Die Besetzung des Reviers Bebildertes Sachbuch zum Jahr 1923 im Ruhrgebiet

Die Besetzung des Reviers
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Ab dem 11. Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen große Teile des heutigen Ruhrgebiets, um Kohle und Koks als „produktive Pfänder“ zur Erfüllung der Reparationsverpflichtungen nach dem Ersten Weltkrieg zu sichern. Zwei Tage später rief die Reichsregierung die Bevölkerung des Ruhrgebiets zum „passiven Widerstand“ auf.

Es kam zu Streiks und Anschlägen, auf Seiten der Besatzer zu mitunter tödlichen Übergriffen. Die Löhne von etwa zwei Millionen Beschäftigten in der Region wurden vom Staat übernommen, was letztlich zur Hyperinflation führte. Am 26. September 1923 wurde der passive Widerstand abgebrochen und am 15. November 1923 die Rentenmark als neues Zahlungsmittel ausgegeben.

Dokumente

Das Buch „Ruhrbesetzung 1923“ lässt Dokumente aus 1923 sprechen, so die städtische Darstellung der Abläufe in der „Dortmunder Bartholomäus-Nacht“ am 10. / 11. Juni 1923, die eidliche Aussage von Josephine M., die am Ufer des Rhein-Herne-Kanals von französischen Soldaten vergewaltigt wurde, und den Bericht von Hausmeister Liesenfeld, der in Essen-Rüttenscheid die Besatzer an der Nase herumführte.

Das Buch zitiert außerdem Darstellungen „von danach“. Lambert Lensing jun. schrieb 1926 über die Tremonia, den Grundstein der Ruhr Nachrichten, während der Ruhrbesetzung und Karl Jesper 2006 davon, „Wie der Pastor von St. Agatha die Ruhrbesetzung in Dorsten erlebte“, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Bunt illustriert

Der Herausgeber des Buches hält die Ruhrbesetzung für das wichtigste Ereignis in der Geschichte des Ruhrgebiets, dem zum Hundertjährigen eine angemessene Beachtung zukommen solle. 56 Abbildungen von bunten, oft geradezu idyllisch anmutenden Ansichtskarten aus 1923 „von Altenessen bis Zweckel“ stehen als Kontrast zu dem, was das Ruhrgebiet und seine Menschen in diesem Jahr erleiden mussten.

Werner Boschmann (Hg.): Ruhrbesetzung 1923. Ein Jahr spricht für sich, 208 S., Henselowsky Boschmann, 19,80 Euro, ISBN 978-3-948566-18-0.

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