Bundesländer wollen für mehr Sicherheit auf A2 sorgen

Nach schweren Unfällen

Bei zwei schrecklichen Autounfällen sind am Montagabend eine Frau schwer und eine 16-Jährige tödlich verletzt worden. Hinsichtlich einer Häufung von Unfällen mit tragischem Ausgang auf der A2 wollen jetzt auch NRW, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen für mehr Sicherheit sorgen.

NRW

09.05.2017, 11:33 Uhr / Lesedauer: 3 min
Am Montag ereignete sich ein schwerer Unfall auf der A2  im Bereich Dortmund-Mengede.

Am Montag ereignete sich ein schwerer Unfall auf der A2 im Bereich Dortmund-Mengede.

Ein 16-jähriges Mädchen ist am Montagabend bei einem Autounfall nahe Gütersloh tödlich verletzt worden. Die Jugendliche und drei weitere Mitfahrer verunglückten im Wagen eines 19-Jährigen, der auf der Landstraße die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte, wie die Polizei mitteilte.

Das Auto überschlug sich und blieb im Straßengraben auf dem Dach liegen. Das Mädchen kam ins Krankenhaus, wo es wenig später starb. Die anderen vier Autoinsassen wurden bei dem Unfall in Rheda-Wiedenbrück schwer verletzt. 

Rettungswagen war zufällig vor Ort

Ebenfalls am Montagabend ereignete sich gegen 19.30 Uhr auf der A2 bei Dortmund-Mengede in Fahrtrichtung Oberhausen ein weiterer schwerer Verkehrsunfall, bei dem eine 52-jährige Frau in ihrem PKW eingeklemmt und lebensgefährlich verletzt wurde. 

Ein auf der Heimfahrt befindlicher Rettungswagen der Feuerwehr Bocholt kam zufällig am Unfallort vorbei und alarmierte ein Großaufgebot an Rettungskräften, da insgesamt drei Personen, ein LKW und ein PKW von dem Unfall betroffen waren.

Die eingeklemmte Frau, die sich in einem total zerstörten Seat befand, musste unter größter Vorsicht aus dem Fahrzeug "herausgeschnitten" werden, da sie schwerstverletzt war.

Die 49-jährige Beifahrerin wurde bei dem Unfall leicht verletzt, mußte aber ebenfalls aus dem Autowrack befreit und zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus transportiert werden. Der LKW-Fahrer blieb bei dem Unfall unverletzt. An der Unfallstelle kam es zu langen Rückstaus, in denen es auch für Einsatzfahrzeuge schwierig war, den Unfallort zu erreichen. 

Konzept für mehr Sicherheit auf der A2

Mit den vielen Unfällen auf der starkbefahrenen Ost-West-Achse A2 soll bald endlich Schluss sein. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wird an Konzepten für mehr Sicherheit gearbeitet. Und auch in Ostwestfalen wollen die Behörden die Route entschärfen.

Gleich mehrere Bundesländer schlagen Alarm, um die Verkehrssicherheit auf der stark befahrenen Autobahn 2 vom Ruhrgebiet über Westfalen und Niedersachsen Richtung Berlin zu verbessern.

Niedersachsen startete bereits vor einem Jahr einen Runden Tisch, um die Unfälle einzudämmen, im März zog Sachsen-Anhalt nach, und auch in Westfalen bemüht sich die Polizei, die Zahl der Karambolagen oft unter Lkw-Beteiligung zu verringern. Auslöser sind neben dem vielen Verkehr meist Baustellen, zu geringer Abstand und Unaufmerksamkeit.

Unfallzahlen steigen weiter an

Rein nach den Unfallzahlen ohne durchschlagenden Erfolg blieb bislang der Runde Tisch, den Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) mit Vertretern von Polizei, Verkehrswacht, Verkehrsgewerbe und ADAC anschob. Im niedersächsischen Abschnitt der Ost-West-Achse stieg die Zahl der Unfälle 2016 auf 3516 nach 3447 im Vorjahr, 2014 gab es 3040 Unfälle, 2011 waren es 2807. Die Zahl der Schwerverletzten stieg 2016 auf 81 nach 73 im Vorjahr.

17 Menschen starben, 2 mehr als im Jahr zuvor. Dabei hatte Lies Tempo 60 für Lastwagen in Großbaustellen sowie umfangreiche Kontrollen des Sicherheitsabstands angeordnet.

„Auf der A2 hat sich ehrlich gesagt nichts getan: Wir haben Staus, wir haben Unfälle“, sagt die Sprecherin des ADAC in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Christine Rettig. „Das Problem ist, wir haben zu viel Verkehr, zu viele Lkw.“ Gerade vor Baustellen komme es zu Unfällen, von einer verbesserten Verkehrsführung sei dort nichts zu sehen.

Jetzt lesen

Verhalten der Autofahrer muss sich ändern

Verändern müsse sich auch das Verhalten der Autofahrer: „Nur durch einen hohen Kontrolldruck kann sich das Bewusstsein verändern, ein paar Plakate reichen nicht aus.“ Dabei haben es die auch in polnischer und russischer Sprache vor zu geringem Abstand warnenden Motive in sich: Gezeigt wird ein vollkommen zerquetschtes Führerhaus.

„Wir brauchen mehr und schärfere Kontrollen, ob Lkw-Fahrer gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen und Sicherheitsabstände nicht einhalten, riskant überholen oder vom Geschehen auf den vielbefahrenen Pisten abgelenkt sind“, sagt der Verkehrsminister von Sachsen-Anhalt, Thomas Webel (CDU), kürzlich beim Start eines Runden Tisches „Lkw-Unfälle vermeiden“. Mit dem Minister diskutierten Unfallforscher, Lkw-Sicherheitstechniker, Vertreter vom ADAC und der Landesstraßenbaubehörde sowie der Chef des Verkehrsgewerbeverbandes.

„Was uns immer bedrückt, sind die Baustellen“, sagt der Braunschweiger Polizeisprecher Wolfgang Klages. Sobald an der A2 gearbeitet werde, sei die Unfallstatistik dahin.

Lastwagen an jeder zweiten Karambolage beteiligt

An rund der Hälfte schwerer Karambolagen seien Lastwagen beteiligt. Auf den am stärksten befahrenen Abschnitten sind bis zu 130 000 Fahrzeuge täglich unterwegs, ein Drittel davon Lastwagen. „Das ändert sich, wenn sich die Konjunktur ändert.“ Die Einführung variabler Tempolimits und andere Maßnahmen zeigen zumindest im Braunschweiger Abschnitt der A2 aber Erfolg. „Seit 2002 haben wir einen kontinuierlichen Rückgang der Unfallzahlen.“

Zur Problematik der A2 auch in Ostwestfalen gehörten die kurvenreiche Führung durch das Mittelgebirge mit Steigungs- und Gefällestrecken in Kombination mit hohem Verkehrsaufkommen, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Bielefeld, Michael Kötter. „Wir haben nachgezogen und punktuell Tempo-120-Bereiche ausgewiesen oder ausgedehnt.“

Zusätzlich gebe es auf dem Abschnitt ständig Tempokontrollen. 51 Schwerverletzte und 5 Tote gab es im vergangenen Jahr auf dem A2-Abschnitt von der niedersächsischen Grenze bis Oelde zu beklagen. Mehr Sensibilität versuche die Polizei bei Lkw-Fahrer-Stammtischen an Raststätten zu vermitteln. „Die Resonanz ist nicht unbedingt sehr hoch.“

Jetzt lesen

Achtspuriger Ausbau gefordert 

Zur Entlastung fordert der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) den achtspurigen Ausbau der A2 in Niedersachsen sowie den Bau der A39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg.

Auch der seit Jahren geplante Megahub in Lehrte zum Umschlag von Gütern von der Straße auf die Bahn könne die Situation entschärfen. Zur Erhöhung der Sicherheit sei es nötig, dass die Abschaltung des Notbremsassistenten bei Lkw schnellstmöglich verboten wird.

Und: „Tippende Zeitbomben gehören aus dem Verkehr gezogen“, sagt GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic. Und meint damit Autofahrer, die auch auf der A2 immer häufiger von Smartphones oder Tablets abgelenkt werden und dadurch Unfälle verursachen. 

Von dpa