„Das riecht nach Willkür und ist nicht akzeptabel“

© Sebastian Greuner

„Das riecht nach Willkür und ist nicht akzeptabel“

rnSenioren-Kfz-Versicherung

Der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bagso), Franz Müntefering, kritisiert die Versicherungswirtschaft für ihren Umgang mit älteren Autofahrern.

Dortmund

, 13.03.2019, 11:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Über den jetzigen Vorstoß des Petitionsausschusses des Bundestages gegen das Vorgehen der Versicherungen bei älteren Autofahreren sprach Christoph Klemp mit Franz Müntefering.

Wie bewerten Sie den Vorstoß des Petitionsausschusses für Transparenz bei Versicherungsprämien?

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen begrüßt die Entscheidung des Petitionsausschusses. Die kritisierte Verfahrensweise von Versicherungen riecht nach Willkür und ist nicht akzeptabel. Es gibt erhebliche Unterschiede für ältere Fahrerinnen und Fahrer, bei der Altersgrenze wie bei der Höhe der Aufschläge. Wir stellen deshalb infrage, dass diese Aufschläge auf einer sicheren statistischen Grundlage beruhen und dass sie einen sachlichen Grund im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes darstellen.

Warum ist Altersdiskriminierung in Deutschland im Versicherungswesen noch immer möglich?

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) bezieht sich generell auch auf das Merkmal „Alter“, ist aber nicht konsequent. Bei Kreditgeschäften und bei Autovermietung, zum Beispiel, können Altersgrenzen gesetzt werden, ohne gegen das AGG zu verstoßen.

Welche anderen Bereiche sind aus Ihrer Sicht Schwerpunkte von Altersdiskriminierung?

Es ist ratsam, hier zu differenzieren. Wenn es um die Diskriminierung älterer Menschen aufgrund ihres Lebensalters geht, sind Altersgrenzen für Schöffen zu nennen, Probleme bei der Kreditaufnahme im fortgeschrittenen Alter und das generelle Renteneintrittsalter. Kritik an Altersdiskriminierung bedeutet aber nicht, dass grundsätzlich alle Altersgrenzen abzulehnen sind. Altersgrenzen im Lebenslauf, die beispielsweise dem Schutz dienen, wie das Verbot des Verkaufs von Tabakwaren und starkem Alkohol an Minderjährige, sind vernünftige Lösungen.

Was muss aus Ihrer Sicht getan werden, um die Altersdiskriminierung in diesen Bereichen zu stoppen?

Bei der steigenden individuellen Lebenserwartung in relativer Gesundheit ist es nur konsequent, alle Altersbegrenzungen für ältere Menschen großzügig anzupassen. Das gilt für Berufstätigkeit, für Arbeit als Schöffen, für Vereine und Verbände. Vor allem aber muss zügig jegliche Willkür im Umgang mit diesem Thema ausgeschlossen werden, siehe oben.

Warum ist ein Verbot der Altersdiskriminierung auch nach Jahren der Proteste und Beschwerden noch immer nicht ins Grundgesetz aufgenommen worden?

Man kann diese Frage stellen. Gleichwohl rechtfertigt das nicht das von uns deutlich kritisierte Verfahren bei KfZ-Versicherungen.