Dramatische Welle von Atemwegserkrankungen 15.000 von 100.000 Kindern sind aktuell krank

Dramatische Welle von Atemwegserkrankungen: 15.000 von 100.000 Kindern sind derzeit krank
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Seit einigen Tagen häufen sich Meldungen über eine „mysteriöse Lungenkrankheit“, die sich derzeit in China vor allem bei Kindern ausbreite. Berichte über überfülle Kinderkliniken machen die Runde. Die Weltgesundheitsorganisation hat sich eingeschaltet.

Manches erinnert an die Lage vor ziemlich genau vier Jahren, als die Corona-Pandemie in China ihren Anfang nahm. Wir haben Prof. Dr. Carsten Watzl, Professor an der Uni Dortmund und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, um eine Einschätzung der Lage gebeten – auch bei uns. Und dabei hatte er nicht nur gute Nachrichten weiterzugeben.

Die extrem hohen Zahlen

Zur Lage in China habe er keine genauen Informationen, aber: „Man muss hier zwei Dinge unterscheiden: Hohe Inzidenz von Atemwegserkrankungen und ‚mysteriöse Krankheit‘“, sagte Watzl, um dann zunächst auf die Lage in Deutschland zu sprechen zu kommen.

„Aktuell sehen wir auch hier in Deutschland wieder einen deutlichen Anstieg der Atemwegserkrankungen, gerade auch bei den Kindern“, sagte Watzl und verwies auf neue Daten des Robert-Koch-Instituts. Danach liege die Inzidenz (also die Zahl der Erkrankungen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage) von akuten Atemwegserkrankungen bei Kindern bei 15.000. „Pro 100.000 Kindern erkranken also 15.000 pro Woche, das sind 15 Prozent aller Kinder. Bei den Erwachsenen sind wir bei einer Inzidenz von 7.500.“

Erinnerung an die Notbremse bei Inzidenz 100 von 2021

Nur zur Einordnung: Sie erinnern sich noch an den April 2021? Seinerzeit wurde die Corona-Notbremse in Kraft gesetzt: Ab einer Inzidenz von 100 galten scharfe Einschränkungen. So durfte man sich beispielsweise im öffentlichen Raum nur mit Angehörigen des eigenen Haushalts und einer weiteren Person treffen. Kneipen und Restaurants waren geschlossen. Jetzt also Inzidenzen von 7.000 und 15.000 bei Kindern.

Auslöser dieser Erkrankungen sind laut Prof. Watzl überwiegend Infektionen mit Rhinoviren (vereinfacht gesagt: Erkältungsviren) und Corona-Viren. Die Verbreitung von RSV-Viren, die ebenfalls Atemwegserkrankungen auslösen, und Grippe-Viren fange gerade erst an, sagt Watzl und: Damit liege man „am oberen Ende“ der Vor-Corona-Zeit, „wir haben mit SARS-CoV-2 aber auch einen Erreger mehr.“

Der Blick auf China

In China werde es wahrscheinlich ähnlich laufen, sagte Watzl: „Mit dem Unterschied, dass sie ihre null-Covid-Politik viel länger und strikter umgesetzt haben als die Hygienemaßnahmen bei uns. Und auch wir hatten letztes Jahr einen deutlichen ‚Nachholeffekt‘ bei den Atemwegserkrankungen beobachtet. Das könnte auch eine Erklärung für die Welle in China sein.“

Von einer Mysteriösen Krankheit solle man erst sprechen, wenn die Infektionen auf keinen der bekannten Erreger zurückgeführt werden könne. „Und das habe ich bisher noch nicht gehört. Daher wäre ich aktuell zurückhaltend mit diesem Begriff.“

Inzwischen hat China nach aktuellen Meldungen auf Anfragen der Weltgesundheitsorganisation geantwortet und die Lage als nicht-dramatisch bezeichnet. Die WHO hat erklärt, man wolle die Entwicklung weiter verfolgen, aktuellen Handlungsbedarf sehe man nicht.

Was Menschen bei uns jetzt tun sollten

Und was sollten die Menschen in Deutschland jetzt tun? „Natürlich kann man auch hier bei uns schon Maßnahmen ergreifen, um sich persönlich etwas besser zu schützen“, sagt Watzl und rät, sich an Impfempfehlungen zu Grippe und Corona der Ständigen Impfkommission zu halten.

„Hygienemaßnahmen wie Hände waschen bis hin zur Maske in dicht gedrängten Innenräumen mit Menschen, die husten, würden auch das Risiko einer Infektion senken. Und wenn es einen dann doch erwischt hat, besser zu Hause bleiben oder zumindest selber Maske tragen, wenn man doch unter Leute geht. Das würde schon viel bringen“, sagt Watzl.

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