Martin Mura von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisiert die Vorgehensweise des Coca-Cola-Konzerns scharf.

© Montage: NGG/Daniel Maiß

Coca-Cola will 44 Stellen in Herten streichen – „Schlag ins Gesicht“

rnKonzern kündigt Gespräche an

Laut Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will Coca-Cola an seinem Logistik-Standort Herten 44 Stellen streichen. Der Weltkonzern hat dazu auch schon Stellung bezogen.

Herten

, 07.04.2022, 12:17 Uhr / Lesedauer: 2 min

Update 7. April, 15 Uhr:

Auf Anfrage unserer Redaktion hat der Coca-Cola-Konzern nun Stellung zu der Pressemitteilung der NGG bezogen. Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte ein Sprecher, dass 44 Stellen in Herten gestrichen werden sollen, 35 davon beträfen allerdings den Außendienstbereich. Hierbei handelt es sich um Mitarbeiter, die sich hauptsächlich um den Automaten-Service kümmern.

Man werde mit den betreffenden Mitarbeitern nun Gespräche führen. Dabei soll es laut des Sprechers zunächst darum gehen, ob an anderen Standorten offene Stellen zur Verfügung stehen, die mit den Mitarbeitern, die in Herten wegfallen, besetzt werden können.

Falls dies nicht möglich sei, würde der Konzern dem Sprecher zufolge den Mitarbeitern ein „finanziell attraktives Leistungspaket“ anbieten – also eine Abfindung. Man wolle betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermeiden.

Darüber hinaus verkündet der Konzern in der Mitteilung, dass man den Standort Hamm zum 31. Dezember dieses Jahres vollständig aufgeben und die Werkstätten-Aktivitäten in Urbach (Baden-Württemberg) zum 28. Februar 2023 einstellen werde.

Die Logistik und andere Aktivitäten würden allerdings sowohl in Herten als auch in Urbach unverändert weitergeführt. Herten sei weiterhin einer der größten Logistikstandorte in Deutschland, erklärte der Sprecher im Gespräch mit unserer Redaktion. Momentan würden dort nach seiner Aussage 322 Mitarbeiter beschäftigt.

Insgesamt, so Coca-Cola in der Pressemitteilung, sollen deutschlandweit im Bereich des Außendienstes 410 Stellen wegfallen.

Unsere bisherige Berichterstattung:

In einer Pressemitteilung veröffentlicht die NGG eine „Hiobsbotschaft für Herten“: Coca-Cola wolle an seinem Hertener Standort an der Paschenbergstraße massiv Stellen streichen. 44 von 261 Beschäftigten könnten bis zum kommenden Frühjahr ihren Arbeitsplatz verlieren, warnt die Gewerkschaft.

„Nach mehr als zwei Jahren Pandemie, in denen ein Teil der Belegschaft in Kurzarbeit war und gerade wieder durchstarten wollte, ist die Entscheidung ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“, kritisiert Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet. Während der Mutterkonzern Coca-Cola Europacific Partners (CCEP) seinen Aktionären großzügige Dividenden zahle, stünden nun die Existenzen von 44 Menschen in Herten auf dem Spiel, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Abfindungen und Angebote für Weiterbeschäftigung

Zusammen mit dem Betriebsrat werde sich die Gewerkschaft jetzt für sozialverträgliche Lösungen starkmachen. Dazu zähle ein Sozialplan mit soliden Abfindungen und Angeboten für die Weiterbeschäftigung insbesondere jüngerer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Außerdem sollen in Herten möglichst viele Mitarbeiter vom Standort Hamm weiterarbeiten, den Coca-Cola bis Jahresende ganz schließen will. Dort stehen ebenfalls 44 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

„Grobe Managementfehler“

Arkadius Koprowski, Betriebsratsvorsitzender in Herten, spricht von „groben Managementfehlern“. „Coca-Cola will die sogenannte Vending-Sparte des Konzerns, zu der das Geschäft mit Kaltgetränk-, Snack- und Kaffeeautomaten gehört, ausgliedern. Davon lebt der Standort hier. Statt eine Zukunft des eigentlich profitablen Geschäftszweigs innerhalb des Mutterunternehmens zu suchen, werden nun bundesweit 400 Beschäftigte vor die Tür gesetzt.“ Die 44 Stellen, die in Herten wegfallen sollen, beträfen auch den Bereich des technischen Services an den Automaten („Cold Drinks Operation“) sowie die Finanzbuchhaltung.

Nach Beobachtung des Betriebsrats sei das Personal im Management in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. „Ein Unternehmen ist aber nicht dadurch gesund aufgestellt, dass man Top-Gehälter in den Vorstandsetagen zahlt und gleichzeitig bei den Beschäftigten in der Technik und im Außendienst spart“, so Koprowski.

Gewerkschaft und Betriebsrat rufen Coca-Cola dazu auf, jetzt in konstruktive Verhandlungen einzutreten, um die Folgen des Arbeitsplatzabbaus für die Betroffenen abzumildern.

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