Er war betrunken und hat wahrscheinlich auch gepöbelt. Doch was dann passierte, war der reinste Albtraum. Vor knapp einem Jahr ist ein BVB-Fan in einer Essener Straßenbahn ins Koma geprügelt worden. Am Montag sind die beiden Täter verurteilt worden. Beide müssen ins Gefängnis. Die Strafen: jeweils drei Jahre und zehn Monate Haft.
„Es wurde mit voller Wucht, ununterbrochen und rhythmisch zugeschlagen“, so Richter Lukas Hempel bei der Urteilsverkündung der 24. Strafkammer des Essener Landgerichts. Die Faustschläge trafen Kopf und Körper. Geschlagen wurde wie im Rausch.
Die Angst ist immer da
„Ich habe die Kontrolle verloren“, hatte einer der Angeklagten im Prozess gesagt. „Ich konnte nicht mehr aufhören.“ Erst als ein anderer Fahrgast dazwischenging, war die Prügelattacke vorbei. Die 35-jährige Opfer war damals sofort ins Krankenhaus gekommen. Die Diagnose: ein lebensgefährliches Schädelhirntrauma.
Die Folgen waren dramatisch. Der BVB-Fan hatte gerade einen neuen Job antreten wollen. Daran ist bis heute nicht zu denken. Die Angst ist noch immer da. Nach der Urteilsverkündung ging er sofort auf Abstand. Er kann die Nähe der Angeklagten nicht ertragen.
Sauerstoffgerät dabei
Auch im Stadion war der 35-Jährige seitdem nicht mehr. Obwohl er dazu durchaus Gelegenheit gehabt hätte. Freunde haben Dauerkarten, auf die auch er wohl ab und zu zugreifen kann. Doch große Menschenmengen sind ihm unheimlich geworden. Er müsse immer ein bisschen Abstand halten.
Außerdem leidet er seit der Tat vom 17. September 2022 unter quälenden Kopfschmerzen, die er nur mit Sauerstoff lindern kann. Auch während der Urteilsverkündung hatte der 35-Jährige ein Sauerstoffgerät dabei, das er in einer Tasche mit sich herumtrug. „Das hilft mir am besten“, sagte er am Rande des Prozesses. Mit Medikamenten sei da nichts zu machen.
Schmerzensgeld abgelehnt
Die 20 und 33 Jahre alten Angeklagten aus Rumänien und Polen haben im Prozess Geständnisse abgelegt und sich entschuldigt. Der Ältere hat außerdem 1.000 Euro Schmerzensgeld angeboten – als Anzahlung. Doch das hat der BVB-Fan abgelehnt. „Unverhältnismäßig“, so seine Erklärung. Er beziffert allein seinen Lohnausfall auf rund 25.000 Euro. Außerdem müssen drei ausgeschlagene Zähne ersetzt werden. Auch dafür will er über seine Anwältin noch Geld einfordern.
Ganz unschuldig war er laut Urteil allerdings auch nicht. Die Richter gehen davon aus, dass er die Angeklagten provoziert hat. Das sei auf den Aufzeichnungen der Überwachungskameras aus der Straßenbahn zu sehen. Die Angeklagten sollen zuvor sogar noch beschwichtigende Gesten gemacht haben. Doch dann schlugen sie zu. Immer wieder. Die Urteile lautet auf gefährliche Körperverletzung.
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