Corona-Varianten in Deutschland: Welche Rolle spielen sie für den Lockdown?
Mutationen
Am kommenden Mittwoch soll entschieden werden, ob der Lockdown verlängert oder gelockert wird. Dabei spielen die Virusmutationen eine Rolle.

Ein Forscher zeigt im Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, wie ein PCR-Test für die Analyse auf Mutationen des Coronavirus vorbereitet wird. © picture alliance/dpa
Für welchen Weg werden sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder am kommenden Mittwoch entscheiden: den Lockdown in Deutschland verlängern oder doch erste Maßnahmen lockern? Merkel wollte sich am Donnerstagabend im Interview mit den Sendern ntv und RTL noch nicht zu möglichen Ergebnisse der Beratungen äußern. „Weil ich mir angucken muss, wie weit ist das britische Virus schon vorgedrungen“, sagte sie.
Einen Tag später liegen nun erste Zahlen auf dem Tisch. Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am Freitag einen Bericht, der die Ausbreitung der in Deutschland aufgetretenen Coronavirus-Varianten beschreibt. Darunter auch die britische Variante B.1.1.7, die Forscher in etwa 1800 von insgesamt knapp 31.000 Untersuchungen auf Sars-CoV-2 im Januar 2021 feststellten. Das entspricht einem Anteil von knapp sechs Prozent. Doch was bedeuten diese Ergebnisse jetzt für das kommende Bund-Länder-Treffen?
Wieler plädiert bei Lockerungen für konkrete Schutzkonzepte
Die Virusvarianten würden das Infektionsgeschehen in Deutschland zwar noch nicht dominieren, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag bei der Bundespressekonferenz in Berlin. Er warnte jedoch: „Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle.“ Der Anteil der Coronavirus-Varianten dürfte sich weiter erhöhen. Bisher konnte B.1.1.7 in 13 von 16 Bundesländern nachgewiesen werden. Besonders hoch ist die Zahl der Nachweise der Variante in Schleswig-Holstein, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Berlin.
Lockerungen der Corona-Maßnahmen könnten damit wieder in weite Ferne rücken. „Diese Varianten haben dem Virus einen Boost gegeben und darum müssen wir wirklich ganz konsequent dafür Sorge tragen, dass sie sich nicht so stark ausbreiten“, so Wieler. Sollten sich Bund und Länder trotzdem dafür entscheiden, Schulen und Kitas beispielsweise wieder zu öffnen, so müssten die Einrichtungen mit konkreten Schutzkonzepten arbeiten. „Das ist eine ganz wichtige Maßnahme. Wir haben genug gelernt, wie wir das machen können. Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden.“
Söder: „Wir müssen den Weg der Sicherheit gehen“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn reagierte zurückhaltend im Bezug auf Lockerungen. Es gehe jetzt darum, Zustände wie in Portugal zu vermeiden. Dort sind die Krankenhäuser inzwischen am Limit, sodass Soldaten der Bundeswehr zur Unterstützung anrückten. Vor den Kliniken bildeten sich zwischenzeitlich lange Schlangen von bis zu 30 Krankenwagen, weil das Personal bei der Patientenaufnahme nicht mehr hinterherkam.
Für diese Ausnahmesituation macht Portugal mitunter die Ausbreitung der britischen Coronavirus-Variante verantwortlich. Diese ist deutlich ansteckender als der Wildtyp von Sars-CoV-2 und könne laut RKI-Präsident Wieler den R-Wert um 0,5 erhöhen. „Wenn die Variante mehr Menschen ansteckt, wird die Anzahl der Menschen, die krank sind, höher“, sagte er.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder machte am Donnerstagabend in der Talkshow von Maybrit Illner ferner deutlich, dass die Kombination aus einer Mutation des Coronavirus und einer überstürzten Lockerung „der schlechteste Weg“ sei. „Wir werden dann lockern können, wenn die Zahlen gut sind“, sagte er. „Wir müssen den Weg der Sicherheit gehen.“ Und dieser Weg führt wohl zwangsläufig in eine Verlängerung des Lockdowns.
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