Deutsches Auswandererhaus hat zehnten Geburtstag

Das Deutsche Auswandererhaus hat sich in den zehn Jahren seit der Eröffnung im August 2005 nicht nur zu einem der wichtigsten Wissensorte über Migration in Deutschland entwickelt. Es war auch eine Initialzündung für den Wandel und Wiederaufstieg der alten Industriestadt Bremerhaven nach Jahren des Niedergangs.

Bremerhaven (dpa)

von Von Sönke Möhl, dpa

, 30.03.2015, 11:19 Uhr / Lesedauer: 2 min

Besucher des Auswandererhauses mischen sich in der Hafenkulisse unter die fest installierten Figuren. Foto: Ingo Wagner

Besucher des Auswandererhauses mischen sich in der Hafenkulisse unter die fest installierten Figuren. Foto: Ingo Wagner

«Das Deutsche Auswandererhaus war 2005 eine der ersten großen Attraktionen in den neuen Havenwelten und hat sich seitdem gut entwickelt», sagt der Bremerhavener Tourismuschef Raymond Kiesbye. «Es steht für Themen, die seit 170 Jahren nichts an ihrer Aktualität verloren haben: Ein- und Auswanderung.» Touristisch biete das Haus der Stadt ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Heute bildet es mit dem Klimahaus, dem Deutschen Schifffahrtsmuseum, dem Zoo am Meer, mit Hafen und Weserufer einen überregionalen Anziehungspunkt.

Von den durchschnittlich etwa 200 000 Besuchern pro Jahr kommen etwa fünf Prozent aus dem Ausland, vor allen den USA, der Schweiz und Frankreich. Das Haus punktet nicht nur mit seinem Erlebnischarakter beim Gang durch täuschend echte Szenen wie dem Inneren der Auswandererschiffe oder der Wartehalle von Ellis Island in New York.

Nachfahren von Auswanderern können im umfangreichen Archiv Nachforschungen zu ihren Verwandten anstellen. Mancher Besucher stoße eher zufällig auf ausgewanderte Vorfahren. «Dann wird es immer sehr emotional», sagt Direktorin Simone Eick. «Das sind wunderschöne Momente.»

Besucher regieren nach Eicks Erfahrung sehr unterschiedlich. Berührt von dem Thema und der für Deutschland ungewöhnlichen Ausstellung seien viele Menschen. «Das Wort, das am häufigsten fällt, ist Gänsehaut.» Im Auswandererhaus kann jeder Besucher die Geschichte eines echten Auswanderers nachverfolgen. Ihm wird mit der Eintrittskarte quasi eine Biografie zugeordnet.

Seit 2012 geht es nicht mehr nur um die Millionen Menschen, die Deutschland in Richtung USA oder Kanada, Argentinien oder Australien auf der Suche nach einem besseren Leben verließen. In seinem Erweiterungsbau zeigt das Auswandererhaus, wie es ihnen als Einwanderer erging, zu denen sie wurden, sobald sie ihr Ziel erreichten. Der Blick öffnet sich damit auch für das Schicksal der Menschen, die seit den 50er Jahren aus Italien, Portugal oder der Türkei nach Deutschland kamen. «Deutschland ist seit Jahrhunderten ein Einwanderungs- und Auswanderungsland», sagt Eick.

Wahrscheinlich im Juni kann die Museumschefin den zweimillionsten Besucher begrüßen. Jeder Einzelne hält sich im Durchschnitt 3,5 Stunden im Auswandererhaus auf, im Vergleich zu anderen Museen eine lange Zeit. Neben zwei Bundespräsidenten kamen auch Künstler wie Götz Alsmann, Udo Lindenberg oder Roger Willemsen in das Auswandererhaus. Es steht an dem Kai, von dem einst tatsächlich die Segelschiffe in Richtung Amerika ablegten.

Einen dritten Bauabschnitt sieht Eick für die Zukunft eher nicht. Dafür soll in den kommenden Jahren die ältere Ausstellung zur Auswanderung erneuert werden. Wichtige Änderungen werde es aber auch im Einwanderungsteil geben.

In den nächsten Jahren startet ein Projekt, um Kindern zu vermitteln, wie man mit dem Fremden im Leben umgehen kann. «Angst vor dem Fremden soll in Neugier umgewandelt werden.» So soll es eine mobile Lernstation zum Thema Christentum und Islam geben. Auch aktuelle Entwicklungen um Flucht und Vertreibung gewinnen an Bedeutung.

Zur Geschichte des Auswandererhauses