Deutsche Streifen können ohne großes Tamtam begeistern
Kinofest Lünen
Zehn Filme stehen im Wettbewerb um die Lüdia. Gleich am Freitag gibt es Arbeiten zu sehen, die zeigen, dass der deutsche Film auch fern des Tamtams um große Namen und Budgets mit echten Rosinen aufwarten kann.
So läuft um 16.30 Uhr in der "Cineworld" ein Krimi von Maximilian Buck. Der Titel "Trash Detective" lässt an amerikanische Pulp Fiction denken, nicht an ein Kaff im Schwäbischen, "wo d' Leut schwätze un verzähle tue".
Willkommen in Matringen. Jeder kennt jeden. Uwe ist die stadtbekannte Saufnase, die beim Faschings-Mummenschanz wieder schwer getankt hat. Pfui, jetzt quasselt der Penner noch die schöne Susi an, Tochter eines Millionärs!
Treibjagd
Am nächsten Tag ist Susi verschwunden. Uwe erwacht aus dem Vollrausch und will das Mädel blutend in einem Auto gesehen haben. Die Dorfpolizistin tut es als Hirngespinst ab. Tatsache ist, dass Susi nicht auftaucht. Beginn einer Treibjagd. Alle gegen Uwe - der alte Bock hat Susi etwas angetan.
Rudolf Waldemar Brem ist eine Wucht als trauriges Faktotum mit dem Gesicht von Charles Bukowski. Sein Uwe will seine Unschuld beweisen und ermittelt auf eigene Faust. In einem derb komischen, spannenden Thriller, der Milieu, Mundart und Menschenschlag authentisch wiedergibt und allen Spaß macht, die die Krimis um Josef Haders "Brenner" mögen. Super.
Zwickmühle
Devid Striesow spielt in Micha Lewinskys "Nichts passiert" (19 Uhr) ebenfalls einen Mann in Nöten. Schuldlos gerät Thomas in eine üble Zwickmühle. Im Skiurlaub passiert es: Sarah, die Tochter von Thomas' Chef, wurde vergewaltigt, sagt sie. Kein Wort zu niemandem! Thomas lässt sich auf Heimlichtuerei ein.
Der Stress aber wird unerträglich für ihn. Eine dankbare Rolle für Devid Striesow, der den Film prägt und trägt. "Nichts passiert" zeichnet Ehe, Pubertät, Familie völlig lebensecht, erst am Ende schleicht sich etwas Kintopp ein. Das Drama eines Mannes, der es allen recht machen wollte.
Allein in der Fremde
Ohne ihr Zutun wurde auch das Leben von Arlette zum Jammertal. Vor Jahren traf eine Kugel das Knie des Mädchens aus Afrika. Die Wunde heilte nicht, eine Berliner Familie finanziert Arlette den Eingriff an der Charité. Da ist sie nun, allein in einem fremden Land. "Arlette - Mut ist ein Muskel" (17 Uhr) ist eine wunderbare Doku von Florian Hoffmann. Über Freude, Trauer, und ein Kind, das rührend tapfer ist.