Entstanden aus dem früheren Karstadt-Lager ist der DHL-Standort in Königsborn noch immer hochgradig abhängig von dem Handelskonzern. Nun scheint Karstadt seinen Logistik-Auftrag neu vergeben zu wollen. 1400 Mitarbeiter wären betroffen. Offen ist, in welcher Weise.

Unna

, 22.08.2018, 10:08 Uhr / Lesedauer: 2 min

Noch haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei DHL in Königsborn genug zu tun. Bis zum 31. März 2020 läuft der Vertrag zwischen Karstadt und DHL – und damit der Hauptauftrag für den Logistikstandort in Königsborn. Für die Zeit danach allerdings scheint es nicht nach einer weiteren Zusammenarbeit auszusehen. Das letzte Wort sei vielleicht noch nicht gesprochen, erklärt Rainer Ernzer, Sprecher der Deutsche Post DHL Group in Düsseldorf. „Es sieht aber eher so aus, als ob sich die Wege dann trennen werden.“

Der Verlust des Großkunden Karstadt könnte den Logistik-Standort in Königsborn merklich treffen. Branchen-Insider vermuten, dass das Lager zwischen 70 und 90 Prozent allein durch den Karstadt-Auftrag ausgelastet ist. Ernzer kommentiert derlei Kennzahlen nicht, gibt aber einen noch viel konkreteren Wert an: Betroffen von einem Karstadt-Abzug wären 1.400 Beschäftigte, die DHL nicht mehr weiter beschäftigen könnte. Das Karstadt-Lager ist der größte Einzelstandort von DHL.

Was ein Ende der Zusammenarbeit zwischen Karstadt und DHL für die Mitarbeiter und den Standort langfristig bedeutet, ist dennoch ungewiss. Denn: Karstadt wird seinen Geschäftsbetrieb nicht einstellen, eine Warenlogistik ist immer noch notwendig. Sie könnte weiterhin in eingespielten Strukturen in Königsborn laufen, verdeutlicht Ernzer die Situation – nur eben nicht in Betreiberschaft von DHL. „Karstadt hat dieses Lager ja auch einmal selbst betrieben. Einige unserer Mitarbeiter waren früher lange Karstadt-Beschäftigte“, so Ernzer. Möglicherweise steht den Beschäftigten daher nicht die Arbeitslosigkeit bevor, sondern nur ein Betriebsübergang. „Das allerdings wäre eine Angelegenheit von Karstadt“, so der DHL-Sprecher.

Tatsächlich wäre es nicht der erste Betriebsübergang, den die Beschäftigten erleben. 2005 hat DHL die Logistik von Karstadt übernommen. 2016 hab es noch eine Umstrukturierung innerhalb der Post-Tochter: Aus DHL Retail wurde DHL Fashion, was für die Mitarbeiter der Form nach ebenfalls den Wechsel des Arbeitgebers bedeutet hat. Allerdings bewerten Vertreter der Belegschaft die Betriebsübergänge als reibungslos. Über das vermutliche Auslaufen der Zusammenarbeit mit DHL sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon informiert worden. Die Stimmung scheint ruhig und optimistisch zu sein. Im Betriebsrat herrscht Zuversicht, dass es eine Anschlusslösung geben wird. Dass sich darüber zurzeit noch nichts sagen lässt, sei angesichts der Zeitperspektive nicht beunruhigend: Über 19 Monate sind es noch bis zum Auslaufen des Vertrages. Im August hat DHL zudem 32 neue Auszubildende eingestellt.

DHL indes ist eigentumsrechtlich nicht an den Standort-Gebunden. Die Post-Tochter hat den Hallenkomplex gemietet. Der Eigentümer indes hat im vergangenen Jahr erst gewechselt: Für 89 Millionen Euro hat der international tätige Immobilienverwalter Barings Real Estate die Liegenschaft übernommen. Es dürfte eine Portfolio-Umstellung unter Kapitalanlegern gewesen sein: Auch die vorherigen Eigentümer waren selbst keine Logistiker, sondern Immobilienentwickler: Die europäische Gesellschaft M7 Real Estates und ein US-Investor.