Corona-Schnelltests in Pflegeheimen sorgen für Probleme
Coronavirus
Gut im Prinzip, schlecht in der Umsetzung - so sehen Pflegeheime und ambulante Dienste in NRW die Möglichkeit, mit Corona-Schnelltests für mehr Sicherheit für Bewohner zu sorgen.

Schnelltests sollen in der zweiten Welle der Corona-Pandemie Ausbrüche in Pflegeheimen verhindern. Allerdings ist die Personaldecke der Heime zu Pandemiezeiten ziemlich dünn besetzt. © picture alliance/dpa
Die anlaufenden Corona-Schnelltests für Bewohner, Mitarbeiter und Besucher von Pflegeheimen und ambulanten Diensten stellen die Betreiber vor Personalprobleme. „Es ist zwar absolut zu begrüßen, dass wir auf diese Weise Infektionen herausfiltern können. Aktuell haben wir aber einfach das Personal nicht dafür“, sagte am Montag Roland Weigel, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz Pflege, einer Interessensvertretung mehrerer Heime und Pflegedienste aus dem Ruhrgebiet.
Die in der Pandemie ohnehin schon angespannte Personalsituation werde durch die nicht unerhebliche Zusatzbelastung noch weiter strapaziert, kritisiert auch Sebastian Riebandt, Fachreferent stationäre Pflege beim Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW. „Hier werden erneut Aufgaben in die Einrichtungen verlagert, die originär nicht in die Pflegeeinrichtungen gehören“, betonte er.
Auf dem Markt sind nicht ausreichend Tests verfügbar
Ähnlich die Situation in der häuslichen Pflege: „Wir können durch regelmäßiges Testen das Risiko minimieren, dass unsere Mitarbeiter das Virus von Haus zu Haus tragen“, sagte Christoph Treiß, Geschäftsführer des Landesverbandes freie ambulante Krankenpflege NRW - und warnte gleichzeitig: Es stünden auf dem Markt nicht ausreichend Tests zur Verfügung, sie seien entsprechend teuer.
„Wenn wir nicht wollen, dass dieses Zusatzmaß an Sicherheit zu Lasten der Pflege geht, dann muss der zusätzliche Aufwand auch refinanziert werden“, betonte Treiß. Bislang müssten die Dienste draufzahlen. Die Verfügbarkeit der Antigen-Tests ist offenbar uneinheitlich: „Anders als im Frühjahr bei der Schutzausrüstung ist die Beschaffung im Moment nicht das große Problem“, so die Einschätzung Weigels.
Schnelltests wecken falsche Erwartungen
Über Einkaufsgemeinschaften sei es den vielen Trägern gelungen, an Tests zu kommen. Der Apothekerverband Nordrhein berichtet, es gebe zwar Tests in ausreichendem Maße, aber auch in sehr unterschiedlicher Qualität. „Bei guten Tests ist die Marktsituation angespannt“, sagte der Verbandsvorsitzende Thomas Preis am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW sieht entsprechend durchaus einen Mangel: „Weder sind Tests in ausreichendem Umfang verfügbar, noch wissen die Einrichtungen wer die Mitarbeitenden für die Tests schult“, sagte Riebandt.
Außerdem seien falsche Erwartungen geweckt worden: Mit den zugesagten 20 Tests pro Bewohner pro Monat müssten die Einrichtungen das gesamte Testgeschehen sicherstellen - vom Test der Pflegekräfte bis hin zum Test der Besucher und Besucherinnen sowie Lieferanten.
„Sammelsurium an Strategien“
Laut Bundesgesundheitsministerium sollen die Antigen-Schnelltests in Pflegeheimen und ambulanten Diensten dazu beitragen, Bewohner, Personal und Besucher besser zu schützen. Die Einrichtungen müssen dazu ein Test-Konzept erstellen und beim Gesundheitsamt einreichen. Dies binde weitere Personalressourcen und sorge derzeit für große Verunsicherung in vielen Heimen.
„Da entsteht gerade ein Sammelsurium an Strategien“, sagte Weigel. Koordination durch Gesundheitsämter wäre da eine Seltenheit. Zudem entstehe ein Flickenteppich, etwa bei den Regelungen für Besucher. Bei den Antigen-Schnelltests müssen Proben zum Auswerten nicht ins Labor gebracht werden.
Sie gelten aber als nicht so genau wie sonst genutzte PCR-Tests. Vornehmen müssen sie medizinisch geschultes Personal. Laut Robert Koch-Institut (RKI) muss ein positives Ergebnis eines Schnelltests durch einen PCR-Test bestätigt werden.
dpa