Chaos im Ferienflieger: Große Verspätung, Passagiere kollabieren - „Wurden im Unklaren gelassen“
Urlaub
Der Start in den griechischen Traumurlaub wurde am Flughafen Düsseldorf zur Odyssee: Passagiere berichten von stundenlangen Wartezeiten, heißen Temperaturen im Flieger und gecancelten Flügen.
Personalmangel, technische Probleme am Flugzeug und dürftige Kommunikation endeten am Mittwoch für rund 150 TUI Fly-Passagiere in Düsseldorf in einem Urlaubsdesaster. Die Betroffenen schildern chaotische Szenen: Teilweise warteten die Menschen zwischen 12 und 21 Uhr auf ihren Abflug. Davon drei Stunden in einem überhitzten Flugzeug, aus dem es kein Entrinnen gab, weil offenbar Bodenpersonal fehlte, um die Menschen zurück ins Terminal zu bringen.
„Ein Becher Wasser wurde nur auf Nachfrage gereicht. Mehr allerdings nicht, weil die Getränke laut Crew versiegelt seien und aus steuerlichen Gründen nur in der Luft geöffnet werden dürften“, sagt Jeanette Sommer aus Mülheim an der Ruhr. Das habe dazu geführt, dass eine Frau im Flugzeug kollabiert sei und medizinische Hilfe gebraucht habe. „In so einer Lage muss die Crew doch eigenhändig handeln und Wasser reichen“, findet die 55-jährige Mülheimerin.
Keine Übernachtung im Hotel möglich
Jeanette Sommer beklagt vor allem die Kommunikation. „Wir wurden über Stunden im Unklaren über die Situation gelassen. Gegen 21 Uhr hieß es dann, dass der Flug gecancelt sei.“ Die planmäßige Abflugzeit lag bei 14.55 Uhr. Laut Passagiere sei auch die Unterbringung in einem Düsseldorfer Hotel von der Airline abgelehnt worden. „Angeblich waren alle Hotels ausgebucht“, sagt Sommer. Für ihre Familie kein Problem. Sie wohnt zwanzig Kilometer vom Flughafen entfernt. Für weitgereiste Passagiere aber schon.
Der Flug sei nicht gestrichen, sondern mit einer Verspätung von 22 Stunden nachgeflogen worden, stellte TUI fly-Sprecher Aage Dünhaupt gestern auf Nachfrage dieser Redaktion klar. „TUI fly streicht keine Flüge, da der Reiseveranstalter eine Beförderungspflicht hat. Dies sichert unsere Gäste im Vergleich zu anderen Airlines umfänglich ab und kein Reisender muss befürchten, nicht in den Urlaub fliegen zu können.“

Jeanette Sommer (links ) mit Lebensgefährte Stefan und Sohn Felix am Flughafen in Düsseldorf.
Tatsächlich konnten Jeanette Sommer und ihre Familie am Donnerstagnachmittag mit einem Tag Verspätung auf Kos landen. Allerdings ohne Koffer von Sohn Felix. „Auch das noch“, sagt Sommer.
Der Flug X3 4572 war am Mittwoch kein Einzelfall. Hintergrund der chaotischen Zustände an vielen europäischen Flughäfen sind seit Beginn der Feriensaison massive Personalprobleme an vielen Airports. Während der Corona-Jahre war Personal runtergefahren worden, jetzt fehlen entsprechende Kräfte. Das gilt für alle Bereiche vom Check über die Gepäckabfertigung bis zur Sicherheitskontrolle.
36 gestrichene Flüge an einem Tag in Düsseldorf
Daher werden sich am Flughafen Düsseldorf, dem größten Flughafen in NRW, die Fluggäste noch längere Zeit auf Probleme einstellen müssen. Das räumte der Flughafen auf Anfrage unserer Redaktion ein. Allein am Mittwoch seien 36 Flüge gestrichen worden.
„Mit einer personellen Aufstockung der Servicekräfte durch Studierende, mit einer gezielten Umleitung der Passagiere je nach Besetzung der Sicherheitskontrollen, mit einem eigenen Team aus qualifizierten Mitarbeitern zur Unterstützung der Gepäckausladung bei Peakzeiten, mit umfänglichen, tagesgenauen Prognosedaten und mit einem Früh-Check-in ab 3 Uhr morgens“, versuche man, das hohe Passagieraufkommen zu bewältigen, teilte ein Sprecher mit. Allerdings reiche dies „leider nicht immer aus, um die personellen Engpässe der Dienstleister von Airlines und Bundespolizei auszugleichen. Daher wird uns die jetzige Situation aller Voraussicht nach noch einige Wochen begleiten.“
Hilfskräfte aus der Türkei werden dringend benötigt
Vor dem Hintergrund der branchenweiten Personalengpässe begrüße man, so der Flughafen Düsseldorf, den Vorschlag der Branchenverbände, im Inland und der EU auch den kurzfristigen Einsatz von qualifiziertem Personal aus Drittstaaten zu prüfen. Hilfskräfte aus der Türkei sind nach Angaben des Flughafens in Düsseldorf bisher nicht im Einsatz.
Für Jeanette Sommer und ihre Familie kamen - zumindest für den aktuellen Urlaub - diese Anstrengungen zu spät. Immerhin aber wird die Familie für den verspäteten Flug entschädigt. „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und entschädigen die Gäste auch. Bei der Strecke Düsseldorf nach Kos sind das 400 EUR pro Person“, sagt TUI Fly-Sprecher Aage Dünhaupt.
Man bemühe sich, alle Reisenden die Flüge so angenehm wie möglich zu gestalten. „Leider hat es auf diesem Flug nicht geklappt und leider unterlaufen auch uns mal Fehler. Wir fliegen zur Zeit Hunderttausende ohne Probleme in den Urlaub – darüber wird aber leider nicht berichtet.“