Bombe in Frankfurt trotz Hindernissen erfolgreich entschärft

Später als geplant gibt die Polizei Entwarnung: Die Weltkriegsbombe ist entschärft. Renitente Anwohner und technische Tücken des Sprengsatzes kosten viel Zeit.

Frankfurt (dpa)

03.09.2017, 21:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach erfolgreicher Entschärfung wird die englische Luftmine vom Typ HC 4000 in Frankfurt am Main präsentiert. Die Entschärfung der Luftmine war komplizierter als angenommen, weil sich zunächst von zwei der drei Zünder die Sprengkapseln nicht entfernen ließen und gesondert ausgebaut werden mussten. Foto: Boris Roessler

Nach erfolgreicher Entschärfung wird die englische Luftmine vom Typ HC 4000 in Frankfurt am Main präsentiert. Die Entschärfung der Luftmine war komplizierter als angenommen, weil sich zunächst von zwei der drei Zünder die Sprengkapseln nicht entfernen ließen und gesondert ausgebaut werden mussten. Foto: Boris Roessler

Trotz Komplikationen ist in Frankfurt erfolgreich eine gefährliche Sprengbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Uneinsichtige Anwohner im Sperrgebiet und festklemmende Zündkapseln haben die Aktion bis in den frühen Abend hinein verzögert.

Mehr als 60 000 Anwohner hatten im Umkreis von 1,5 Kilometern um den Fundort der Bombe ihre Wohnungen verlassen müssen. Es war die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die gegen 20 Uhr geplante Rückkehr der Menschen in ihre Wohnungen verzögerte sich. "Mein Ziel ist es, dass alle um 24.00 Uhr zu Hause sind", sagte Frankfurts Feuerwehr-Chef Reinhard Ries am Abend. Nachdem der unschädliche Sprengkörper zum Abtransport auf einem Lastwagen verladen war, sollten Rettungskräfte zunächst Kranke und Alte zurückbringen. Dann könnten Fußgänger und Radfahrer zurück. Parallel sollten auch Busse und U-Bahnen wieder anrollen. Autos dürften erst später zurück in die Evakuierungszone. Am längsten sollte die Autobahn A66 gesperrt bleiben, auf der Polizeiautos und Rettungswagen geparkt waren. 

Unter anderem mussten die Patienten zweier Krankenhäuser und die Bewohner von zehn Altenheimen im Umkreis von 1,5 Kilometern um die Luftmine herum in Sicherheit gebracht werden. Auch das Frankfurter Polizeipräsidium und der Hauptsitz des Hessischen Rundfunks wurden geräumt. Mehr als 2000 Helfer von Polizei, Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen waren im Einsatz.

Rund 500 Menschen wurden am Sonntagmorgen mit Spezialtransporten in Sicherheit gebracht, 600 waren es bereits am Samstag gewesen. Auch Altenheime und zwei Krankenhäuser wurden evakuiert. Weil bis zum Mittag immer neue Bitten um Hilfe bei der Feuerwehr eingingen, dauerten die Transporte länger als geplant.

Für die längste Verzögerung sorgten jedoch renitente Anwohner, die sich weigerten, ihre Häuser zu verlassen. "Wegen weniger als einem Dutzend Leuten ist jetzt die ganze Maschinerie angehalten", schimpfte Feuerwehr-Chef Ries am Mittag, als die Entschärfung eigentlich schon hätte laufen sollen. Seit dem Morgen hätten Polizei und Rettungskräfte einen super Job gemacht "und diese Herrschaften verhageln uns alles". 

Ries sprach von einer Mischung aus "Ignoranz und Dummheit". Rettungskräfte, die Hilfsbedürftige aus der Sicherheitszone brachten, hätten Anwohner winkend am Fenster gesehen. Das sei "unverschämt". Eine Person musste nach Angaben von Polizeichef Gerhard Bereswill in Gewahrsam genommen werden. Der Mann musste mit einer Drehleiter über den Balkon aus der Wohnung geholt werden. Die Behörden prüfen, ob sich der Anwohner damit strafbar gemacht hat und ob ihm die Kosten für den längeren Polizeieinsatz in Rechnung gestellt werden können. Statt wie geplant um 12.00 Uhr konnte die Entschärfung erst zweieinhalb Stunden später beginnen. 

Die mit 1,4 Tonnen Sprengstoff ausgestattete Bombe hatte drei Zünder, die nacheinander unschädlich gemacht werden mussten. Bei zwei dieser Zünder ließen sich zunächst die Sprengkapseln nicht lösen. Sie mussten gesondert ausgebaut werden. Als dies gelungen war, konnte die Polizei Entwarnung geben: Bombe entschärft.

Nach erfolgter Entschärfung wird die Luftmine den Medien präsentiert. Daneben knien die Entschärfer vom Kampfmittelräumdienst des Landes Hessen, Dieter Schwetzler (l) und Rene Bennert. Foto: Andreas Arnold

Nach erfolgter Entschärfung wird die Luftmine den Medien präsentiert. Daneben knien die Entschärfer vom Kampfmittelräumdienst des Landes Hessen, Dieter Schwetzler (l) und Rene Bennert. Foto: Andreas Arnold

Ein Polizist sichert den "roten Bereich" der Sperrzone in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler

Ein Polizist sichert den "roten Bereich" der Sperrzone in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler

Eine Anwohnerin verlässt die Evakuierungszone. Foto: Boris Roessler

Eine Anwohnerin verlässt die Evakuierungszone. Foto: Boris Roessler

Ein Mann schläft in der Messehalle. Foto: Frank Rumpenhorst

Ein Mann schläft in der Messehalle. Foto: Frank Rumpenhorst

Die Polizei überprüft, ob wirklich alle Menschen das Gebiet verlassen haben. Foto: Boris Roessler

Die Polizei überprüft, ob wirklich alle Menschen das Gebiet verlassen haben. Foto: Boris Roessler

Viel zu früh: Die siebenjährige Lina wartet mit ihrem Kuscheltier am vollgepackten Auto. Foto: Frank Rumpenhorst

Viel zu früh: Die siebenjährige Lina wartet mit ihrem Kuscheltier am vollgepackten Auto. Foto: Frank Rumpenhorst

Ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera kreist über der "roten Zone". Foto: Boris Roessler

Ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera kreist über der "roten Zone". Foto: Boris Roessler

Eingepackt zwischen den Habseligkeiten ihres Frauchens wartet "Asta" auf den Bus. Foto: Boris Roessler

Eingepackt zwischen den Habseligkeiten ihres Frauchens wartet "Asta" auf den Bus. Foto: Boris Roessler

Ein Warnplakat hängt an der Bombenfundstelle. Foto: Andreas Arnold

Ein Warnplakat hängt an der Bombenfundstelle. Foto: Andreas Arnold

Bombenentschärfer vom Regierungspräsidium Darmstadt warten auf ihren Einsatz. Foto: Frank Rumpenhorst

Bombenentschärfer vom Regierungspräsidium Darmstadt warten auf ihren Einsatz. Foto: Frank Rumpenhorst

Mit Bussen werden Menschen aus der Evakuierungszone gebracht. Foto: Boris Roessler

Mit Bussen werden Menschen aus der Evakuierungszone gebracht. Foto: Boris Roessler