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Bestatter suchen Sargträger: Knappes Personal für das letzte Geleit
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Sie tragen dunkle Anzüge und weiße Handschuhe, ihr Beruf hat Tradition. Sargträger sind die meist stillen Begleiter einer Beerdigung. Sie transportieren den Verstorbenen von der Trauerhalle zur letzten Ruhestätte. Doch der Nebenjob hat Nachwuchsprobleme.

René Schmülling vom Bestattungsunternehmen Schmülling & Schmülling aus Oer-Erkenschwick bestätigt den Sargträger-Mangel. „Damals sind Leute aus dem Bergbau früher in Rente gegangen“, sagt er. Genau diese Menschen passen in das Berufsprofil für Sargträger. „Leute mit Tagesfreizeit, hauptsächlich Rentner. Berufstätige sind vormittags nicht abkömmlich. Das ist ein Problem.“

Bestatter René Schmülling..
Bestatter René Schmülling aus Oer-Erkenschwick stellt eigene Sargträger an. Aktuell sucht er nach neuem Personal.. © Benjamin Kübart

Schmülling selbst kann auf einen eigenen Pool aus acht Sargträgern zurückgreifen. „Das ist eigentlich ein bisschen zu wenig“, sagt er. „Aber ich komme gut klar. Das sind eingespielte Leute, die verstehen sich auf Blickkontakt.“ Bei einer Sargbestattung kommen sechs Träger zum Einsatz, bei einer Urnenbestattung zwei. Trotzdem bleibt René Schmülling auf der Suche nach neuem Personal. Die Arbeit sei durchaus lukrativ, sagt er.

„Dinosaurier“ der Branche

Nicht alle Bestatter beschäftigen eigene Träger. „Da sind wir eigentlich die Dinosaurier unserer Branche“, sagt René Schmülling. Er stellt seine Sargträger als Minijobber an und verzichtet auf externe Dienstleister – sogenannte „Trägergenossenschaften“. Das sei kostengünstiger für die Angehörigen. Außerdem: „Bei meinen eigenen Trägern weiß ich, dass sie ein eingespieltes Team bilden. Wenn eine Trägergenossenschaft mir ihre Träger schickt, kenne ich die Personen nicht.“

Bestatter Ludger Bialas.
Bestatter Ludger Bialas aus Datteln setzt auf ein eigenes Sargträger-Team. Auch Studenten haben ihm schon bei den Bestattungen geholfen. © Martin Pyplatz (Archiv)

Neueinsteiger würden allerdings nicht ins kalte Wasser geschmissen. „Es gibt kein Trainingscamp mit Sarg-Dummies“, einen Sarg zur Probe zu tragen sei allerdings kein Problem. Auf den Beerdigungen würden Einsteiger außerdem von erfahrenen Kollegen unterstützt. „Wir können uns keine Fehler erlauben. Das Schlimmste ist, wenn der Träger stolpert und die Urne oder der Sarg fällt.“ In 100 Jahren hätten Träger des Unternehmens nie einen Sarg fallen lassen, wie Schmülling erzählt. „Das passiert nicht.“

Mit externen Trägern „in die Bredouille“

Bestatter Ludger Bialas aus Datteln bemerkt die knappe Personalsituation. Woran könnte das liegen? Beerdigungen seien kein grundsätzlich schönes Thema, sagt Bialas. „Ich habe zwar noch sieben Leute – Rentner, die das machen. Wenn zwei krank werden, muss ich allerdings sehen, wo ich Ersatz her kriege.“

Auch Bialas stellt eigene Träger an, zwischendurch habe er auch auf externe Trägerdienste zurückgegriffen. Diese seien jedoch unzuverlässig gewesen, sagt Bialas. „Wenn ich eine Beerdigung habe und die Träger kommen nicht, gerate ich in die Bredouille.“

Sargträger sollten „körperlich in der Lage sein, das Gewicht zu tragen“. Ein Eichensarg wiegt rund 80 Kilogramm, dazu kommt das Gewicht des Verstorbenen. „Sie sollten fit sein und nicht wackelig auf den Beinen stehen.“ Grundsätzlich müsse ein Träger nicht alle Beerdigungs-Riten auswendig können. „Ich sage was zu tun ist und kläre den Ablauf“, sagt Bialas. „Die erfahrenen Träger leiten die Neuen an.“ Zum Beispiel: Wann verneige ich mich? Und wann greife ich die Seile? Nicht nur Rentner haben für Ludger Bialas gearbeitet. „Ich hatte auch schonmal Studenten dabei“, sagt er. „Das hat gut funktioniert, ist aber eher selten.“

Bestatter Jens Bentzien.
Ein Trägerdienst aus Dortmund schickt Träger zu den von Jens Bentzien organisierten Beerdigungen. © Anna Lisa Oehlmann

In Waltrop setzt Bestatter Jens Bentzien auf einen Trägerdienst aus Dortmund. Urnen tragen Bentzien und seine Bestattungshelfer und -Fachkräfte selbst. Warum stellt er keine eigenen Träger an? „Wenn ich zeitgleich zwei bis drei Beerdigungen auf verschiedenen Friedhöfen habe – zum Beispiel in Datteln, Waltrop und Dortmund – brauche ich mindestens 18 Mann. Das ist aufwendig und macht für mich keinen Sinn.“

Grauer Bart und graue Haare – nicht nötig

Den Mangel an Sargträgern nimmt er allerdings über den Dienstleister wahr. „Man findet keine Rentner mehr. Und junge Leute schaffen es nicht morgens zu einer Beerdigung“, sagt Bentzien.

Trotz Mangel habe er noch nie eine Beerdigung verschieben müssen. „Das klappt alles. Allerdings sind die Träger teilweise zwei bis drei Stunden unterwegs, wenn sie aus dem Raum Dortmund kommen. Sie fahren dann geschlossen nach Waltrop und sind 45 Minuten vorher da.“ Unter ihnen sind laut Bentzien gelegentlich auch jüngere Leute. „Das sieht ordentlich aus. Sie brauchen keinen grauen Bart und graue Haare.“!

Silbersee III
Silbersee III © Benjamin Glöckner

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