Flugzeug stürzt neben Zirkus Flic Flac in Duisburg ab: Tote kamen aus Dortmund und Bottrop

Absturz

Ein Kleinflugzeug ist in Duisburg neben dem Zirkus Flic Flac abgestürzt. Zwei Menschen starben, Identität und Todesursachen stehen nun fest. Die Insassen kamen aus Dortmund und Bottrop.

Duisburg

05.09.2022, 15:29 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die beiden Männer, die beim Absturz des Ultraleicht-Flugzeugs auf den Parkplatz des Zirkus Flic Flac in Duisburg ums Leben kamen, sind nach einer Obduktion identifiziert. Es handelt sich um einen 54-jährigen Mann aus Bottrop und einen 77-jährigen Mann aus Dortmund.

Laut Obduktion starb der Bottroper an einem Verbrennungstrauma. Bei dem 77 Jahre alten Dortmunder war ein Polytrauma todesursächlich, das bedeutet, er starb an vielen verschiedenen Verletzungen. Die beiden Männer seien am Sonntagnachmittag am Flugplatz „Schwarze Heide“ in Dinslaken gestartet und zu einem Rundflug über Duisburg aufgebrochen. Der 54-Jährige ist laut „WAZ“ Flugunternehmer und hatte ein Büro direkt am Flugplatz, von wo aus er Rundflüge organisierte. Auch als Werbeflieger war er im Einsatz.

Zum Absturz der kleinen Maschine auf dem Parkplatz direkt vor dem Zirkuszelt des Zirkus Flic Flac kam es gegen 14.50 Uhr, als die Männer schon auf dem Rückweg waren.

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Absturz ereignete sich kurz vor der Flic-Flac-Show

Der Absturz hat sich kurz vor der 15-Uhr-Show mit rund 900 Besuchern ereignet. Der Eingang des Zirkuszelts lag nur rund 50 Meter von der Absturzstelle entfernt. Womöglich entging Duisburg nur knapp einem Unglück mit weitaus mehr Opfern.

Mit Sichtschutzwänden ist der Unfallort abgeschirmt, an dem ein Kleinflugzeug auf dem Parkplatz des Zirkus FlicFlac abgestürzt ist.

Mit Sichtschutzwänden ist der Unfallort abgeschirmt, an dem ein Kleinflugzeug auf dem Parkplatz des Zirkus FlicFlac abgestürzt ist. © picture alliance/dpa/Alex Forstreuter

Das Kleinflugzeug geriet nach dem Aufprall auf dem Platz - ein altes Güterbahnhofsgelände unweit der A59 - in Brand.

Zirkus-Chefin erlebte das Unglück hautnah

Zirkus-Chefin Tatjana Kastein (30), die mit ihrer fünf Jahre älteren Schwester Larissa den Familienbetrieb leitet, erlebte das Unglück hautnah. Um 15 Uhr sollte die Show beginnen. Zehn Minuten vorher schlug das Leichtflugzeug auf dem Parkplatz ein, schwarze Rauchwolken stiegen auf. „Ich war zu diesen Zeitpunkt backstage und bin mit einigen anderen Mitarbeiter und Artisten nach vorn gelaufen. Gott sei Dank waren schon fast alle Zuschauer im Zelt“, sagte Tatjana Kastein der Deutsche Presse-Agentur am Montag. „Es war Glück im Unglück. Natürlich haben wir die Abendvorstellung sofort abgesagt.“

Für die beiden Opfer und deren Angehörigen tue es ihr unendlich leid. Sie sei aber froh, dass nicht noch mehr passiert sei. „Es hätte noch viel schlimmer ausgehen können. Natürlich hatten wir auch alle Angst, als wir die große Flammen und den Qualm gesehen haben.“

Show lief weiter, um Panik unter den Zuschauern zu verhindern

Gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr habe man sehr schnell entscheiden müssen, ob die Show starten soll. Kastein lobte die Zusammenarbeit mit den Rettungskräften und der Polizei ausdrücklich. Alle hätten professionell und besonnen reagiert. Die Polizei habe dann darum gebeten, die Vorstellung wie geplant durchzuführen, um eine Panik bei den rund 900 Besuchern zu vermeiden.

„Vor dem Eingang waren zu dem Zeitpunkt vielleicht noch 20 Leute. Die habe ich gebeten reinzugehen. Das haben sie auch gemacht“, schilderte Kastein. Die Artisten und Mitarbeiter seien zwar ebenfalls sehr betroffen und emotional aufgewühlt gewesen, hätten sich trotz des dramatischen Zwischenfalls aber professionell verhalten. „Die Show war nicht beeinträchtigt.“

Pilot verhinderte offenbar eine größere Katastrophe

Vor Ort war unter den Einsatzkräften vielfach die Redewendung „Glück im Unglück“ zu hören. Womöglich sei man knapp an einem Unglück mit katastrophalen Ausmaßen vorbeigeschrammt, hieß es auch bei der Polizei.

Wie ein Augenzeuge dem Nachrichtenportal „Der Westen“ berichtet, habe der Pilot im letzten Moment eine Katastrophe verhindert. Ein 53-jährige Duisburger war demnach am Sonntag zusammen mit seiner Familie zu Besuch beim Zirkus. Als sie in der Schlange vor dem Einlass standen, hätten sie das Flugzeug gesehen.

„Mein Vater guckte nach oben und sagte: ‚Boah, der fliegt aber niedrig‘“, berichtet er im Gespräch mit dem Portal. „Und der flog immer weiter auf uns zu.“ Schließlich hätte das Flugzeug genau auf sie zugehalten, sei im letzten Moment aber noch abgebogen und auf den Parkplatz gestürzt.

Mehrere geparkte Autos gerieten in Brand

Das Wrack war mit Sichtschutzmaßnahmen abgeschirmt. Mehrere geparkte Autos gerieten in Brand. Mindestens zehn Wagen wurden beschädigt.

Der Einsatzleiter der Feuerwehr informierte nach der Veranstaltung im Zirkuszelt über das Unglück. Die Polizei begleitete die Zuschauer danach geordnet aus dem Zelt, um Panik und Chaos zu vermeiden.

Ausgebrannte Fahrzeuge stehen auf einem Parkplatz vor dem Zelt des Zirkus FlicFlac, nachdem dort ein Kleinflugzeug abgestürzt war.

In Brand geraten waren auch etwa zehn Autos. © picture alliance/dpa

Allerdings durften zunächst nur rund 100 Zuschauer das Zelt am späten Nachmittag verlassen. Viele mussten sich noch etwas gedulden - ihre Personalien und die Kennzeichen ihrer Fahrzeuge wurden aufgenommen, bevor sie vom Gelände fahren durften. Eine weitere, für 19 Uhr geplante Zirkusvorstellung wurde abgesagt. Die Polizei bat die Zuschauer dringend, nicht anzureisen.

Schwarze Rauchwolke stieg über der Unglücksstelle auf

Über der Unglücksstelle stieg längere Zeit eine schwarze Rauchwolke auf. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt - auch, um Schaulustige fernzuhalten. Ein Hubschauer kreiste. Rund 60 Einsatzkräfte waren vor Ort.

Über den genauen Unfallhergang und die Ursache gibt es auch am Montagmorgen (5.4.) noch keine Angaben. Wie die Polizei Duisburg gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft mitteilte, befinden sich die Ermittler mit Mitarbeitern der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung vor Ort.

kar/dpa

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