Die Zukunft der Energieversorgung PV-Anlage auf Marler Metro ist Leuchtturmprojekt für NRW

Mona Neubaur: PV-Anlage auf Metro-Dach ist Leuchtturmprojekt für NRW
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Der Gang auf das Flachdach der riesigen Halle der Metro Logistics in Brassert ist schon ein kleines Abenteuer. Die Außentreppe hinauf ist luftig, der Blick geht aus 15 Metern Höhe frei in die Tiefe. Das Dach selbst scheint bei jedem Schritt zu federn, aus Stabilitätsgründen sollten nicht zu viele Menschen eng beieinander stehen, warnt ein Metro-Mitarbeiter. Immerhin: Es ist stark genug, die größte PV-Dachanlage Deutschlands zu tragen. „Wir haben beim Bau der Halle von Anfang an Solarenergie mit eigeplant“, sagt Christof Prange, Geschäftsführer des Hallenbetreibers Goodman: „Jetzt fahren wir die Früchte unserer Arbeit ein!“

Etwa 10 kWp, das ist die Standardleistung einer Solaranlage auf dem Dach eines Privathauses. In Verbindung mit einer Speichereinheit lassen sich so etwa 70 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs einer Familie erzeugen. Auf den Dächern bei beiden Metro-Hallen mit 235.000 Quadratmetern Fläche passiert das gleiche, aber in einer ganz anderen Dimension. Gemeinsam haben der australische Immobilienkonzern Goodman, das auf Erneuerbare Energien spezialisierte Unternehmen BayWa r.e. aus Bayern sowie der Großhändler Metro hier eine Anlage errichtet, die industriellen Ansprüchen gerecht wird.

Mehr als 43.000 Solarmodule wurden auf den Dächern der beiden Metro-Hallen montiert. Im Hintergrund die Kulisse des Marler Chemieparks.
Mehr als 43.000 Solarmodule wurden auf den Dächern der beiden Metro-Hallen montiert. Im Hintergrund die Kulisse des Marler Chemieparks. © Thomas Brysch

Die Zahlen sind beeindruckend: So wurde am Metro-Logistikstandort Marl auf einem den beiden bestehenden Gebäuden mit circa 12 MWp die derzeit größte Solar-Aufdachanlage Deutschlands errichtet. Die PV-Anlage auf dem Dach der zweiten Halle trägt noch einmal 6 MWp bei. Die insgesamt 43.754 installierten Photovoltaikmodule ergeben eine Fläche von 96.817 Quadratmetern. Das entspricht etwa 14 Fußballfeldern. 900.000 Meter Stromkabel wurden verlegt, das entspricht der Entfernung Marl-Florenz (Luftlinie). Die Gesamtleistung der Anlage beträgt 18 MWp. „Damit können wir theoretisch 5.100 Haushalte mit Strom versorgen, das sind 15 Prozent der Haushalte in Marl“, betont Christof Prange.

Praktisch wird der Strom zunächst für den Betrieb der beiden Logistik-Hallen in Brassert verbraucht. Der Rest wird ins Netz eingespeist. Doch die Metro denkt weiter. „Diese PV-Anlage ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Geschäftsbetrieb bis zum Jahr 2040“, sagt Metro-Arbeitsdirektorin Christiane Giesen. Dann sollen auch die schweren Lkw ohne fossile Brennstoffe fahren.

Die Metro Logistics will spätestens ab 2040 ganz ohne fossile Energieträger auskommen, verspricht Metro Logistics-Arbeitsdirektorin Christiane Giesen.
Die Metro Logistics will spätestens ab 2040 ganz ohne fossile Energieträger auskommen, verspricht Metro Logistics-Arbeitsdirektorin Christiane Giesen. © Thomas Brysch

Günter Haug gehört zum Vorstand der BayWa r.e.. Für den Energiemanager ist klar: „Balkon-PV-Anlagen helfen uns nicht weiter, für die Energiewende in Deutschland brauchen wir industrielle Lösungen.“ NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) betont: „Dieses Leuchtturmprojekt in Marl steht für die nachhaltige Energieerzeugung der Zukunft“. Neubauer weiter: „Günstiger, ortsnah hergestellter Strom ist für Unternehmen ein zentraler Standortfaktor und für unser Land ein Schlüssel auf dem Weg zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas.“

Die Luftaufnahme zeigt die beiden Hallen der Metro Logistics in Brassert mit den 43.000 Solarmodulen.
Die Luftaufnahme zeigt die beiden Hallen der Metro Logistics in Brassert mit den 43.000 Solarmodulen. © Goodman Deurtschland

Werner Arndt lobt niederschwellige Arbeitsplätze

Bürgermeister Werner Arndt begrüßt die Investition in die PV-Anlage und erklärt zur Rolle der Metro Logistics: „Für Marl war es sehr wichtig, an diesem Standort die dringend benötigten niederschwelligen Arbeitsplätze zu schaffen. Nicht nur unsere Stadt, sondern die ganze Region hat davon profitiert.“ Nach Angaben von Metro-Arbeitsdirektorin Christiane Giesen arbeiten zurzeit zwischen 500 und 600 Beschäftigte in den Hallen. Ursprünglich sollten es 1000 sein, doch diese Zahl wurde nie erreicht.

Nach dem Verkauf der Real-Supermarktkette durch Metro im Jahr 2020 entstanden Leerstände in den riesigen Hallen. Bis heute halten sich Gerüchte, dass der Handelskonzern mit weltweit 93.000 Mitarbeitern sich aus dem Standort Marl zurückziehen könnte. Dem tritt Metro Logistics-Geschäftsführer Arnd Stoehr energisch entgegen. „Marl ist für uns der größte Logistik-Standort in Deutschland, die Menschen in dieser Region können sich darauf verlassen, dass wir an diesem Standort festhalten werden!“

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