Das Spielefestival: Gaming in allen Formen
Gamescom 2017
Videospiele sind das Medium der Zukunft. 2017 ist die Zukunft endgültig angekommen – zumindest in Köln. Denn mit Angela Merkel hat erstmals eine amtierende Bundeskanzlerin die Gamescom eröffnet. Dabei ist sie von der konservativen CDU.

Eindrücke der aktuellen Gamescom in Köln
Die Branche freut sich über die Würdigung von höchster Stelle. Dem Publikum kann sie egal sein – Merkel kam am Fachbesuchertag. Restlos ausverkauft ist die Messe auch so. Fans lauern auf den Vorverkauf. Knapp 350.000 Menschen wälzen sich noch bis Samstagabend über rund 200.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.
Die Veteranen der Messe erkennt man an ihren mitgebrachten Campingstühlen. Die brauchen sie für das stundenlange Schlange stehen vor begehrten Titeln wie „Star Wars Battlefront 2“ oder „Super Mario Odyssey“. Wer endlich dran ist, der darf aber oft nur eine Viertelstunde das Gamepad in die Hände nehmen.
Fortsetzungen bekannter Marken
Ob sich das lohnt? Darüber kann man streiten. In ein paar Monaten stehen viele Titel sowieso im Handel. Die meisten sind Fortsetzungen bekannter Marken. Andererseits gibt es auch Spiele, die man probieren muss, um sie zu verstehen. In diesem Jahr ist etwa „Mario & Rabbids: Kingdom Battle“ in aller Munde. Hier trifft das Nintendo-Maskottchen auf eine kreischende Meute anarchistischer Hasen – und liefert sich dann rundenbasierte Taktikkämpfe. Die abwegige Kombination weckte die Neugier vieler Spieler.
Ungewöhnlich sind auch die neuen Playlink-Spiele von Sony. Hier sitzen bis zu sechs Spieler vor einer Playstation 4 und steuern das Erlebnis nicht mit einem Gamepad, sondern mit ihrem Handy. Beim Ausprobieren zündet die Idee schon nach wenigen Minuten: Die Gameshow „Wissen ist Macht“ und der interaktive Thriller „Hidden Agenda“ bringen Spott und Spannung auf das Sofa.
Alter Heimcomputer schreibt Schlagzeilen
Aber eine andere Plattform ist in Köln der König: Der gute alte Heimcomputer schreibt die größten Schlagzeilen. Der PC ist in Deutschland besonders beliebt, und das haben auch große Spielefirmen verstanden. Für Aufregung sorgte Ubisoft mit der Ankündigung von Anno 1800. In der Aufbau-Simulation gehen Spieler über 200 Jahre in der Zeit zurück und bauen florierende Städte auf. Industrieanlagen werden gebaut, Handelsrouten etabliert, Streiks niedergeschlagen. Und erste Zoos werden mit Elefanten aus den Kolonien bestückt. So schön das aussieht, zu Spielen gibt es auch hier noch nichts. Der Titel wird frühestens nächstes Jahr fertig.
Wer echte Überraschungen in Köln nicht nur sehen, sondern erleben will, der landet in Halle 10.1. Statt klassischer Spielefirmen steht hier etwa Samsung und setzt die Besucher mit VR-Brille und ruckelnden Sitzen in eine „4D-Achterbahn“. Und hier steht auch die 1000 Quadratmeter große „Indie Arena Booth“. Der Sammelstand unabhängiger Spielemacher aus aller Welt ist größer denn je, über 80 Titel tummeln sich. Da klappt das Anspielen auch ohne Warteschlange. Oft warten die Entwickler an den Demostationen und erklären ihre Werke persönlich.
Spiele- und Verkaufsmesse
Solche Begegnungen sind ein Highlight der Messe. Sie ist eben nicht nur zum Spielen da. Viel mehr geht es darum, Gaming in allen Formen zu feiern. Halle 5.2 etwa macht aus der Spiele- eine Verkaufsmesse. Hier decken sich Fans mit Merchandising ein, kaufen T-Shirts, Figuren und Kuschelkissen zur Lieblingsmarke; und wenn die Marke ein Youtube-Star ist. Online spielen diese neuen Promis einem Millionenpublikum etwas vor. Laufen sie durch die Hallen, dann bitten die mutigsten Fans zum gemeinsamen Selfie. Begehrter als Fotoobjekt sind nur Cosplayer; sie haben sich als Charaktere aus Videospielen verkleidet. Die Kostümierten bekommen in Köln ihr eigenes „Cosplay Village“, geben einander praktische Tipps und stellen sich zur Schau.
Langweilig wird den Besuchern der Gamescom also nicht. Für viele ist sie der Höhepunkt des Jahres – gerade, weil so viele dorthin pilgern. Aber wer jetzt wünscht, er wäre da, der sollte die Sache ruhig angehen lassen. In diesem Jahr ist die Show so gut wie gelaufen. Tickets gibt es erst 2018 wieder.