Die Ankündigung für das sogenannte „420 Event“ am 20. April findet sich im Internet und wird über die „Organic Crew“ beworben, die sich selbst als „bunte Truppe von Cannabis-Enthusiasten aus verschiedenen Ecken Deutschlands“ bezeichnet. Veranstaltet wird das Event von den Firmen Prohmex und G&W in Kooperation mit genannter „Organic Crew“ und dem Hammf e.V. aus der fast gleichnamigen Stadt am Rande des Ruhrgebiets.
So erläutern es Simon Ofner von Prohmex sowie Stefan Gutstein von G&W. Erstere produzieren Dünger, unter anderem wird an der Schäferkampstraße in einer Werkshalle Bio-Dünger aus Hühnermist gewonnen. Hinter G&W steht wiederum ein Großhandel für Gewächshaustechnik.

Netzwerken für neuen Geschäftszweig Hanfanbau
Aus Unternehmerperspektive ergibt das „420-Event“ auf dem Firmengelände entsprechend Sinn, sehen nicht nur Ofner und Gutstein in der Teil-Legalisierung von Cannabis ein wachsendes Geschäftsfeld für den eigenen Betrieb. Prohmex-Betriebsleiter Ofner stellt klar: „Das wird hier keine Kiffer-Party.“ Dennoch ist die Veranstaltung per se öffentlich und nicht nur für potenzielle Geschäftspartner, sondern auch für interessierte Kunden gedacht: 450 Tickets wurden in den Verkauf gestellt, ein Großteil davon für 4,20 Euro. Daneben gibt es VIP-Tickets für einen zweistelligen Betrag, die sich eher an Geschäftsleute richten sollen.
Deutlich machen Ofner und Gutstein, dass es beim Cannabis-Festival kein Marihuana, Haschisch oder sonstige Cannabis-Produkte für den direkten Konsum zu kaufen gibt. Das wäre auch nach dem neuen Gesetz illegal. „Aber es wird einen gesonderten Bereich geben, in dem geraucht werden kann“, sagt G&W-Geschäftsführer Stefan Gutstein. Überhaupt sei die Veranstaltung lediglich eine Erweiterung bestehender Sommerfeste, die man in der Vergangenheit bereits für Belegschaft, Geschäftspartner und Kunden veranstaltet hat.
Daher müsse es nicht verwundern, wenn im Programm auch Dosenwerfen und Kinderschminken aufgeführt werden. Das Areal der Unternehmen an der Schäferkampstraße ist weitläufig. „Wir werden die Raucherzone entsprechend so legen, dass wir alle nötigen Abstände einhalten“, so Gutstein.
420 als Codewort für Cannabis-Konsum
- Die Ziffernkombination 420 wird „four-twenty“ ausgesprochen und geht auf eine Phrase zurück, die sich in den 1970er-Jahren in den USA etabliert hat.
- 420 steht dabei als Codewort zum einen für 16.20 Uhr als verabredete Zeit zum Cannabis-Konsum als auch für das Datum 20. April, der unter Cannabis-Konsumenten eine Art inoffiziellen Feiertag darstellt.
- Einnahmen aus dem Event in Holzwickede wollen die Veranstalter an das Krebs- und Sozialprojekt „Lächelwerk“ sowie ein Tierheim in Gelsenkirchen spenden.

„Anzünden“ um 16.20 Uhr
Überhaupt zeugt das angekündigte Programm von einem neuen Selbstbewusstsein, das die Cannabis-Enthusiasten aus der geänderten Gesetzeslage ziehen: Das Programm umfasst ab 11 Uhr auch Tombola und allerlei kulinarische Angebote. Am Nachmittag soll der in Dortmund bekannte Rapper „Der Wolf“ einen neuen Song vorstellen. Für 16.20 Uhr, passend zum „420-Event“ (siehe Infokasten), ist die „Zündung“ vorgesehen, worunter sich wohl das gemeinsame Rauchen versteht. Abends ist eine Party samt DJ angekündigt.
Aus Sicht von Simon Ofner birgt das Cannabis-Fest vor allem die Chance, neue Geschäfts- und Kundenkontakte zu knüpfen. So werden Samen- aber auch Zubehörhändler vor Ort sein. „Da gibt es etwa die Chiliwelten aus Bochum. Die machen Stofftöpfe und sind eigentlich auf Chili-Pflanzen spezialisiert“, sagt Ofner.
Hanf mag per se wie Unkraut sprießen, um es aber zu einer auskömmlichen Ernte zu bringen, brauche es nicht nur Wissen, sondern auch Zubehör. Wenn jede Person in den eigenen vier Wänden maximal drei Pflanzen zur Ernte bringen darf, demnächst Cannabis-Clubs in noch größerem Stil für ihre Mitglieder anbauen dürfen, dann sehen die Dünger-Experten einen wachsenden Markt, den sie bedienen möchten.