Daniel Dukic hat große Pläne mit dem Holzwickeder SC. Er will in die Oberliga, hält Transfer-Kracher für realistisch und verortet den Fußballklub der kleinen Emschergemeinde nah an den Dortmunder Amateurfußball. Gleichzeitig wünscht sich der 42-Jährige die „guten, alten Zeiten“ in seinem Sport zurück.
Der Einstieg von Daniel Dukic beim Holzwickeder SC beschert dem Fußball-Westfalenligisten die Dienste eines Fußball-Multifunktionärs, der künftig in etlichen Bereichen des Klubs mitmischt. Dukic ist im Januar als Nachfolger von Lars Rohwer als neuer Leiter des Ressorts „Marketing, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit“ (MSÖ) vorgestellt worden, besitzt als Teammanager aber auch einen engen Draht zur Mannschaft, verfügt außerdem über ein großes Spielernetzwerk und baut eine Scoutingabteilung auf. Die Zahl der Themenbereiche, auf die Dukic Einfluss hat, ist enorm.
„Jeder würde fragen: Warum machst du denn so viel? Es reicht ja eine Aufgabe. Das Thema Amateurfußball ist aber mit ganz vielen Schnittmengen verbunden“, sagt Daniel Dukic in seinem ersten Interview mit der Sportredaktion auf seiner neuen Position, „dass ich nur etwas Kaufmännisches mache, reicht mir nicht. Ich war immer der Typ, der nah an der Mannschaft sein wollte. Ich gehöre auf die Bank, an die Linie und in die Kabine. Das brauche ich auch. Nur im Büro zu sitzen, das kann ich nicht!“
Die Verbindung beim Holzwickeder SC aus Sportlichem und als Organisator im Hintergrund kam Dukic gelegen. Für Dukic sind Marketing und Kaderplanung eng miteinander verwoben. „Wie soll ich mein Budget anfüttern, ohne Marketing und Sponsoring zu betreiben?“, erklärt Dukic. Beim Holzwickeder SC sind diese Themenfelder künftig bei Daniel Dukic enger aneinandergerückt.
Dukic ist Logistikexperte
Der Sohn serbischer Einwanderer hat sein Fußball-Leben bislang ausschließlich in Dortmund verbracht. Am Helmholtz-Gymnasium in der Dortmunder Nordstadt legte er sein Abitur ab, wohnte direkt am Borsigplatz. Nach der Ausbildung zum Speditionskaufmann führte er die Geschäfte eines Logistik-Unternehmens und ist seit fast zwei Jahrzehnten IHK-Prüfungsausschussvorsitzender. Wer Speditionskaufmann werden will, muss seine mündliche Prüfung bei Daniel Dukic ablegen. Heute lebt Dukic in Dortmund-Wambel und benötigt nicht lange, um nach Holzwickede zu fahren.
In seinen ersten Wochen präsentierte sich Dukic als Macher und Anpacker. Scheu, auf Menschen zuzugehen, scheint Dukic nicht zu haben, als er die Tür zur Kneipe „Ballhaus“ im Montanhydraulikstadion öffnet, wo am Tresen weitestgehend fremde Gesichter sitzen: „Hallo, ich bin Daniel. Ich bin der Neue.“ Dukic möchte wahrgenommen werden. In den sozialen Netzwerken ist er rege. Mehrmals täglich belebt er den verwaisten Social-Media-Auftritt des Klubs mit Posts.
Vergangenen Sommer war der Name Daniel Dukic als Sportlicher Leiter noch eng mit dem Zusammenbruch bei Westfalia Wickede verbunden. Wickede stieg aus der Westfalenliga ab, dann zerbrach die Mannschaft, Dukic ging. Beim Oberligisten Bövinghausen war bereits nach einer Halbserie Schluss, als auch Trainer Sebastian Tyrala hinwarf und dem TuS später schwere Vorwürfe machte.
Muss der Holzwickeder SC sich Sorgen machen, dass Dukic auch geräuschvoll ausscheidet und schnell wieder weg ist? Dukic kontert: „Das ist nicht der Plan. Geräuschvoll ja, aber nur was die Umsetzung im Verein betrifft. Man will ja schon auffallen im Verein, dass die Leute merken: Hier tut sich was beim Holzwickeder SC: Infrastruktur, neue Spieler, Staff erweitern, professioneller werden. Das soll ruhig geräuschvoll wahrgenommen werden.“
Die letzten beiden Stationen in Dortmund seien für Dukic abgehakt: „Warum das Trainerteam und ich in Bövinghausen aufgehört haben, hatte seine Gründe. Das Thema ist durch. Ich bin aber noch in gutem Kontakt mit Bövinghausen. Bei Westfalia Wickede haben sich die Voraussetzungen im Verein zur neuen Saison geändert. Mehr habe ich dazu auch nicht gesagt. Ich habe ein reines Gewissen, sauberer geht es nicht.“
Teamwork statt One-Man-Show
„Natürlich will ich mein Know-how einbringen“, sagt Dukic und verspricht: „Es wird keine One-Man-Show. Ich bin kein Einzelgänger und werde nicht erfolgreich sein ohne Team. Ich bin Teamplayer.“ Freiheiten genießt er beim Holzwickeder SC jede Menge. Dukic kann sich sein Marketing-Team selbstständig zusammenstellen. Sicherlich, so viel steht fest, könnte Dukic aber auch an Transfers mitwirken und Kaderplanung mitgestalten.
Talente im Amateurfußball früh zu entdecken, brachte Daniel Dukic zu Wickeder Zeiten den Spitznamen „Diamantenauge“ ein. Dukic guckt in die Dortmunder U19-Teams und auch in unterklassige Bereiche, grast den Markt nach guten Spielern ab. „Der Ausdruck passt schon ganz gut“, sagt Dukic lachend, „der Kontakt zu verschiedenen Trainern, vor allem Jugendtrainern, war immer sehr intensiv.“ Dukic sammelte über Jahre ein Spielernetzwerk, lokal und überregional. 900 Telefonnummern, schätzt er, hat er im Handy.
„Es gibt so viele gut ausgebildete Spieler, sei es beim BVB, Schalke, RWE, RWO, die alle in der Umgebung wohnen. Die gilt es zu finden und für seinen Verein zu überzeugen“, sagt Dukic. Aber auch die eigene A-Jugend gehört künftig ebenfalls zu Dukic‘ Blickfeld, wo er sich als Bindeglied versteht. „Wir wollen versuchen, Junioren in den Seniorenbereich zu integrieren. Nur Ausbildungsverein zu sein und Spieler zu verkaufen, da bin ich kein Fan von“, sagte Dukic.
„Der Holzwickeder SC ist ein hoch angesehener Verein. In den 17 Jahren, in denen ich im Amateurfußball gearbeitet habe, wird Holzwickede auch in Dortmund als Top-Adresse betrachtet. Der Verein ist auch für jeden Dortmunder Spieler so attraktiv, dass es überhaupt keine Abstriche gibt zwischen Dortmunder Vereinen und Kreis-Unna-Vereinen“, so Dukic. Er schwärmt von der Infrastruktur, einem Stadion mit großer Tribüne und zwei weiteren Kunstrasenanlagen, einer voll besetzten Jugend und bis zur Abmeldung der U23 fünf Seniorenteams.
Kein Söldnertum in Holzwickede
Als sein Engagement in Holzwickede während der Dortmunder Hallenfußball-Stadtmeisterschaften bekannt wurde, habe Dukic eine Welle von Anfragen ereilt, berichtet er: Spieler, Trainer und Sponsoren. „Wenn dir das so zufliegt und du siehst diese große Resonanz, ist das ein schönes Gefühl“, sagte Dukic. Mehr Sponsoren könnten Geld in die Kasse spülen, die den Klub wirtschaftlich besserstellen und konkurrenzfähiger machen. Termine mit potenziellen Sponsoren habe Dukic schon gemacht. „Auch die Dortmunder haben kein Problem damit, in Holzwickede zu sponsern“, sagt er.
Ist eine Etat-Erhöhung realistisch? „Es geht erstmal um den Gesamtverein. Wir haben den Gesundheitssport, Radsport, Highlander, Fußball. Das Ressort Finanzen teilt die Gelder auf, welches Ressort wie viel bekommt. Der Ressortleiter Sport, Karl Lösbrock, weiß dann, wie unser Budget aussieht. Natürlich: Wenn die Kasse voll ist, wird prozentual mehr hängenbleiben im Ressort Sport. Vielleicht kann man sich dann auch mal einen Kracher erlauben, in welcher Form auch immer.“

Aber: Fantasie-Summen werden in Holzwickede nicht gezahlt, stellt Dukic klar. „Unsere Mannschaft besteht aus vielen junge Burschen, die werden nicht überproportional bezahlt im Vergleich zu anderen Vereinen in der Westfalenliga. Wir werden keine Gelddruckmaschinen im Keller bunkern. Da habe ich persönlich nur schlechte Erfahrung gesammelt.“
Dreckiger Amateurfußball
Daniel Dukic ist genervt von Forderungen durch Spieler. „Ich muss keinem Spieler eine Ausbildung besorgen oder einen Job oder ein Auto, damit er für den HSC spielt. Der braucht kein Handgeld und kein großes Fixgehalt!“, poltert Dukic. „Mittlerweile kommen Spieler mit Mindestanforderungen, kennen aber nicht mal den Verein und sagen: ‚Wenn du mir eine Ausbildung besorgst, trage ich deine Trikotfarben.‘ Sorry, das mache ich – wenn überhaupt – nur aus Nächstenliebe. Wenn ich den Spieler gut kenne, mache ich das gerne. Aber damit er für den Verein tätig ist? Ich habe das mal gemacht und bin damit schön auf die Fresse gefallen. Du stehst ja immer mit deinem Namen dahinter“, sagt Holzwickedes Multi-Funktionär.
Und überhaupt: „Der Teamgedanke muss im Vordergrund stehen, was leider im Fußball nicht mehr gegeben ist. Das Geschäft ist sehr dreckig geworden. Du hörst kaum noch, dass jemand über den anderen positiv redet. Wenn man die Person trifft und frontal voreinander steht, dann ist es immer der beste Buddy. Drehst du dich um, gehen die Gerüchte los“, bedauert Dukic.
„Manchmal wünsche ich mir die guten, alten Zeiten zurück, wo Fußball Fußball ist und die Leute sich nicht überschätzen und sich nicht so ernst nehmen. Es ist immer noch Amateurfußball! Manche reden, als wären sie jahrelang im Profifußball unterwegs gewesen.“
Das klare Ziel mit dem Holzwickeder SC: die Rückkehr in die Oberliga. „Wenn es nach mir gehen würde, würden wir in zwei bis drei Jahren wieder Oberliga spielen. Du kannst zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Leuten, die Leidenschaft mitbringen, viel erreichen. Der Verein ist in meinen Augen immer noch oberliagatauglich und muss auch in die Oberliga, um ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis zu haben.“
Daniel Dukic und Holzwickeder SC sind sich einig: Umfangreiches Aufgabenpaket
Noch ein Verein jagt Daniel Dukic: Sportfunktionär sagt Klub als Sportchef ab
Daniel Dukic schließt sich dem TuS Bövinghausen an - aber nicht als Sportlicher Leiter