Shenziu heißt das Mädchen, das mit Papa und Stiefmutter auf Kreuzfahrt geht. Das Kind ist traurig, weil es die vom Vater getrennt lebende Mutter vermisst. Papa hat nur Augen für das Baby, das er mit der neuen Frau hat. Als ein Sturm aufzieht, spült eine große Welle das Mädchen vom Oberdeck.
Dieser Teil des chinesischen Animationsstreifens „Deep Sea“ ist noch als real zu begreifen. Danach aber scheint sich das Kind in einer Sphäre zu bewegen, wo Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen.
Ein Freak als Kapitän
Was folgt, sieht aus wie ein Fiebertraum: eine bildergewaltige Fahrt mit einem bizarren Schiff, offenbar ein Restaurant für Meeresbewohner. Ein Freak namens Nanhe, dem „Joker“ aus dem Comic ähnlich, ist Küchenchef und Kapitän.
Walrosse strampeln sich ab für den Antrieb des Kahns, in der Küche schnippeln sie die Zutaten für die Gerichte.
Psychedelischer Farbenrausch
Drollige Seeotter gibt es auch, die immerzu spielen wollen. Man kommt ins Staunen: Die Meeresfantasie steigert sich in einen geradezu psychedelischen Rausch aus farbigen Wirbeln und Schlieren, der uns fast schon überfordert.
Ein Sog wie ein Wurmloch
Alles ist im Fluss. Quallen treiben vorbei, Wale und organisches Material. Sog und Strom fühlen sich an wie das „Wurmloch“, das in Kubricks „2001“ den Astronauten beschleunigt.
Die faszinierenden Bilderwelten von Tian Xiapengs „Deep Sea“ (bei uns leider nicht in 3D) greifen in impressionistische Malerei aus, das macht den Film zum Unikat.
Visuell fesselnd
Sein Traum-Szenario erinnert an Arbeiten des japanischen Ghibli-Studios („Chihiros Reise ins Zauberland“), atmosphärisch regiert eine gedrückte Melancholie. Die sich aufhellt, wenn Shenziu von verspielten Meeresviechern in Klamotten bespaßt wird.
Im Kern durchlebt die Ärmste einen milden Horrortrip aus Einsamkeit und Trennungsschmerz, der nicht für kleine Kinder taugt (FSK-Freigabe: ab sechs). Ältere genießen einen Seetörn, der das Auge absolut gefangen nimmt.
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