Böhmermann mit Kritik an Kanzlerin zurück

"Mich Erdogan zum Tee serviert"

Nach wochenlanger medialer Abstinenz meldet sich Jan Böhmermann wieder zu Wort. Mit scharfer Kritik an Merkels Verhalten im Zusammenhang mit seinem Schmähgedicht auf den türkischen Präsident Erdogan. Sie habe ihn "filetiert und einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert".

Hamburg

, 03.05.2016, 15:43 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Schauspieler Max Mauff hält vor der Verleihung der Grimmepreise eine Plakat mit der Aufschrift «Vermisst», das auf die Abwesenheit des Satirikers Jan Böhmermann hinweist. Foto: Henning Kaiser

Der Schauspieler Max Mauff hält vor der Verleihung der Grimmepreise eine Plakat mit der Aufschrift «Vermisst», das auf die Abwesenheit des Satirikers Jan Böhmermann hinweist. Foto: Henning Kaiser

Jan Böhmermann (35) kritisiert Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihr Verhalten nach der Veröffentlichung seines Schmähgedichts. "Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht", sagte der Satiriker der Wochenzeitung "Die Zeit" (Ausgabe 4. Mai). Am Dienstag zitierte "Zeit Online" vorab daraus. "Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai WeiWei aus mir gemacht", sagte der ZDF-Moderator und Grimmepreisträger, der sich bislang zum Wirbel um sein Gedicht kaum geäußert hatte.

Jetzt hält sich Böhmermann ernsthaft für Ai Weiwei. Also entweder ist der völlig verblödet oder ich!

— Jan Böhmermann (@janboehm)

"Gespannt wer zuletzt lacht"

Böhmermann steht weiter zu seinem Gedicht. "Das war eine wahnsinnig gute Nummer - bloß schade, dass sie von mir war", äußerte er in einer Vorschau auf das Interview auf Zeit Online. Es sei für ihn die "schmerzhafteste Vorstellung", dass ihn "jemand wegen dieser Nummer ernsthaft für einen Rassisten oder Türkenfeind halten könnte". Zur anstehenden Verhandlung gegen ihn äußerte er sich recht entspannt: "Jetzt wird eben im Namen des Volkes verhandelt: Witz gegen Bundesregierung. Ich bin gespannt, wer zuletzt lacht."

Im 1. Interview seit der Schmähgedicht-Affäre kritisiert @janboehm Kanzlerin Merkel in @DIEZEIT. #Böhmermannhttps://t.co/3gQfqdlkDH (red)

— DIE ZEIT (@DIEZEIT)

Böhmermann las Ende März in seiner satirischen TV-Show "Neo Magazin Royale" (ZDFneo) ein Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, das Formulierungen enthielt, die unter die Gürtellinie zielten. Erdogan stellte Strafantrag wegen Beleidigung.

Die türkische Regierung wandte sich mit dem förmlichen Wunsch nach Strafverfolgung auf Grundlage des Paragrafen 103 im Strafgesetzbuch an die Bundesregierung. Er stellt die Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten unter Strafe. Dafür muss die Bundesregierung für die Strafverfolgung eine Ermächtigung erteilen. Das hat sie in diesem Fall getan. Bundeskanzlerin Merkel (CDU) hatte Böhmermanns Gedicht außerdem früh als "bewusst verletzend" bewertet. Später sagte sie dazu: "Das war im Rückblick betrachtet ein Fehler." 

mit dpa