
© Holga Rosen
Lob von höchster Stelle, quasi der Ritterschlag unter Cartoon-Zeichnern: Der Dortmunder Holga Rosen steht auf dem Siegertreppchen beim renommierten Deutschen Cartoonpreis, ausgelobt von der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan Verlag.
Rosen bekam jetzt für 2020 den zweiten Preis zugesprochen, dotiert mit 2000 Euro. Prämiert wurde sein gezeichneter Sketch vom März diesen Jahres, als das Corona-Virus sich anschickte, unseren gewohnten Alltag völlig auf den Kopf zu stellen.
Rosen gibt Corona einen Dreh ins Absurde
Rosens Sieger-Cartoon gibt dem Wirbel um das Dauerthema Corona einen satirischen Dreh ins Absurde, wenn ein weltfremder Zeitgenosse auf dem falschen Dampfer ist und Beethoven für den Dauerbrenner des Jahres 2020 hält.
Dieser hintergründige Jux hat offensichtlich auch die Juroren beeindruckt, die Rosen hinter dem Gewinner Uli Döring auf Platz 2 hievten, noch vor Til Mette, der dritter wurde.

Holga Rosen betreibt auch das Kino „Roxy“ in Dortmund. © Kai-Uwe Brinkmann
Was ist das für ein Gefühl, in diesem Feld auf Platz 2 zu landen?
Zeichner betreibt das Dortmunder Kino „Roxy“
Die Frage stellen wir Holga Rosen im Foyer des „Roxy“-Kinos in der Dortmunder Nordstadt, das der Cineast im Zweitberuf betreibt. „Klar, es fühlt sich gut an, und nicht mal des Geldes wegen. Ich habe Hoffnung, dass meine Sachen noch bekannter werden. Der Preis sorgt für Aufmerksamkeit und größere Verbreitung. Cartoons müssen Kreise ziehen, das ist eminent wichtig in unserer Branche“, sagt Rosen.
In seiner Heimat hat der 49-Jährige (unter anderem auch in „Titanic“, „Eulenspiegel“ und „Psychologie heute“ präsent) bereits eine Menge Fans, bleibt zu wünschen, dass neue dazukommen, wenn am 20. November im Kulturbahnhof Kassel die offizielle Preisverleihung steigt.
Witzige Schlaglichter auf den Zeitgeist werfen
Vielen Dortmundern sind Rosens Cartoons und sein Stil vertraut: Seit 1999 zeichnet Holga Rosen wöchentlich seine „StadtneuRosen“ in der Dortmunder Lokalausgabe der Ruhr Nachrichten. Witzige Schlaglichter auf lokale Ereignisse oder Zeitgeist-Phänomene, die in der Stadt ihren Niederschlag finden.
Sie sind auch mal milde, aber meistens bissig, immer in einen urig-markanten Strich gegossen, dem man anarchische Qualitäten, meisterliche Reduktion, Angriffslust und eine findige Beobachtungsgabe bescheinigen darf.
Der Künstler reagiert ganz uneitel
Im Gespräch reagiert Rosen auf solche Komplimente erfrischend uneitel und wiegelt ab: „Im Grunde bin ich mit meinem Strich doch erst seit fünf, sechs Jahren richtig zufrieden. Wenn ich mir frühe Arbeiten angucke, finde ich manche richtig schlecht und halbgar, unsicher in der Linienführung.“ Hoho, da spricht ein Perfektionist, der selber sein schärfster Kritiker ist.
Er habe mal Grafik studiert, erzählt Holga Rosen, doch letztlich sei er Autodidakt. Zeichnertalent habe ihm schon die Grundschule bescheinigt. Vor fünf Jahren legte er die Stifte zur Seite und zeichnet seitdem am Laptop, was er als „Glücksfall“ erlebt. „Wobei mir wichtig ist, dass die Sachen nicht gelackt perfekt, sondern nach Skizze und Handarbeit aussehen.“
Auf ein Bier mit Freunden
Woher seine Ideen kommen? „Ich lese keine fünf Zeitungen oder so. Schon beim Bier mit Freunden fällt ein Haufen Pointen ab. Man muss sie sich nur merken, da will ich mich noch verbessern.“