an eine Vertuschung.

Duisburg

23.10.2022, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der zu Wochenbeginn tot auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp Steel im Duisburger Stadtteil Bruckhausen aufgefundene Arbeiter ist in der zähflüssigen Masse eines Schlackebeckens erstickt. Das habe die Obduktion des 26-Jährigen ergeben, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Schlacke entsteht bei der Herstellung von Metallen. Es gebe weiterhin keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Die näheren Umstände würden weiter untersucht. Auf einem Trauerzug am Sonntag (23.10) in Duisburg sollen Zweifel an der offiziellen Version laut geworden sein.

Der Arbeiter, der für ein Subunternehmen auf dem Gelände tätig war, war seit dem vergangenen Freitag vermisst worden. Die Polizei hatte bereits am Freitag mit einem Großaufgebot nach dem 26-Jährigen gesucht. Dabei kamen auch ein Hubschrauber, Spürhunde und Drohnen zum Einsatz.

Kollegen meldeten 26-Jährigen trotz Verschwindens ab

Am Montag dann die traurige Gewissheit: Gegen 18.30 Uhr fanden Einsatzkräfte die Leiche des Mannes. Der Leichnam sei aufgetrieben, als Mitarbeiter das einige Meter tiefe Becken auffüllten. Laut den Ermittlungen hatte der 26-Jährige am vergangenen Freitag direkt an dem Becken Reinigungsarbeiten vorgenommen, hieß es in der Mitteilung.

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Den Todeszeitpunkt konnten die Rechtsmediziner auf den Freitag seines Verschwindens datieren, wie die WAZ berichtet. Demnach war der 26-Jährige am Mittag von seiner Familie als vermisst gemeldet worden, nachdem er nicht von der Arbeit zurückgekehrt war, und nicht etwa von seinen Arbeitskollegen. Und das, obwohl die Kollegen den 26-Jährigen beim Verlassen des Werks sogar mit abgemeldet hätten, so die WAZ weiter.

Die näheren Umstände, die zum Tod des jungen Mannes geführt haben, werden nun von der Polizei untersucht. An den Ermittlungen beteiligt ist auch das Amt für Arbeitsschutz beim NRW-Arbeitsministerium.

Trauerzug in Duisburg: Zweifel an offizieller Version

Am Sonntagnachmittag (23.10.) versammelten sich 2000 Personen für einen Trauerzug im Duisburger Stadtteil Bruckhausen, wie RP Online berichtet. Freunde, Kollegen und Angehörige des Toten sollen die offizielle Version von Polizei und Staatsanwaltschaft anzweifeln.

Der Trauerzug sein am Sonntag (23.10.) vom Wohnort des 26-Jährigen zum Gelände von Thyssenkrupp unterwegs gewesen. „Wir wollen, dass die Wahrheit voranschreitet. Nicht versteckt und verdeckt“, sei auf den Bannern zu lesen gewesen sein. Außerdem habe die Aktion das Ziel, die Arbeitssicherheit bei Thyssenkrupp zu erhöhen.

Vor allem in der bulgarischen Community in Duisburg und über Soziale Netzwerke verbreiten sich seit Tagen die Zweifel, die Angehörige und Freunde des Verstorbenen an der Darstellung der Polizei äußern. Laut einem WAZ-Bericht glauben sogar viele, dass der 26-Jährige Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sei. Die Ermittler gehen aber auch nach der Obduktion weiter davon aus, dass der Mann durch einen Unfall ums Leben gekommen ist und Fremdeinwirkung dabei keine Rolle gespielt hat.

rej/seh/dpa