Christian P. ist wieder da Verein wollte den dubiosen Trainer verpflichten

Christian P. ist wieder da: Verein wollte den dubiosen Trainer verpflichten
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Christian P. (Name von der Redaktion geändert) ist wieder da. Der Fußballtrainer hätte beinahe einen neuen Verein gefunden. Für die erste Mannschaft hatte der Klub ihn vorgesehen - erhielt dann aber einen Hinweis auf das Lügengebilde des Christian P.

Zunächst einmal: Christian P. heißt eigentlich vollkommen anders. Diese Redaktion berichtete im November 2020 in aller Ausführlichkeit über den Trainer. Damals enthüllte die Redaktion ein umfangreiches Lügengebilde, das er sich dem Anschein nach über mehrere Jahre aufgebaut hatte.

Christian P. kommt den Recherchen zufolge ursprünglich aus Norddeutschland. Dort soll er in den vergangenen Jahren mindestens ein Dutzend Fußballteams trainiert haben, vor allem Junioren. Und fast überall fiel er negativ auf.

Busfahrten zu Auswärtsspielen im Juniorenbereich, überzogene Ausstattungs-Bestellungen, teure Mannschaftsfahrten - Christian P. habe viel Geld ausgegeben und von seinen Spielern - und deren Eltern - entsprechend viel eingesammelt, berichteten zahlreiche Vereine.

Davon sei jedoch bei den lokalen Sportartikel-Ausstattern oder Reiseveranstaltern nie der volle Betrag angekommen. Stattdessen habe Christian P. einen Teil des Geldes einbehalten. Fast immer standen die Vereine am Ende mit offenen Rechnungen da. Von dem dubiosen Trainer hatten sie sich da meistens schon getrennt.

Christian P. erfand sogar seine Familie

Doch Christian P. habe nicht nur eine mutmaßlich betrügerische Masche angewandt, um finanzielle Mittel zu ergaunern. Er log offenbar andauernd, denn es gab zahlreiche Widersprüche in seinen Aussagen. Sein Führungszeugnis, das der Redaktion vorliegt: voll mit Einträgen.

Herkunft, Wohnort, Arbeitsstelle - über all das habe P. gelogen. Als sich Christian P. im Frühjahr 2020 bei einem Verein in einer westfälischen Stadt bewarb, soll er sogar seinen Familienstand erfunden haben.

Um den dubiosen Trainer Christian P. war es zuletzt längere Zeit ruhig geworden. Im Herbst 2022 tauchte er wieder auf. In einem neuen Einzugsgebiet in Westfalen bewarb er sich wieder bei zahllosen Vereinen. Die wussten aber, mit wem sie es zu tun hatten. P. überzog sie mit Whatsapp-Terror und drohte mit Klagen. Das zeigt unsere aktuelle Recherche. Sie belegt aber auch: Gegen Christian P. gibt es ein Kinderpornografie-Urteil. Wir fassen auch nochmal die ganze Geschichte des Christian P. zusammen.

Christian P. gab demnach vor, verheiratet zu sein. Vater zweier Kinder wolle er sein. In den Sozialen Netzwerken lassen sich hingegen mehrere Profile finden, auf denen P. offen homosexuell ist - und angibt, Single zu sein.

Sogar seine eigene Mutter soll Teil des Lügengebildes gewesen sein. In Diensten eines norddeutschen Vereins habe Christian P. einmal kurzfristig gefehlt, weil diese angeblich verstorben sei. Noch Jahre später habe er allerdings seine Mutter als Ausrede benutzt, dass er es nicht zum Training seines neuen Vereins schaffe.

Neuer Verein hatte sich schon mit Christian P. geeinigt

Seit Mitte 2020 war es ruhig geworden um Christian P. In der Stadt, wo er zuletzt einen Verein um einen dreistelligen Betrag für ein versprochenes Trainingslager gebracht haben soll, scheint sein Name verbrannt.

„Wir wünschen ihm alles Gute, wollen ihn aber nie wieder sehen“, sagte ein Vorstandsmitglied des Klubs gegenüber dieser Redaktion. Einzelne Vereine erwähnten mögliche persönliche Probleme P.‘s. Also änderte P. seine Zielregion.

Verein war in Notlage

Nun hatte sich Christian P. also bei einem neuen westfälischen Verein beworben. Bis hierhin hatten sich die dubiosen Machenschaften P.‘s noch nicht herumgesprochen. Im Gespräch mit der Sportlichen Leitung des Vereins überzeugte P. in allen Belangen.

„Wir waren ja in der Notlage, dass wir einen neuen Trainer brauchten. Diese Situation hat er ausgenutzt“, sagte der Funktionär, der zunächst sehr angetan war von P.

Verein und Sportchef stoßen auf „dubiose Tatsachen“

Nur kurz nachdem die Zusammenarbeit per Handschlag besiegelt wurde, habe der Verein einen Hinweis erhalten, dass es sich bei dem Trainerkandidaten um einen mutmaßlichen Betrüger - genauer um Christian P. - handle.

„Nach einem Tipp habe ich mich schlaugemacht und einige dubiose Tatsachen herausgefunden. Etwa, dass P. mehrere Facebook- und Instagram-Profile hat.“

Die Vorwürfe weist P. indes von sich. In einer schriftlichen Stellungnahme, die P. dieser Redaktion auf Anfrage nachträglich am Sonntag (27.6.) zukommen ließ, erklärt er, keine Gelder von Eltern unterschlagen oder veruntreut zu haben. Bei zwei Vereinen aus Niedersachsen habe er fehlende Gelder wieder zurückgezahlt.

Im Fall eines Vereins aus Westfalen habe er hingegen eingesammelte Gelder für ein Trainingslager im Wert von 900 Euro verloren, weil bei ihm im Winter 2019 eingebrochen worden sei. Im Falle dieses Vereins gibt P. in seiner Stellungnahme allerdings zu, falsche Angaben über seine Herkunft gemacht zu haben. Bis auf die Angaben über seine Herkunft und seinen Familienstand habe er jedoch stets korrekte Angaben zu seiner Person gemacht, beteuert P.

Der Sportliche Leiter setzte umgehend den 1. Vorsitzenden über den Sachverhalt in Kenntnis. „Wir haben uns kurz beratschlagt, wie wir weiter vorgehen, und sind einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass wir mit so jemandem nicht zusammenarbeiten wollen.“

Lesen Sie Teil 2 unserer Berichterstattung. Darin erklärt der Sportliche Leiter, wie Christian P. ihn von einer Anstellung überzeugt hat - und wie das Lügenkonstrukt des Christian P. letztlich erneut zusammenbrach.

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