Bunt ist beim „Karneval in Rom“ nur die Musik Strauß-Operette am Aalto-Theater in Essen

Bunt ist beim „Karneval in Rom“ nur die Musik
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„Der Karneval in Rom“ – das lässt buntes Treiben auf der Bühne erwarten, zumal jetzt, da auch noch der 200. Geburtstag von Johann Strauß Sohn, dem Komponisten dieser Operette, gefeiert wird. Aber nichts davon am Aalto-Theater in Essen, denn die dort gezeigte Koproduktion mit „Johann Strauss 2025 Wien“ ist nur halbkonzertant: Die Solisten stehen an der Rampe, dahinter sitzen das Orchester und der Chor.

Letztendlich allerdings vermisst man die Szene nicht. Das liegt einmal an den lebhaft in Kostüm agierenden Sängern, zum andern an Professor Julius Bienenzeisel, dem fast glatzköpfigen Greis, den Nikolaus Habjan mitgebracht hat. Habjan, zuletzt unter anderem Hausregisseur an der Oper Dortmund, lässt seine große, realistisch gestaltete Handpuppe kauzig, doch wienerisch charmant durch den Abend führen.

Die vier Hauptsolisten des Abends (v.l.):  Mykhailo Kushlyk (Graf), Aljoscha Lennert (Arthur), Lisa Wittig (Marie), Natalia Labourdette (Gräfin)
Die vier Hauptsolisten des Abends (v.l.): Mykhailo Kushlyk (Graf), Aljoscha Lennert (Arthur), Lisa Wittig (Marie), Natalia Labourdette (Gräfin) © Volker Wiciok

So wird die abstruse Handlung um die junge Marie, die ihren untreuen Geliebten Arthur in Rom zurückerobern will, unterhaltsam aufgedröselt. Das bietet zusätzlich den gravierenden Vorteil, dass sämtliche drögen Bühnendialoge entfallen. Bei den Musiknummern dann sitzt Bienenzeisel mit Habjans übergeschlagenen Beinen da, lauscht gerührt oder geht wippend mit. Kein Wunder, dass der Professor und sein Meister bei der zweiten Vorstellung am Freitag wiederholt mit Zwischenapplaus bedacht wurden.

Die Wiederentdeckung des ein Jahr vor der „Fledermaus“ entstandenen „Karnevals in Rom“ lohnt indes auch musikalisch. Lisa Wittig singt die Marie mit rundem, höhensicherem Sopran, Aljoscha Lennerts Tenor bringt als Arthur die gleiche Wärme in der Stimme mit. Als zweites Pärchen sind Natalia Labourdette mit bravourösen Koloraturen als Gräfin und Mykhailo Kushlyk als ihr hitziger Mann zu erleben.

Echt wienerisch

Die Essener Philharmoniker klingen unter Guido Mancusi spritzig, temperamentvoll und echt wienerisch. Der Opernchor agiert auch bei hohem Tempo agil und sehr präzise.

Und der Karneval? Der spielt im Stück gar keine so große Rolle. Besungen wird er nur einmal ganz am Ende.

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Weitere Aufführungen

Termine: 12. / 20. 4.; Karten: Tel. (0201) 812 22 00.

www.theater-essen.de

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