Kokainmenge im Kreis Unna verneunfacht Ist die Drogenschwemme aus USA angekommen?

Kokainmenge verneunfacht, Polizei Unna sieht aber keinen Trend
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Die Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität im Kreis Unna sind insgesamt rückläufig. Ein Teil dieses Geschäfts ist allerdings inzwischen auch legalisiert: Cannabis. Was auffällt, ist ein Anstieg bei allen anderen, noch gefährlicheren Drogen.

Auf einem Tisch liegen zwei Plastikbeutel mit weißem Inhalt. Dazwischen steht ein Schild mit der Aufschrift "Kokain"
Unter anderem Kokain fanden Drogenfahnder 2015 beim Zugriff auf einen Drogenring in Unna. Sicherstellungen bei solchen Ermittlungserfolgen wirken sich direkt auf die Polizeistatistik aus. © Archiv

Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte kürzlich auf eine Zunahme an harten illegalen Drogen hingewiesen. Er sehe „eine hohe Dynamik und eine Kokainschwemme“, wird BKA-Chef Holger Münch unter anderem vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zitiert. „Kokain verbreitet sich in Deutschland sehr stark“, sagte Münch. Der BKA-Chef sieht einen Grund dafür in den USA: Dort sei der Kokainmarkt „gesättigt“, weshalb der illegale Handel verstärkt Europa in den Blick nehme.

Über zweieinhalb Kilogramm Kokain

Ein Blick in die polizeiliche Kriminalstatistik für den Kreis Unna, die im März veröffentlicht wurde, scheint eben diesen Trend zu bestätigen. Die Kreispolizeibehörde (KPB) Unna stellte im Jahr 2024 insgesamt 2,54 Kilogramm Kokain sicher. Im Jahr 2023 waren es 293 Gramm gewesen. Von einem Jahr zum anderen hat sich die Kokainmenge also etwa verneunfacht.

Fund bei erfolgreicher Ermittlung

Ein Trend sei aber derzeit noch nicht absehbar, erklärte die Pressestelle der Unnaer Polizei dazu. Es seien 2024 im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens mehrere Kilogramm sichergestellt worden, daher die Vervielfachung der Menge. Das Lager sei in diesem Fall in Nordkirchen (Kreis Coesfeld) gewesen, die KPB Unna habe aber die Ermittlung geführt.

Die hohe Zahl für 2024 ist demnach mehr eine Momentaufnahme als Ausdruck einer Entwicklung. Zweieinhalb Kilogramm Kokain ragen allerdings als Ermittlungserfolg heraus aus der Statistik der KPB Unna. In den acht Jahren 2016 bis 2023 wurden insgesamt 3,25 Kilogramm dieses Rauschgifts bei Verdächtigen gefunden.

Über 80.000 Euro sichergestellt

Auch bei anderen Drogen, die nicht der Cannabis-Gruppe zuzuordnen sind, wurden 2024 höhere Mengen sichergestellt als im Vorjahr. Im Einzelnen fand die Polizei (2023 jeweils in Klammern)

  • Ecstasy 1061 Tabletten (942)
  • Heroin 273 Gramm (165)
  • Amphetamin 5483 Gramm (4735)

Es geht um Geld: Rund 85.000 Euro stellten die Beamten 2024 bei Drogenermittlungen sicher, deren Schwerpunkt die Bekämpfung des Handels sei.

Stark schwankende Cannabismengen

Bekanntlich ist Cannabis seit April 2024 in gewissen Grenzen legal. Durch die neue Gesetzgebung gebe es Verschiebungen in den einzelnen Deliktsgruppen, bestätigt die Polizei. Die aktuelle Statistik (die natürlich auch noch den Zeitraum vor der Legalisierung abdeckt) deutet einen Rückgang an, bei Marihuana von 21.8 Kilogramm (2023) auf rund 15,8 Kilogramm, bei Haschisch von knapp 3,3 Kilogramm (2023) auf rund 1,1 Kilogramm. Auch hier aber zeigen die Polizeistatistiken der zurückliegenden Jahre immer stark schwankende Zahlen.

Unbekanntes Dunkelfeld

Laut KPB Unna liegt die Drogenkriminalität im Kreis Unna im Vergleich zu Vergleichsbehörden „im unteren Mittelfeld“. In welchen Mengen Drogen im Umlauf sind, ist aber im Grunde unbekannt, wie die Polizei bestätigt: „Betäubungsmitteldelikte sind Kontrolldelikte. Das Dunkelfeld ist leider unbekannt.“

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