Harte Kritik am Schiedsrichter Mühlhausen schießt gegen Gespann, Eichlinghofen hält dagegen

„Die waren massiv überfordert“: Vernichtendes Urteil über das Schiedsrichtergespann
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Entscheidende Szenen gab es bei der Heimniederlage des SSV Mühlhausen gegen den Zweitplatzierten TuS Eichlinghofen viele. Kurioserweise stand bei allen das Schiedsrichtergespann um Schiedsrichter Martin Grösbrink im Mittelpunkt und erhielt dafür nach dem Abpfiff mehrfach schlechte Kritiken aus Mühlhausen. Die Gegner aus Dortmund halten dagegen.

Vor der Partie zum Rückrunden-Re-Start bezeichnete SSV-Trainer Marco Slupek die Partie gegen Eichlinghofen als „Bonusspiel“. Dass seine Mannschaft am Ende ganz kurz vor einer Überraschung stand, hätte Slupek da wohl nicht erwartet. Der SSV zeigte ein ganz anderes Gesicht als noch bei der Testspielniederlage gegen den VfL Kamen. Vorne wirbelten Stephen Hutmacher und Can Demircan ein ums andere Mal die TuS-Defensive durcheinander und hinten sorgte Kai Hutmacher für viel Sicherheit.

Die beste Möglichkeit im ersten Durchgang hatte dann Stephen Hutmacher. Eigentlich stand Hutmacher klar im Abseits, allerdings verlängerte ein TuS-Akteur den Ball per Kopf direkt auf den Stürmer, der nur noch den Torhüter vor sich hatte. Plötzlich ein Pfiff und Schiedsrichter Grösbrink entschied auf Abseits. Auf Nachfrage teilte er lautstark mit: „Der Ball wurde nicht absichtlich und kontrolliert gespielt. Also Abseits.“

Neuzugang Stephen Hutmacher brachte seine Mannschaft dann zu Beginn der ersten Halbzeit in Führung. Nach einem guten Querpass von Alexander Schröder musste der ehemalige Spieler des VfR Sölde nur noch ins leere Tor einschieben. Groß war der Jubel am Mühlbach, allerdings währte er nicht lange, denn Eichlinghofen antwortete mit dem 1:1 durch Aleksandar Djordjevic. Der ehemalige Spieler des Holzwickeder SC ließ SSV-Schlussmann Robin Mesewinkel-Risse mit seinem Freistoß keine Chance.

Vor dem Tor geriet der Unparteiische erneut in den Blickpunkt, als er die Abwehraktion von Justin Pfaff als Foulspiel wertete. „Wie kann man das als Foulspiel pfeifen?“, fragte Justin Pfaff nach dem Spiel fassungslos. „Innerlich hab ich schon gejubelt, wollte grade aufspringen und feiern, dass ich den Zweikampf gewonnen habe, als ich plötzlich den Pfiff hörte.“ In der Tat riskierte Pfaff alles, um den Ball zu erreichen, was ihm auch gelang. Dass es dann einen Freistoß gab, sorgte nicht nur auf dem Spielfeld für die ein oder andere Unmutsbekundung.

Auf Seite der Eichlinghofener sieht man das anders. Für die Dortmunder war es ein klares Foul – wenn nicht sogar eine Notbremse: „Er wäre durch gewesen. Das ist für mich eine Rote Karte, weil er dann nur noch den Torwart vor sich gehabt hätte“, sagte Trainer Marc Neul. Für ihn sei dies die einzige enge Entscheidung im Spiel gewesen. Denn dass die Grätsche ein Foul war, sei für Neul ohne jede Frage. „Nur wenn es Foul ist, dann meiner Meinung nach auch Rot.“

Schiedsrichter Martin Grösbrink äußerte sich ebenfalls: „Der Abwehrspieler trifft aus meiner Sicht erst den Gegner und dann den Ball. Eichlinghofen wollte, dass ich Rot zeige. Für mich sah es aber nicht so aus, als hätte der Stürmer die Ballkontrolle gehabt. Und es waren noch genügend Abwehrspieler in der Nähe, die hätten eingreifen können.“

Kurioser Treffer dreht das Spiel

Noch kurioser wurde es dann beim zweiten Treffer des TuS Eichlinghofen. Nach einem Eckball kam erneut Djordjevic an den Ball und schoss aufs Tor. Dort war Mesewinkel-Risse zur Stelle, aber Eichlinghofen forderte unüberhörbar, dass der Ball hinter der Linie war.

Der Schiedsrichter zeigte an, dass die Partie weiterläuft und der SSV Mühlhausen bekam dadurch eine gute Kontermöglichkeit, als plötzlich doch ein Pfiff ertönte und der Arm des Referees Richtung Mittelpunkt zeigte. Es folgte eine Rudelbildung, viele Diskussionen und am Ende die Führung für den Gast.

Neul versteht die Aufregung der Mühlhausener nicht: „Der Linienrichter hat sofort Tor angezeigt und dann die Fahne wieder runtergenommen. Meine Spieler laufen dann zu ihm und signalisieren ihm, dass der Ball hinter der Linie war. Der Schiedsrichter hat dann auch auf Tor entschieden.“ Das Ganze habe nur drei, vier Sekunden gedauert. Nach Schlusspfiff habe auch der Mühlhausener Keeper ihm versichert, dass der Ball hinter der Linie war. Marc Neul zeigt Verständnis, dass das Runternehmen der Fahne für Verwirrung gesorgt haben könnte. Aber: „Der Trainer sollte mal bei seinen Spielern nachfragen, ob der Ball hinter der Linie war.“

Marc Neul kann die Aufregung nicht verstehen. Er sah eine gute Schiedsrichter-Leistung.
Marc Neul kann die Aufregung nicht verstehen. Er sah eine gute Schiedsrichter-Leistung. © Sebastian Reith

Schiedsrichter Grösbrink gab hinterher zu, in dieser Szene nicht die beste Figur abgegeben zu haben: „Nach außen sieht es nicht gut aus. Das habe ich echt blöd verkauft. Im Getummel habe ich den Ball nicht im Tor gesehen. Mein Blick ging sofort zum Assistenten. Da kam zunächst keine Reaktion. Darum habe ich auf Weiterspielen entschieden. Dann bekam ich das Zeichen von ihm. Er sei sich extrem sicher gewesen, dass der Ball hinter der Linie war.“

Es sei ein sehr junger Kollege gewesen, der erst sein drittes Spiel als Assistent absolvierte. „Ihm fehlt noch etwas Erfahrenheit. Vielleicht hat er sich in dem Moment auch nicht so richtig getraut. So eine Situation hatte er zuvor noch nie. Aber auch daraus wird er lernen“, ist sich Grösbrink sicher.

Neul findet Kritik überzogen

Dass Eichlinghofen in der Nachspielzeit dann noch das 3:1 markierte, interessierte dann kaum noch jemanden. „Die waren mit der Spielleitung massiv überfordert, hatten das Spiel zu keiner Phase im Griff und waren dieses Bezirksligaspieles nicht würdig“, fiel das Urteil von Manuel Stiepermann, der den erkrankten Slupek vertrat, vernichtend aus. „Auf die Leistung heute kann man definitiv aufbauen. Es war ein großer Schritt nach vorne. Fußballerisch, kämpferisch, von der Einstellung her – und ich finde, wir gehen hier als sehr unglücklicher Verlierer vom Platz.“

Manuel Stiepermann war mit der Leistung des Schiedsrichtergespanns nicht zufrieden.
Manuel Stiepermann war mit der Leistung des Schiedsrichtergespanns nicht zufrieden. © Michael Neumann

Marc Neul findet die Kritik am Schiedsrichter überzogen. Es sei ein intensives Spiel gewesen und ein schwieriges für den Schiedsrichter. „Ich fand aber nicht, dass er schlecht gepfiffen hat. Er hat gut gepfiffen“, sagte er über Grösbrink. Schon im Hinspiel habe es seitens des SSV Mühlhausen Kritik am Schiedsrichter gegeben. „Das war genau das Gleiche. Mühlhausen sollte mal daran arbeiten, ein guter Verlierer zu sein“, so Neul in Richtung seines Gegenübers.

Für Referee Grösbrink war am Ende eines wichtig: „Ich treffe lieber die richtige Entscheidung, die vielleicht blöd aussieht, als eine falsche.“ Auch in Zukunft würde er in solch einer Szene wieder so reagieren.

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