Schiedsrichter Haci Kilinc (M.) wurde bei einem Spiel als „Dönerfresser“ beleidigt.

Schiedsrichter Haci Kilinc (M.) wurde bei einem Spiel als „Dönerfresser“ beleidigt. © Neumann

„Dönerfresser“: Zuschauer beleidigen Schiri rassistisch und kommen beim Sportgericht billig davon

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Das Jugendfußballspiel endete mit einem Kantersieg. Eine Mannschaft fühlte sich benachteiligt. Doch nicht die Spieler, sondern einige Eltern verhielten sich nach Spielschluss offenbar krass unsportlich.

Kamen

, 01.10.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zuschauer und Eltern einer Jugendmannschaft hatten den Schiedsrichter beleidigt. Der fertigte einen Sonderbericht an, in dem er schilderte, „Dönerfresser“ genannt worden zu sein. Der Fall landete vor dem Kreissportgericht Unna-Hamm. Jetzt ist das Urteil da.

Tatort Jahnstadion: Die A-Junioren des VfL Kamen besiegten am Sonntag, 11. September, den SV Westfalia Rhynern II mit 6:1 – eine klare Angelegenheit für die Mannschaft von Ex-Profi Mehmet Kara (RW Ahlen, SC Paderborn, Preußen Münster). Der 38-Jährige ist nicht nur Trainer, sondern spielt auch in der ersten Mannschaft des VfL Kamen. Im Aufstiegsjahr 2022 zählte er zu den Helden von Pelkum, die den VfL zurück in die Fußball-Bezirksliga ballerten.

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Dass Eltern der unterlegenen Rhynerner Mannschaft nach Spielschluss auf den Schiedsrichter einredeten, kann Kara nicht verstehen. „Ich habe das auch noch nicht erlebt. Die Eltern können sich das Spiel gerne angucken, haben aber den Mund zu halten“, kritisierte Kara, „für mich als Trainer war das auch unangenehm. Das macht man nicht.“

Die Partie sei hitzig gewesen. „Rhynerns Zuschauer hatten das Gefühl, benachteiligt worden zu sein, was ich nicht nachvollziehen kann. Einige Entscheidungen kann man anders pfeifen, aber es war nicht unfair“, sagte Kara, der die rassistische Beleidigung „Dönerfresser“ gegenüber dem türkischstämmigen Schiedsrichter selbst nicht vernommen hatte.

Westfalia Rhynern hat mit den Eltern ein klärendes Gespräch geführt

Torsten Skerra, der bei Westfalia Rhynern als U19-Trainer fungiert, erklärte, dass die Vorkommnisse vereinsintern bereits angesprochen worden seien. Dass Eltern nach Spielschluss den Schiedsrichter zur Rede gestellt haben, was sie zugegeben haben, „geht nicht und das möchten wir auch nicht“, sagte Skerra, der über die Schilderungen des Unparteiischen regelrecht erschrocken gewesen sei, da es noch nie einen „negativen Bericht“ (Skerra) über Vorfälle im Zusammenhang mit Eltern gegeben habe.

Die Partie sei nicht aufgrund der Schiedsrichterleistung verloren gegangen, stellte auch Rhynerns Trainer klar: „Regeltechnisch kann ich dem Schiedsrichter nichts vorwerfen.“ Auch sei der Umgang mit dem Unparteiischen immer sportlich und höflich abgelaufen – besondere Vorkommnisse habe es nicht gegeben. Skerra war aber verwundert: „60 bis 70 Prozent unserer Elternschaft haben einen Migrationshintergrund. Wenn so eine Beleidigung gefallen wäre, hätte es wohl untereinander schon ein Riesentheater gegeben.“ Weitere Konsequenzen zog der Verein nicht.

Nur 50 Euro Ordnungsgeld für Westfalia Rhynerns U19

Vergangene Woche kam das Urteil raus: 50 Euro Ordnungsgeld plus 33 Euro Verfahrenskosten muss der Verein bezahlen. Dass die Strafe so gering ausgefallen ist, sorgt bei Kara für Unverständnis: „Die muss wehtun, sonst schrecken sie nicht zurück. Wo soll das nur hinführen?“ Michael Zahorodnyj, Vorsitzender Sportrichter im Kreis, begründet das verhältnismäßig milde Urteil – bis 500 Euro Strafe herrschen seine Befugnisse – mit drei strafmildernden Faktoren.

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„Westfalia Rhynern hat im Vorfeld deutlich gemacht, dass es Gespräche mit den Eltern gegeben hat und so etwas nicht dulden wird“, sagte Zahorodnyj. Das fiel positiv bei der Urteilsfindung ins Gewicht. Zudem sei die Mannschaft bislang nicht aufgefallen – bei wiederholtem Fehlverhalten würde es aber teurer werden, versicherte Zahorodnyj. Und: „Was man berücksichtigen muss, ist, dass wir den Jugendbereich anders behandeln. Obwohl Erwachsene hier auffällig waren, handelt es sich um ein Jugendspiel“, so Zahorodnyj. Schiedsrichter Haci Kilinc (TuS Westfalia Wethmar) wollte sich zur Sache nicht äußern.