Dalai Lama besucht Taiwan: Peking verärgert

Unter starkem innenpolitischen Druck hat der taiwanesische Präsident Ma Ying-jeou einem Besuch des Dalai Lamas in der Inselrepublik zugestimmt. Das berichtete Taiwans Rundfunk am Donnerstag.

Taipeh (dpa)

27.08.2009, 14:56 Uhr / Lesedauer: 1 min

Der Dalai Lama Anfang August bei einem Besuch in Hessen.

Der Dalai Lama Anfang August bei einem Besuch in Hessen.

Das Führer des tibetischen Buddhismus, der auch unter Taiwanesen viele Anhänger hat, war von drei Gemeinden und Städten in Südtaiwan eingeladen worden, um für die möglicherweise bis zu 700 Toten des Taifuns Morakot zu beten und die Überlebenden zu segnen.

Taiwans Präsident billigte nach Rundfunkangaben die vom 31. August bis 3. September geplante Visite aus humanitären und religiösen Gründen. Seine Regierung ist wegen der langsamen Reaktion auf die Verwüstungen durch den verheerenden Taifun in die Kritik geraten.

Die chinesische Regierung kritisierte die Einladung nach Taiwan scharf. Peking lehne den Besuch des religiösen Oberhauptes der Tibeter «in welcher Form und Kapazität auch immer entschieden ab», teilte ein Sprecher des Taiwanbüros des Staatsrates am Donnerstag in Peking mit. Der Dalai Lama verfolge unter dem Vorwand der Religion «separatistische Aktivitäten».

In der Reaktion wurde die Erlaubnis für die Visite durch Taiwans Präsident Ma Ying-jeou nicht ausdrücklich erwähnt. Vielmehr wurde die oppositionelle Fortschrittspartei (DPP), die den Dalai Lama eingeladen hat, direkt kritisiert. Die DPP setzt sich auch für eine Unabhängigkeit Taiwans ein, während Präsident Ma Ying-jeou von der nationalchinesischen Kuomintang eine Annäherung an Festlandchina verfolgt. Peking betrachtet Taiwan nur als abtrünnige Provinz.

Nach jahrelangen Spannungen zwischen China und Taiwan hatte sich das Verhältnis seit dem Amtsantritt von Ma Ying-Jeou vor mehr als einem Jahr deutlich verbessert. Aus Rücksicht auf Peking hatte sich Ma Ying-jeou zur Möglichkeit eines Besuches des Dalai Lamas in Taiwan bislang meist ausweichend geäußert. Die Zeit sei nicht reif dafür, hieß es. Zuletzt hatte der Buddhistenführer die demokratische Inselrepublik 1997 und 2001 besucht.

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