Das kritisieren Katholiken im Bistum Münster

Große Unzufriedenheit

Die Katholiken im Bistum Münster sind mit ihrer Kirche unzufrieden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die die Kirchenleitung am Montag vorgestellt hat. Das Bistum sieht das Verhältnis zur Institution Katholische Kirche in einem „kritischen Zustand“. Was die Kirchenmitglieder besonders kritisieren, sehen Sie hier.

MÜNSTER

, 03.03.2015, 06:31 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Katholiken im Bistum Münster sind laut einer Umfrage unzufrieden.

Die Katholiken im Bistum Münster sind laut einer Umfrage unzufrieden.

Im Schnitt zeigte sich ein Drittel der rund 1000 Befragten unzufrieden. Besonders hoch ist der Wert mit fast 37 Prozent in der Altersgruppe bis 25 Jahre. Aber auch in der Altersgruppe zwischen 56 und 65 Jahren der Anteil der Unzufriedenen mit 35 Prozent groß.

Das Bistum hat allerdings nicht nur zwischen Altersgruppen, sondern auch zwischen Regionen Unterschiede festgestellt. Demnach ist die Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche im Offizialat Oldenburg (Niedersachsen) besonders hoch, aber mit fast 35 Prozent im Kreis Borken nicht viel niedriger.

Die Pfarrgemeinden vor Ort werden nicht ganz so hart angegangen, im Kreis Recklinghausen ist sogar nur jeder Zehnte unzufrieden. In dieser Kategorie stechen der Kreis Warendorf und ebenfalls der Kreis Borken heraus, wo jeder vierte unzufrieden ist.

Vor allem schwierigen Lebensphasen scheint die Pfarrgemeinde vor Ort immer noch ein zielführender Anlaufpunkt für viele Gläubige zu sein. Nur 17 Prozent der befragten Katholiken gaben an, dass ihnen die Pfarrgemeinde in kritischen Situationen keinen Halt gebe.

Trotzdem sind die Zahlen, die das Bistum am Montag vorstellte, alarmierend. Im Jahr 2013 traten mehr als 10.000 Katholiken aus dem Bistum Münster aus. Bischof Felix Genn sprach von einer schmerzenden und alarmierenden Entwicklung. Die Zahlen für 2014 lägen zwar noch nicht vor, er sei sich jedoch sicher, dass es nicht weniger würden.

Rückständigkeit, Kirchensteuer, Enttäuschungen

Dass er damit nicht Unrecht hat, zeigen die Umfragezahlen: Ganze 22 Prozent der Katholiken im Bistum Münster denken ernsthaft über einen Austritt aus der Kirche nach. Als wichtigste Gründe für diese Überlegung nannten die Befragten die Rückständigkeit der Kirche, die Kirchensteuer und Enttäuschungen durch die Kirche.

Mehr als 20 Prozent gaben an, bereits über diesen Schritt nachgedacht zu haben, ihn dann aber wieder verworfen zu haben. Ein Wert, der zumindest etwas Mut macht: Für mehr als die Hälfte der Befragten (55,9 Prozent) kommt ein Kirchenaustritt "grundsätzlich nicht in Frage". 

Stärker an den Bedürfnissen orientieren

Anhand der Studie will das Bistum nun Maßnahmen ergreifen, um die Zufriedenheit der Menschen zu verbessern. Bei den Gottesdiensten, die Menschen nicht regelmäßig, sondern aufgrund besonderer Anlässe mitfeiern wie Taufe, Erstkommunion, Hochzeit oder Begräbnis, will man sich noch stärker an den Bedürfnissen der Zielgruppen orientieren, sagte Pater Manfred Kollig, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bistum. Außerdem wolle man bewusst Neues ausprobieren und die Feedback-Kultur sowie die Kommunikation verbessern. 

Weitere "Vorher-Nachher"-Ergebnisse (einige Fragen wurden einmal vor und einmal nach der telefonischen Befragung gestellt) finden Sie hier: