Die Maskenpflicht im Unterricht ist zurück - kein Grenzwert für Schulschließung
Coroanvirus
Wenige Tage vor dem Ende der Herbstferien bekennt das Schulministerium Farbe: Es wird wieder eine Maskenpflicht im Unterricht geben. Einen Grenzwert für Schulschließungen hingegen nicht.

Bis zu den Weihnachtsferien gilt an NRWerneut eine Maskenpflicht im Unterricht. © picture alliance/dpa
Das Schulministerium reagiert auf steigende Corona-Infektionszahlen in Nordrhein-Westfalen: Mit dem Ende der Herbstferien müssen Schüler ab der 5. Klasse ab Montag auch im Unterricht wieder eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf an.
Plexiglasvisiere oder Trennwände im Klassenzimmer seien kein alternativer Schutz. Die Wiedereinführung der Maskenpflicht soll zunächst bis zu den Weihnachtsferien am 22. Dezember gelten. Im Schulgebäude und auf dem -gelände gilt sie weiterhin landesweit - auch in der Primarstufe.
NRW hatte bereits nach den Sommerferien ab Mitte August für etwa zweieinhalb Wochen eine damals noch von vielen heftig kritisierte Maskenpflicht auch im Unterricht.
Kein Schwellenwert für Schulschließungen
Gebauer sieht keinen Anlass, einen landesweit verbindlichen Schwellenwert einzuführen, ab welcher Infektionslage Schulen vor Ort schließen müssen. „Die Schulen sind sichere Orte“, bekräftigte sie. Es müsse alles getan werden, um den täglichen regulären Unterricht dort für alle Kinder so lange als möglich aufrecht zu erhalten. „Das ist die beste Form des Lernens.“
Schule sei darüber hinaus für viele Kinder auch ein Ort, der Struktur, Halt und eine warme Mahlzeit gebe. Die Ministerin sieht keine Möglichkeit, der Empfehlung des Robert Koch-Instituts zu folgen, ab 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner und sieben Tage Klassen zu verkleinern oder in Wechselschichten zu unterrichten.
Solche personellen und räumlichen Reserven seien nicht vorhanden. „Dann gibt es eine Lerngruppe B, die zuhause bleiben muss“, stellte die FDP-Politikerin fest. Das entspreche nicht ihrem Verständnis eines Bildungsauftrags, der allen Schülern gleiche Chancen einzuräumen habe.
50 Millionen für Lüftungsanlagen
In der kommenden Woche werde die Landesregierung ein 50 Millionen Euro umfassendes Sonderprogramm beschließen, um die Belüftung der Klassenräume zu verbessern, kündigte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) an. Mit dem Geld könnten mobile Luftreinigungsanlagen angeschafft werden.
Eine Umfrage habe aber gezeigt, dass die weitaus meisten Schulgebäude und Unterrichtsräume schon jetzt gut belüftet werden könnten. „303 Kommunen haben gemeldet, dass alles in Ordnung ist“. In 39 Kommunen gebe es Probleme bei einzelnen Räumen. Einige Fenster ließen sich nicht vollständig öffnen oder die Unterrichtsräume lägen im Innenbereich.
"Schulen sind keine Hotspots"
Diese Räume würden aber derzeit nicht zum Unterricht genutzt, betonte die Ministerin. 85 Städte hätten noch nicht auf die Umfrage geantwortet. Sie gehe aber davon aus, dass die 50 Millionen ausreichten, sagte Scharrenbach. Im Durchschnitt koste ein Luftreinigungsgerät etwa 3000 Euro. „Schulen sind keine Hotspots und es gab auch kein unkontrolliertes Infektionsgeschehen“, betonte Gebauer.
Seit Beginn des Schuljahres hätten dauerhaft über 98 Prozent der Schüler regulär vor Ort unterrichtet werden können. Zum Stichtag 7. Oktober seien nur acht und damit weniger als 0,2 Prozent der rund 6000 Schulen in NRW wegen Corona geschlossen gewesen. 2084 Lehrkräfte - 1,3 Prozent - seien in Quarantäne gewesen und über 23 000 Schüler. Das seien 1,2 Prozent.
Unter den Schülern seien 853 Corona-Infektionen bestätigt worden - bei den Lehrkräften seien es 166 gewesen. Lüften sei eine einfache und sehr wirkungsvolle Maßnahme, um das Infektionsrisiko zu senken, bekräftigte die Schulministerin.
Alle 20 Minuten Stoßlüften
Empfohlen wird in den Klassenräumen alle 20 Minuten Stoßlüften, „Querlüften wo immer es möglich ist“ und Lüften während der gesamten Pausendauer. „Bei richtigem Stoßlüften kühlt sich die Raumtemperatur nur um zwei bis drei Grad ab“, sagte Gebauer.
NRW gehört laut Lagebericht des Robert Koch-Instituts weiterhin zu den Bundesländern mit überdurchschnittlich hohen Neuinfektionen: Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch bei 67. Der Bundesdurchschnitt dieses Werts, der die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tage angibt, lag demgegenüber bei 51,3. Lehrerverbände und die Opposition vermissen eine umfassendere Vorsorge.
Es gibt Kritik
„Maskenpflicht und Stoßlüften als einzige Antwort?“, fragte die Lehrergewerkschaft Bildung und Erziehung. „Kleine Lerngruppen wären die beste Maßnahme, um Abstände einzuhalten.“
Der Philologenverband wünscht sich klare Definitionen, wann ein Regelbetrieb nicht mehr zu verantworten sei. SPD und Grüne vermissen vorausschauende Konzepte. „Es gibt also weiterhin keinen Plan B“, stellten die Grünen fest. Bis die versprochenen digitalen Endgeräte bei Schülern und Lehrern ankämen, werde es noch lange dauern.
Nach Angaben der Ministerin waren bis Ende September knapp 84 Millionen Euro beantragt worden, um Schüler aus bedürftigen Familien mit Laptops und anderen digitalen Medien auszustatten. Im Fördertopf gibt es dafür insgesamt 187 Millionen Euro. Für digitale Geräte für Lehrer stehen 105 Millionen Euro bereit. Davon seien bis zum Stichtag knapp 42 Millionen beantragt worden.
dpa