Davis-Cup-Team zahlt Lehrgeld gegen Nadal & Co.
Lehrgeld gezahlt, aber Sympathien gewonnen: Die deutschen Tennisprofis haben die erwartet klare Niederlage gegen Spanien kassiert und sind im Viertelfinale aus dem Davis Cup ausgeschieden.
Zum befürchteten Offenbarungseid gegen den Pokal- Favoriten kam es in Bremen allerdings nicht - und auch nicht zu Streit und Missgunst zwischen den Führungskräften Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer. Das Aus im Kampf um das lukrative Halbfinale war schon vor den Einzeln am Sonntag besiegelt. Denn auch das längste Doppel der deutschen Cup-Geschichte mit «Leitwolf» Kohlschreiber und Philipp Petzschner ging in einem Fünfsatz-Krimi mit 7:6 (7:3), 6:7 (1:7), 4:6, 6:2, 10:12 gegen Fernando Verdasco/Feliciano Lopez verloren.
«Ich bin mir fast sicher, jetzt holt Spanien auch den Pokal», sagte Teamchef Patrik Kühnen nach der vorzeitig besiegelten Niederlage. Gefeiert aber wurden die Verlierer der 4:45 Stunden langen Achterbahnfahrt der Gefühle von den stimmgewaltigen Bremer Zuschauern, die nach den Auftaktpleiten von Kiefer gegen Rafael Nadal und Kohlschreiber gegen David Ferrer ohnehin keine Sensation mehr erwartet hatten. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch.
«Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt», sagte der bitter enttäuschte Kohlschreiber. Das Philipp-Duo hatte nach anfänglichem Schlendrian zu einer Leistung gefunden, die im zweiten gemeinsamen Einsatz niemand von ihnen erwartet hatte. «Aus Niederlagen lernt man, auch wenn sie bitter sind.» Schon tags zuvor hatte Kohlschreiber leise anklingen lassen, dass er sich als «kleinen Favoriten» sehe. Kritisiert wurde der als Haas-Nachfolger um Führungsstil bemühte Augsburger für dieses ehrliche Statement - und nicht nur dafür.
Sonderrechte würde er beanspruchen und die Kollegen mit seiner auf Leistung basierenden Prämienregelung gegen sich aufbringen. Kiefer, Petzschner und auch der Vierte im Bremer Bunde, Michael Berrer, bestätigten die von außen ins Team getragenen Vorwürfe nicht. Von «konstruierten Geschichten» sprach Kapitän Kühnen, der es verstand, die Stimmung in seiner jungen Mannschaft nicht stören zu lassen. «Wichtig ist, dass wir als Team auftreten», sagte Kiefer.
Der 30-jährige Hannoveraner bemühte sich redlich um Harmonie und darum, keine Angriffsfläche zu bieten. Was ihm leicht fiel, zumal er mit Kohlschreiber bald auch bei Olympia im Doppel aufschlagen will. Und was ihm eine erneute Berufung zum World Team Cup in Düsseldorf (18. bis 24. Mai) einbrachte. «Fest nominiert sind Kohlschreiber, Kiefer und Petzschner», verriet Kühnen, der auf Thomas Haas «vielleicht im nächsten Jahr» hofft. An diesem Montag spielt der Hamburger an Nummer zwei gesetzt in Houston/Texas.
Rufe nach Doppel-Spezialist Alexander Waske, der fürs Fernsehen Profundes zu berichten wusste, wurden in Bremen auch nicht laut. Dafür zeigte Petzschner in dem «dramatischen Doppel mit unglücklichem Ausgang» (Kühnen) eine zu gute Leistung. «Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt. Aber es war geil, vor diesem Publikum zu spielen», schwärmte der Bayreuther. Auch Kühnen war froh, «wieder Davis-Cup- Atmosphäre gespürt zu haben. Schade, dass es bis zum nächsten Match ein Jahr dauert», sagte der Coach, der kurzfristig um den Einsatz Kohlschreibers fürchten musste.
Der hatte sich nach seiner Einzel-Pleite gegen Ferrer dermaßen schlecht gefühlt, dass er in der Nacht zum Samstag in einem Krankenhaus durchgecheckt wurde. Offiziell hieß es, dies sei eine lange geplante Blutuntersuchung gewesen, die Aufschluss über die Belastungswerte nach einer Viruserkrankung geben sollte. Aber in der Nacht? «Ich wollte ein eingespieltes, aber auch top-fittes Doppel bringen», erklärte Kühnen. Und Teamarzt Tim Kinateder stellte fest: «Philipps Blutwerte sind in Ordnung, es war ein reiner Sicherheits-Check.»
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