Altbundeskanzler Gerhard Schröder wurde aufgrund seiner Nähe zu Putin und Russland von zahlreichen Vereinen und Verbänden ausgeschlossen. So manchen Posten hat er nun freiwillig aufgegeben.

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Das verdorbene Vermächtnis des Gerhard Schröder

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Gerhard Schröder gilt als langjähriger Freund Putins. Seine Nähe zu Russland sorgt nun dafür, dass er aus vielen Verbänden ausgeschlossen wird. Was er verloren hat – und was noch bleibt.

von Yvonne Schmidt

Berlin

, 11.04.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der frühere SPD-Vorsitzende und Ex‑Kanzler Gerhard Schröder steht seit Langem wegen seiner Verbindungen nach Russland in der Kritik. Seit dem Angriff von Russland auf die Ukraine wird der Druck auf ihn größer. Dabei geht es auch um seine Tätigkeiten bei den Erdgas-Pipeline-Projekten Nord Stream 1 und 2 sowie dem russischen Ölkonzern Rosneft. Zudem soll Schröder einen Aufsichts­rats­posten für Gazprom übernehmen. Schröder, der als langjähriger Freund Putins gilt, wurde deshalb bereits aus diversen Vereinen und Verbänden ausgeschlossen. Viele Auszeichnungen bleiben jedoch. Ein Überblick.

Hier wurde der Altkanzler ausgeschlossen:

Rückzug der Mitarbeiter, 1. März:

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verliert nach Medien­informationen seinen langjährigen Büroleiter und Redenschreiber Albrecht Funk. Nach mehr als 20 Jahren kehre Funk seinem Chef den Rücken, berichtete die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“. Auch drei weitere Mitarbeiter des SPD-Politikers gäben ihren Posten auf.

Borussia Dortmund, 2. März:

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat dem ehemaligen Bundes­kanzler Gerhard Schröder die Ehren­mit­glied­schaft entzogen. Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball habe Schröder persönlich darüber informiert, teilte der Verein mit.

Podcast „Die Agenda“, 2. März:

Nach Angaben von Schröders ehemaligem Regierungs­sprecher Béla Anda wurde nun auch der Podcast des Altkanzlers gestoppt. „Die Agenda“ werde angesichts der aktuellen Lage auf Eis gelegt, sagte Anda, mit dem Schröder die Beiträge regelmäßig aufgenommen hatte, der „Bild“. Die wöchentlichen Podcast­folgen erschienen seit Mai 2020 und erreichten zuletzt über 360.000 Abonnenten.

Heinrich-Albertz-Friedens­preis, 5. März:

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat Gerhard Schröder den Heinrich-Albertz-Friedens­preis aberkannt. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen und muss auf das Schärfste verurteilt werden. Die andauernden geschäftlichen Verbindungen Gerhard Schröders nach Russland und seine Weigerung, sich konsequent von Putin zu distanzieren, stehen dem entgegen“, erklärte Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der AWO. Dies sei „in keinster Weise vereinbar mit den Werten des Heinrich-Albertz-Friedens­preises“.

Deutscher Fußball-Bund (DFB), 11. März:

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder die Ehren­mitglied­schaft entzogen. „Der völker­rechts­widrige Angriff auf die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Wer sich aus Rücksicht auf persönliche Interessen nicht klar vom Krieg und seinem Aggressor distanziert und darüber hinaus auch nicht die gebotenen geschäftlichen Konsequenzen zieht, teilt nicht die Werte des Fußballs und des Deutschen Fußball-Bundes“, schrieben die beiden DFB-Interims­präsidenten Rainer Koch und Hans-Joachim Watzke in einer gemeinsamen Erklärung. Schröder könne „somit nicht länger Ehrenmitglied unseres Verbandes sein, der sich für Verständigung zwischen den Menschen einsetzt und jede Form von Gewalt ablehnt“.

Ehrenbürger Hannover, 17. März:

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder ist nicht länger Ehrenbürger der Stadt Hannover. Die Verwaltung habe ein Schreiben von Schröder erhalten, in dem er erkläre, unwiderruflich auf die Ehren­bürger­würde zu verzichten. „Mit Blick darauf, dass Gerhard Schröder nicht bereit ist, persönliche Konsequenzen aus dem Krieg in der Ukraine zu ziehen, ist ein Ende seiner Ehren­bürger­schaft konsequent“, erklärte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).

Hannover 96, 7. April:

Altkanzler Gerhard Schröder hat sich nach dem Wirbel um seine Russland-Beziehungen aus dem Fußballverein Hannover 96 zurückgezogen. Das bestätigte der Hannoversche Sportverein von 1896. Der Verein war bereits dabei, einen Ausschluss zu prüfen und hatte dies mit Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin begründet. Nun hat der Gaslobbyist beim Fußballverein Hannover 96 selbst die Reißleine gezogen und ist ausgetreten.

Was bleibt?

Parteimitgliedschaft SPD:

Zwei Kreisverbände und fünf Ortsvereine haben ein Verfahren zum Partei­aus­schluss von Altkanzler Gerhard Schröder beantragt. Seine Partei hat Gerhard Schröder unlängst dazu aufgefordert, auf seinen Posten bei russischen Staats­unternehmen zu verzichten. Bislang hätten die Sozial­demokraten keine Reaktion darauf erhalten. Laut SPD-Chef Lars Klingbeil habe sich die Partei politisch distanziert.

Ehrendoktortitel an Universitäten:

Gleich von mehreren Universitäten ist Gerhard Schröder mit Ehren­doktor­würden ausgezeichnet worden. Darunter die Tongji-Universität in Shanghai (2002), die Universität in Sankt Petersburg (2003), die Marmara-Universität Istanbul sowie im selben Jahr von der mathematisch-natur­wissen­schaftlichen Fakultät seiner Alma Mater, der Uni Göttingen (2005). Im Jahr 2007 erhielt Schröder gleich drei Ehren­doktor­würden: von der Finanz­universität der Regierung der Russischen Föderation, der Damascus University in Syrien sowie der Università degli Studi die Urbino Carlo Bo.

Außerdem wurde der Bundeskanzler als korres­pondierendes Mitglied der Abteilung für Gesell­schafts­wissen­schaften in die Russische Akademie der Wissen­schaften (RAN) gewählt. Gewürdigt wurden Schröders Verdienste um die europäisch-russische Verständigung sowie seine Arbeiten zur Sozialdemokratie.

Orden und Medaillen:

Der Altkanzler ist immer noch im Besitz verschiedenster Orden. So zum Beispiel das Große Verdienstkreuz des Nieder­sächsischen Verdienst­ordens, das Großkreuz des Verdienst­ordens der Bundesrepublik Deutschland, und die Nieder­sächsische Landes­medaille. Diese kann Schröder trotz Kritik an seinen Verbindungen nach Russland vorerst behalten. Schröder habe die höchste Auszeichnung des Landes im Jahr 1999 erhalten, weil er sich als Minister­präsident große Verdienste um Niedersachsen erworben habe, erklärte eine Sprecherin von Minister­präsident Stephan Weil (SPD).

Ebenso erhielt er verschiedene Orden im Ausland: Darunter die Auszeichnung als Ritter des Ordens des Weißen Adlers der Republik Polen, der Orden des Marienland-Kreuzes der Republik Estland sowie der Orden Isabellas der Katholischen des Königreichs Spanien.

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